Die Lichter am Weihnachtsbaum brennen, die Luft ist angenehm warm, das Sofa flauschig – und die Hose spannt. Für viele dürfte das ein vertrautes Gefühl an Heiligabend sein.
Denn Weihnachten heißt in vielen Familien: Es gibt Essen, und zwar viel zu viel. Plätzchen hier, Glühwein da und ein fetter Braten obendrauf. Am Ende jedes Feiertags steht da oft ein besinnliches Fresskoma.
Dieses Essverhalten hat natürlich Folgen. Eine viel zitierte Studie der Cornell Universität in den USA besagt: Am dicksten sind die Deutschen zehn Tage nach Weihnachten.
Wie damit umgehen? Wir haben Studien, Bestseller-Ratgeber und Experten bemüht und stellen euch drei Strategien vor, mit denen ihr dem Fress-Gelage an Weihnachten begegnen könnt. Für jeden Feiertagstyp ist eine dabei.
Feiertage sind, der Name sagt es ja bereits, zum Feiern da. Disziplin und Anstand haben auf einer ordentlichen Feier nichts zu suchen. Also her mit den Lebkuchen und dem zuckersüßen Punsch.
Schließlich rät auch der österreichische Philosoph Robert Pfaller zum Genuss: "Wirklich vernünftig sein heißt (...), sich ab und zu Momente kindlicher Unvernunft gönnen zu können."
Ähnlich sieht das auch der Ernährungspsychologe Christoph Klotter, Professor an der Hochschule Fulda. "Jede Gesellschaft hat Formen des kollektiven Überschreitens von Regeln", sagt er im Gespräch mit watson. Das Feiern mit ausgiebigen Mahlzeiten an Weihnachten ist für ihn eine dieser Formen davon.
Für den Typ "Genießer" also gilt: Viel Spaß!
Wichtig sei, sagt der Psychologe, das kollektive Über-die-Stränge-schlagen an Weihnachten zu akzeptieren.
Vielen gelingt das allerdings nicht. Hemmungsloses Schlemmen hört sich gut an, doch nach dem Genuss beschleicht so manchen ein mieses Gefühl.
"Das schlechte Gewissen ist eigentlich verheerend", warnt Klotter. "Dann esse ich noch mehr, das ist ein Teufelskreis."
Die negativen Gedanken zerstören den Genuss und sorgen für Frust. Mittlerweile sei es üblich, beim Essen ein schlechtes Gewissen zu bekommen, "weil wir in einer Gesellschaft leben, wo man eigentlich nichts essen darf aufgrund des Schlankheitsideals", sagt Klotter.
Der Experte rät: "Ich würde das Feiern ein bisschen planen."
Klotter spricht von "Kompensationstrategien". "Ich kann mit der Familie schön essen, aber ich kann am nächsten Tag mit der Familie auch spazieren gehen oder eine Wanderung machen." So wie man zusammen das Essen plane, sollten die Feiernden auch die Kompensation zusammen planen.
Die "Kompensation" kann dabei alles sein, was Freude bereitet. "Ich kann es auch als erfreulich erleben, dass ich wieder Sport mache", sagt Klotter.
Zwei Aspekte sind dem Experten hier wichtig: Gelassenheit und perspektivische Planung.
Es gibt Menschen, die sich sehr komplexe Strategien ausgedacht haben, um den Genuss zu maximieren und die Gewichtszunahme zu minimieren. Einer dieser Menschen ist Tim Ferriss, Investor, Bestseller-Autor und ein Guru der Selbstoptimierer.
In seinem Buch "Der 4-Stunden-Körper" schreibt er über Methoden zur "Schadensbekämpfung". Für ihn gilt es dabei, drei Prinzipien zu folgen. Seid gewarnt: Das liest sich etwas irre.
Klingt irre anstrengend? Ist es. Und womöglich auch bedenklich.
Ernährungspsychologe Klotter jedenfalls rät von solchen Methoden strikt ab. "Das ist nicht entspannend, das ist rigide. Ein Strudel an Zwängen produziert das Gegenteil."
Wer sich in seinem Essverhalten einschränkt, kann damit rechnen, gegen die selbst auferlegten Regeln zu verstoßen. Und: Dieses Verhalten kann auf lange Sicht gar zu einer Essstörung führen, weil Essen nicht mehr Genuss ist, sondern mit schlechten Gefühlen belegt wird.
Klotter hält es da lieber mit dem "Dschungelbuch" und empfiehlt für Weihnachten: "Probier's mal mit Gemütlichkeit."