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Delta-Variante in Portugal: Warum eine Urlauberin dennoch im Land bleibt

Karoline hat sich trotz Delta-Variante entschieden, in Portugal zu bleiben. (Symbolbild)
Karoline hat sich trotz Delta-Variante entschieden, in Portugal zu bleiben. (Symbolbild)Bild: E+ / A&J Fotos
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"Dass selbst wir in Quarantäne müssten, war ein ziemlicher Schock": Urlauberin aus Portugal berichtet über die Corona-Lage

28.06.2021, 18:4130.06.2021, 14:23
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Zahlreiche Deutsche versuchen aktuell, Portugal zu verlassen: Nachdem das beliebte Urlaubsland vom Robert-Koch-Institut als Virusvariantengebiet eingestuft worden ist, droht Reiserückkehrern ab Dienstag eine 14-tägige Quarantäne. Egal, ob sie vollständig geimpft sind oder nicht.

Viele Urlauber versuchen nun also, einen der heißbegehrten und überteuerten Rückflüge zu ergattern. Nicht aber Karolin B. (Name von der Redaktion geändert) aus Berlin: Die 36-Jährige und ihr Mann haben sich entschlossen, die Reise mit ihrer kleinen Tochter nicht vorschnell abzubrechen. Bei watson erklärt sie, welche Gründe für sie dafür sprechen, in Portugal zu bleiben – und wie sie dennoch Ansteckungsrisiken meidet.

"Mein Partner und ich sind beide bereits doppelt geimpft, beide mit Biontech. Die Nachricht, dass selbst wir in Quarantäne müssten, war ein ziemlicher Schock."

Wir sind am Freitag früh morgens um 6 von Deutschland nach Porto geflogen – mit dem Wissen, dass wir in ein sicheres Reiseland fliegen. Wir hatten den Urlaub schon lange geplant, denn mein Mann stammt ursprünglich aus Portugal, seine ganze Familie lebt hier. Seine Eltern hatte er, natürlich Corona-bedingt, schon über ein Jahr nicht gesehen. Dementsprechend haben wir uns besonders auf die Reise gefreut – auch darauf, den Geburtstag meiner kleinen Tochter hier gemeinsam mit den Großeltern zu verbringen.

Wir sind also am Freitag gut und sicher hier angekommen, alles kein Problem. Spät abends haben wir dann allerdings über die deutschen Medien erfahren, dass zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder strengere Reise-Auflagen erteilt wurden – ausgerechnet für Portugal, das nun wieder als Risikogebiet gilt. Wenn wir nicht bis Montagabend das Land verlassen, droht uns eine zweiwöchige Quarantäne nach unserer Rückkehr nach Deutschland – egal, ob wir geimpft sind oder nicht.

Nach einigem Überlegen haben wir entschieden: Wir bleiben in Portugal

Mein Partner und ich sind beide bereits doppelt geimpft, beide mit Biontech. Die Nachricht, dass selbst wir in Quarantäne müssten, war ein ziemlicher Schock und hat uns natürlich erst einmal ziemlich heruntergezogen. Am Samstag war die Laune im Keller.

Natürlich haben auch wir überlegt, ob wir das Land jetzt verlassen sollen – so, wie es viele andere auch gerade tun. Vor allem diejenigen, die nicht Familien-bedingt oder mit Kleinkind hier sind und deswegen flexibler sind mit dem Reisen.

Letztlich haben wir uns, nach einigem Hin und Her, gegen eine Ausreise entschieden, aus unterschiedlichen Gründen:

"Wir hoffen jetzt einfach, dass sich die Auflagen in den kommenden Wochen, solange wir noch hier sind, ändern, und wir uns nach unserer Rückkehr freitesten können."

Zum einen wissen wir seit Beginn der Corona-Pandemie, dass sich Regularien sehr schnell ändern können. Wir hoffen jetzt einfach, dass sich die Auflagen in den kommenden Wochen, solange wir noch hier sind, ändern, und wir uns nach unserer Rückkehr freitesten können.

Zum anderen sind wir hier, in der Region um Porto, bisher nicht von der Delta-Variante betroffen: Wir befinden uns gerade auf dem Land, die Strände sind total leer, es ist kaum etwas los. Die Stadt Porto meiden wir, Lissabon sowieso, und wir hatten auch nie vor, Richtung Algarve – die Küste im Süden Portugals – zu fahren, wo die Mutante sich derzeit besonders stark ausbreitet. Wir fühlen uns hier eigentlich ziemlich sicher vor dem Coronavirus und wollen deswegen auch hier bleiben.

Ein weiterer Grund, der uns davon abgehalten hat, jetzt spontan Rückflüge zu buchen, sind schlichtweg die Preise: Ein Flug nach Deutschland kostet jetzt locker 700 bis 800 Euro pro Person. Da wären wir bei einer dreiköpfigen Familie schnell bei um die 2000 Euro. Ein zu hoher Preis für eine Regelung, die sich möglicherweise in den kommenden Tagen oder Wochen wieder ändert.

Die Risiken sind uns bewusst

Uns ist natürlich klar, dass wir, wenn wir angesichts der Lage hier bleiben, ein erhebliches Risiko eingehen. Uns erreichen auch permanent Nachrichten aus Deutschland, ob wir nicht doch ausreisen wollen. Wir wissen auch von weiteren Verwandten meines Mannes, die in Deutschland leben und jährlich nach Portugal reisen, nun ihre Flüge abgesagt haben. Es gibt momentan viele Reisen, die nicht angetreten werden, das ist uns bewusst. Gleichzeitig kennen wir auch einige Leute, die das Land wegen der Delta-Variante bereits verlassen haben.

"Wir werden natürlich, obwohl wir geimpft sind, weiterhin vorsichtig sein."

Wir wissen um die derzeitige Lage. Wir haben unser Risiko abgeschätzt und wir wissen, dass wir mit einer zweiwöchigen Quarantäne rechnen müssen, wenn wir nach Hause zurückkehren. Aber die Überlegungen, hier zu bleiben, haben letztlich überwogen.

Wir werden natürlich, obwohl wir geimpft sind, weiterhin vorsichtig sein. Die Menschen hier sind es auch, selbst am Strand sind alle mit Maske unterwegs. Man spürt einfach, dass den Portugiesen der harte Lockdown der vergangenen Monate in den Knochen sitzt. Nichtsdestotrotz versuchen wir nun, unseren Urlaub mit unserer Familie zu genießen.

Protokoll: Agatha Kremplewski

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