Vor allem in der Corona-Krise kaufem Menschen einer Studie zufolge bewusster ein. Bild: imago images / imageBROKER/Michael Weber
Nachhaltigkeit
Die Deutschen achten beim Einkaufen laut einer Studie immer mehr auf ökologisch, regional oder fair produzierte Waren. Das gilt umso mehr in der Corona-Zeit.
Die Deutschen achten beim Einkaufen laut einer
Umfrage immer mehr auf ökologisch, regional oder fair produzierte
Waren. Inzwischen seien für 70 Prozent der Menschen ethische
Kriterien fester Bestandteil ihrer Kaufentscheidung, heißt es in der
"Trendstudie 2020 zum ethischen Konsum" der Hamburger Otto Group, die
der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Das seien sechs Prozentpunkte
mehr als bei der vorangegangenen Trendstudie von 2013. Ein Fünftel
der Befragten gab zudem an, seit der Corona-Krise noch bewusster nach
ethischen Kriterien einzukaufen.
68 Prozent der Menschen boykottieren demnach inzwischen auch
Anbieter, die ein unfaires Verhalten gegenüber den Beschäftigten an
den Tag legen. 63 Prozent seien wiederum sogar bereit, die Mehrkosten
für klimaneutrale Produkte zu tragen. Für die Studie wurden nach
Angaben der Otto Group die Ergebnisse einer Befragung von 1149
Deutschen zwischen 14 und 70 Jahren im September und Oktober 2020 mit
Perspektiven aus der Trendforschung kombiniert.
"Die Ergebnisse zeigen, dass der ethische Konsum im Mainstream
angekommen ist", sagte der Vorstandsvorsitzende der Otto Group,
Alexander Birken, der Deutschen Presse-Agentur. Die Zeiten des
Greenwashings seien endgültig vorbei. "Unternehmen müssen mehr
Verantwortung übernehmen, die Kundinnen und Kunden erwarten zu Recht,
dass auch der innere Wert der Waren stimmt." Wer das nicht
hinbekomme, der werde auf Dauer nicht bestehen können.
Mehrheit der Deutschen sorgen sich um Umwelt
Laut Umfrage sind für die Mehrheit der Deutschen die Grenzen des
Wachstums erreicht. So sprechen sich drei Viertel der Befragten für
eine gerechtere Verteilung des Reichtums, für eine Begrenzung des
Ressourcenverbrauchs und für mehr Lebensqualität mit weniger, dafür
sinnvollerer Arbeit aus. Ein ähnlich hoher Anteil (71 Prozent) sieht
auf Mensch und Umwelt ernsthafte Schwierigkeiten zukommen, wenn die
Wirtschaft so weitermacht wie bisher.
Entsprechend sprechen sich 82 Prozent der Befragten für eine längere
Haltbarkeit der Produkte und eine höhere Materialeffizienz aus und
sind auch bereit, den Weg von der Wegwerfgesellschaft hin zur
Kreislaufwirtschaft mitzugehen. 73 Prozent finden es gut, gebrauchte
Dinge wie getragene Mode oder alte Möbel zu kaufen oder zu verkaufen.
Sei in der Trendstudie 2013 noch rund die Hälfte der Befragten bereit
gewesen, öfter Sachen zu teilen, zu tauschen, zu leihen oder
gebraucht zu kaufen, seien es nun schon fast zwei Drittel.
Mehr Verantwortung von Politik gefordert
Wertschöpfung und werteorientiertes Handeln müssten zu den beiden
Seiten einer Medaille werden, sagte Otto-Chef Birken. Dazu gehöre,
dass die Herstellung eines Produkts nicht auf Kosten von Mensch und
Umwelt erfolge und sein Preis die tatsächlichen Kosten auch
widerspiegele. "Dies funktioniert nur, wenn wir einen fairen
Wettbewerb schaffen. Hier müssen Politik und Wirtschaft eindeutig
mehr Verantwortung übernehmen", forderte Birken.
Der Umfrage zufolge sehen inzwischen 41 Prozent der Befragten die
Politik gefordert, einen Rahmen für ethischen Konsum vorzugeben. Bei
den Trendstudien 2011 und 2013 sahen nur 27 Prozent der Befragten die
Politik in der Pflicht. Dass die Wirtschaft Impulsgeber für ethischen
Konsum sein soll, finden heute 23 Prozent. 22 Prozent wiederum sehen
jeden Einzelnen gefordert.
(lau/dpa)
Jeder hat die Bilder in den letzten Tagen gesehen: die eingestürzte Carolabrücke in Dresden, Sinnbild der kaputtgesparten Infrastruktur. Zur gleichen Zeit wurden Hochwasserwarnungen für die Elbe in Sachsen ausgesprochen, eine Folge ungewöhnlich hoher Temperaturen im Mittelmeer.