Kühe stoßen Methan aus – jedoch produzieren sie lange nicht so viel wie der Mensch. Bild: dpa / Mohssen Assanimoghaddam
Nachhaltigkeit
15.07.2020, 06:3815.07.2020, 11:21
Der jährliche weltweite Ausstoß des
Treibhausgases Methan hat einen neuen Höchststand erreicht: 2017
gelangten Hochrechnungen zufolge knapp 600 Millionen Tonnen des Gases
in die Erdatmosphäre, mehr als die Hälfte davon durch Aktivitäten des
Menschen. Gegenüber dem jährlichen Durchschnitt der Jahre 2000 bis
2006 hat sich der jährliche Ausstoß um rund 50 Millionen Tonnen
erhöht, ein Zuwachs um neun Prozent. Diese Zahlen stammen aus zwei
Studien einer Gruppe um Rob Jackson von der Stanford University in
Stanford (Kalifornien, USA), die in den Fachzeitschriften "Earth
System Science Data" und "Environmental Research Letters"
veröffentlicht wurden.
Über einen Zeitraum von 100 Jahren hat Methan eine 28 Mal
stärkere Treibhauswirkung als Kohlendioxid (CO2), über 20 Jahre
gerechnet ist die Wirkung sogar 86 Mal stärker. "Methan ist jetzt für
23 Prozent der globalen Erwärmung aufgrund von Treibhausgasen
verantwortlich", erklärte Ko-Autor Pep Canadell vom CSIRO Oceans and
Atmosphere in Canberra (Australien).
Während die Methanemissionen aus natürlichen Quellen wie
Feuchtgebieten und Vulkanen im untersuchten Zeitraum nahezu gleich
geblieben sind, hat sich der Ausstoß durch menschliche Aktivitäten
stark erhöht. Die Studienautoren nennen hier vor allem die Förderung
von fossilen Brennstoffen, Deponien und die Landwirtschaft, besonders
die Viehzucht, als Quellen. "Die Leute scherzen über das Aufstoßen
von Kühen, ohne zu wissen, wie groß die Quelle wirklich ist", so
Jackson. Die Emissionen von Rindern und anderen Wiederkäuern seien
bei Methan fast so hoch wie die der fossilen Brennstoffindustrie.
Einige Regionen produzieren deutlich mehr
Drei Weltregionen verzeichneten einen besonders starken Anstieg
beim Methanausstoß: Afrika/Naher Osten, China/Südasien sowie
Ozeanien, wozu auch Australien gehört. Haupttreiber sind den
Computermodellen und Berechnungen zufolge vor allem die Viehzucht und
die Verwendung fossiler Brennstoffe. Mit jährlich 4,5 Millionen
Tonnen mehr haben auch die USA ihren Anteil an der
Emissionssteigerung, vor allem durch die Förderung und Verteilung von
Erdgas. Einen Anstieg der Methanemissionen durch das Auftauen von
Permafrostböden in kälteren Regionen konnten die Forscher zumindest
bis 2017 nicht beobachten.
Europa ist die einzige Weltregion, deren Methanausstoß 2017
gegenüber dem Vergleichszeitraum (2000 bis 2006) leicht gesunken ist.
"Richtlinien und ein besseres Management haben die Emissionen aus
Deponien, Gülle und anderen Quellen hier in Europa reduziert",
erklärte Ko-Autorin Marielle Saunois von der Université de Versailles
Saint-Quentin (Frankreich). Die Europäer äßen mittlerweile auch
weniger Rindfleisch und mehr Geflügel und Fisch.
Die Wissenschaftler präsentieren aber auch eine gute Nachricht:
Weil Methan in der Atmosphäre sehr viel schneller abgebaut wird als
CO2, könnte eine Verringerung des menschengemachten Methanausstoßes
schnell Wirkung zeigen. Die kurzfristige Reduktion von Treibhausgasen
im Zuge der Lockdowns wegen der Corona-Krise wird den Forschern
zufolge kaum Einfluss auf die Methanemissionen haben. "Wir heizen
immer noch unsere Häuser und Gebäude und die Landwirtschaft wächst
weiter", erklärte Rob Jackson.
(lin/dpa)
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