Wer an Bienen denkt, dem schießt vermutlich zuallererst "Honig" in den Kopf. Aber das sollte es nicht, denn die pelzigen Insekten tragen eine Menge Verantwortung auf ihren fragilen Flügelchen: Expert:innen gehen davon aus, dass etwa ein bis zwei Drittel unserer Nahrung von der Bestäubung durch Bienen abhängt.
Damit haben die Insekten eine essenzielle Bedeutung für uns: Sie sind der Schlüssel für die weltweite Nahrungsmittelproduktion.
Laut Greenpeace wachsen allein in Europa 4000 Gemüsesorten nur dank der fleißigen Bienchen. "Mit ihrer Bestäubungsleistung tragen sie maßgeblich zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei und sorgen dafür, dass wir eine große Auswahl an Obst und Gemüse haben", erklärt Marina Meixner, vom Bieneninstitut Kirchhain gegenüber watson.
Doch wir haben ein Problem: Die Population der Bienen sinkt rasant. Allein in Europa gibt es dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) zufolge etwa zehn Prozent weniger Bienen als noch vor einigen Jahren, in den USA ist ein Rückgang von 30 Prozent zu verzeichnen – im Nahen Osten sogar um 85 Prozent.
Der Deutsche Imkerbund geht davon aus, dass sich die Zahl der Bienenvölker hierzulande in den letzten knapp 70 Jahren von 2,5 Millionen auf 1,4 Millionen reduziert hat.
Der Grund dafür: die wachsende industrielle Landwirtschaft, die Nutzung von Pestiziden und die damit einhergehende Zerstörung wichtiger Lebensräume der Bienen. Als zentrale Faktoren gilt Meixner zufolge zudem der Verlust von Habitaten durch die Versiegelung und Bebauung von Flächen. "Auch die zunehmenden Veränderungen des Klimas oder der Eintrag von Schadstoffen in Böden und Gewässern können Faktoren sein", ergänzt sie.
Dieser Trend ist gleich doppelt bedenklich: Denn auf der einen Seite müssen wir immer mehr Menschen ernähren. Auf der anderen Seite gibt es immer weniger Bienen, die dafür sorgen, dass wir auch tatsächlich genügend Essen auf dem Tisch haben.
Kein Wunder, dass die Biene 2019 in einer Sitzung der Gelehrtengesellschaft "Royal Geographical Society" offiziell zum "wichtigsten Lebewesen" auf unserem Planeten erklärt wurde, wie auch "The Science Times" berichtete.
Als Nutztier bringt die Biene der Wirtschaft jährlich etwa zwei Milliarden Euro ein, wie Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund gegenüber dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" erklärte: durch die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen, aber auch als Nahrungsgrundlage für andere Tiere, wie etwa Vögel. Demnach ist die Biene nach Schweinen und Rindern das drittwichtigste Nutztier in Deutschland.
Aber die Biene ist nicht nur ausgesprochen wichtig, sondern auch vom Aussterben bedroht: Fast die Hälfte der 557 in der "Roten Liste" bewerteten Bienen sind bestandsgefährdet oder gar ausgestorben. Nur etwa 37 Prozent gelten als nicht gefährdet. Meixner bringt die Wichtigkeit der Biene auf den Punkt:
Wann allerdings der kritische Punkt überschritten ist, und nicht mehr genügend Bienen da sind, um unsere Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten, lässt sich Meixner zufolge nicht beantworten – dafür gebe es nicht genügend Daten.
"Für den größten Teil der landwirtschaftlichen Produktion ist die Bestäubungsleistung der Honigbiene zusammen mit relativ wenigen Arten der Hummel und Solitärbienen verantwortlich", gibt Meixner zumindest ein wenig Entwarnung. Denn diese Arten sind nicht oder nur wenig gefährdet.
Gleichwohl solle man sich auf diesem Fakt nicht ausruhen: Denn auch der Verlust einer großen Zahl von Arten der Wildbienen hätte weitreichende Konsequenzen für unsere Naturräume und das Funktionieren unserer Ökosysteme.
Um Bienen zu schützen, gibt es viele Möglichkeiten – sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich. "Zum Beispiel durch das Anlegen von Blühflächen und das Schaffen vielseitiger Blütenangebote im privaten und städtischen Raum", erklärt Meixner gegenüber watson. Dafür eignen sich etwa Rosmarin und Thymian, aber auch viele weitere Pflanzen sind im Handel als "bienenfreundlich" gekennzeichnet.
Ebenfalls wichtig: Gerade im privaten Bereich sollte man die Nutzung chemischer Pflanzenschutzmittel vermeiden – denn sie schaden den Bienen erheblich.
Außerdem könne man durch die Schaffung geeigneter Habitate und Nistgelegenheiten für Wildbienen – etwa indem Flächen unter Schutz gestellt werden – dafür sorgen, bedrohte Bienenarten zu schützen.
Mit Blick auf den eigenen Garten oder Balkon würde aber auch ein Insektenhotel oder Hummelkasten helfen – dafür müsse man aber tiefer ins Portemonnaie greifen, wie Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund betonte. Denn die Hotels müssen einige Funktionen erfüllen, um den Bienen wirklich eine Unterstützung zu sein: So müssen die einzelnen Gänge und Stängel vertikal sein, da sie ansonsten unbrauchbar für die Insekten sind. Auch saubere und glatte Schnittkanten sind essentiell für das Einnisten der Bienen.