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Supermarkt: Schokolade wird deutlich teurer – das steckt dahinter

Schokolade ist in Deutschland eine der beliebtesten Süßigkeiten.
Schokolade ist in Deutschland eine der beliebtesten Süßigkeiten.bild: pexels
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Kakaopreise steigen weiter an: Droht jetzt der Preisschock im Supermarkt?

21.03.2024, 18:43
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Kakao ist so teuer wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Binnen eines Jahres haben sich die Preise verdoppelt – das merken auch die Verbraucher:innen an der Supermarktkasse.

Das hat einerseits mit der steigenden Nachfrage nach Kakaobohnen zu tun. Andererseits gab es aber auch immer mehr Missernten, allem voran in Ghana und an der Elfenbeinküste. Das ist der nur schmale geografische Gürtel, in dem die nötigen klimatischen Bedingungen für den Anbau gegeben sind. Eigentlich. Denn in den letzten Jahren machten immer häufigere Extremwetterlagen den Kakaobauern einen Strich durch die Rechnung.

Klimakrise macht Kakaobäumen schwer zu schaffen

"Kakaobäume sind sehr sensibel gegenüber dem Wetter – und durch die Klimakrise kommt es häufiger zu längeren Dürre- und Regenperioden", sagt Gerrit Wiezoreck gegenüber watson. Er ist Geschäftsführer von Ecofinia, der Firma hinter der bekannten Bio-Schokoladenmarke Vivani.

Die Folge: Die Pflanzen werden anfälliger für Pilzerkrankungen. Und weil die Ernten der letzten Jahre aufgrund der Dürreperioden so schlecht ausfielen, konnten die Kakaobauern ihre Plantagen nicht an die Folgen der Klimakrise anpassen. Ein Teufelskreis. Denn durch den Anbau konventionellen Kakaos in Monokulturen werden die Pflanzen zusätzlich anfälliger für Wetterschäden und Krankheiten.

"Schlimmstenfalls werden die Kakaobohnen noch knapper und teurer."
Gerrit Wiezoreck, Geschäftsführer von Ecofinia

Supermarkt: Kakaoernte in Gefahr –Schokoladenpreise könnten steigen

Auch dieses Jahr könnte die Kakaoernte erneut dürftig ausfallen. Denn neben der Trockenheit grassiert auch das sogenannte CSSVD-Virus, das Kakaobäume befällt und zu ihrem Absterben beiträgt. Über 17 Prozent der Anbauflächen sind allein in Ghana befallen, und auch an der Elfenbeinküste greift das Virus bereits um sich.

Bio-Kakaobäume sind besser vor den Folgen der Klimakrise geschützt.
Bio-Kakaobäume sind besser vor den Folgen der Klimakrise geschützt.bild: ecofinia / LUIGDAZ

"Experten gehen davon aus, dass in Westafrika auch in dieser Saison rund 20 bis 30 Prozent weniger Kakao geerntet werden", erklärt Wiezoreck. Da die beiden Länder rund 60 Prozent des weltweiten Kakaos produzieren, wird sich dieser Effekt auch auf dem Weltmarkt bemerkbar machen – mit weiter anziehenden Preisen. Wiezoreck betont:

"Die meisten Hersteller sind noch für das erste Halbjahr eingedeckt, vielleicht auch noch bis zum Herbst. Das heißt, wir haben zunächst vor allem einen Preisanstieg, den wir auf unsere Produkte werden umlegen müssen. Aber wenn die Nachfrage weiterhin hoch bleibt und das Angebot noch weiter sinkt, wird es zu Engpässen kommen."

Rasanter Preisanstieg im Supermarkt: Wird Schokolade bald zum Luxusgut?

Werden die Supermarktregale also schon bald leer sein – und Schokolade zum Luxusgut mutieren? Flächendeckend sollte es soweit wohl nicht kommen, meint Wiezoreck. "Aber es kann punktuell durchaus zu Lieferengpässen kommen."

Die nächste große Kakaoernte steht ab September in Westafrika an, erst dann lasse sich beurteilen, wie gravierend die Ernteausfälle – und damit der Preisanstieg sind. "Schlimmstenfalls werden die Kakaobohnen noch knapper und teurer", sagt Wiezoreck und ergänzt:

"Die weltweite Nachfrage nach Kakao steigt weiter, daher werden die Preise für Schokolade sicher nicht wieder auf ein so niedriges Niveau wie vor einigen Jahren sinken. Gute Schokolade kann aber auch nicht so billig sein wie eine Tüte Zucker. Es wird sich noch jeder Schokolade leisten können – aber man wird sie dann auch bewusster genießen."
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Kleine Bio-Hersteller trifft Kakao-Missernten besonders

Besonders bedroht von den Missernten: Kleine Hersteller, wie beispielsweise auch Ecofinia. Das liegt vor allem daran, dass die kleinen Player "just in time" produzieren und über keine vollen Lagerhallen mit Kakao verfügen, wie Wiezoreck erklärt. Dazu kommt noch, dass durch die hohen Weltmarktpreise auch die Aufschläge für Bio irrelevant geworden sind, "sodass teilweise hochwertiger Bio-Kakao als konventioneller Kakao abgegriffen und weiterverkauft wird".

Gerrit Wiezoreck ist Co-Geschäftsführer von Ecofinia.
Gerrit Wiezoreck ist Co-Geschäftsführer von Ecofinia. bild: ecofinia / LUIGDAZ

Ein Vorgehen, dass Ecofinia schmerzlich zu spüren bekommen könnte, wenn ihnen die großen Hersteller den Bio-Kakao vor der Nase wegkaufen. Wiezoreck sagt:

"Ecofinia hat zwar langfristige Partnerschaften mit seinen Kakaobauern in der Dominikanischen Republik. Aber diese bringen nichts, wenn große Unternehmen einzelne Produzenten abfahren und dort Bio-Kakao kaufen, der eigentlich zur Kooperative und zu deren Partnern gehen sollte."

Dazu kommt noch, dass die Deutschen aufgrund der hohen Inflation generell weniger Bio-Produkte einkaufen, wie eine Umfrage von Deloitte Anfang Dezember 2023 zeigte. "Das betrifft Genussprodukte wie Schokolade besonders", sagt Wiezoreck. "In wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist es leider schwieriger, Menschen mit Qualität und Nachhaltigkeit zu überzeugen." Stattdessen würden viele Menschen zu günstigeren Handelsmarken greifen.

Doch dieses Verhalten treibt den Teufelskreis weiter an: Wenige große Hersteller beherrschen den Markt und bauen ihren Kakao konventionell an, um möglichst viel Ertrag aus möglichst wenig Fläche zu bekommen. Das wiederum schadet der Biodiversität und macht die Pflanzen anfälliger für Krankheiten und Wetterschäden – es kommt zu immer mehr Missernten und steigenden Preisen.

Doch wer darauf achte, Schokolade mit Bio-Siegel zu kaufen, trage bereits dazu bei, dass die Biodiversität geschützt und kleinere Kakaobauern unterstützt und fair bezahlt würden, meint Wiezoreck, ergänzt aber: "Dennoch bleibt Kakao ein Rohstoff mit einem nicht unerheblichen CO2-Fußabdruck."

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