Dass wir mehr Ressourcen verbrauchen, als die Erde eigentlich zur Verfügung stellt, ist uns inzwischen allen bewusst. Aber wie groß ist der Raubbau an unserem Planeten? Das berechnet das Global Footprint Network (GFN). Das Ergebnis: Am heutigen Tag, dem Earth Overshoot Day oder Erdüberlastungstag, haben wir sämtliche Ressourcen aufgebraucht, die die Erde in diesem Jahr auf natürlichem Weg ersetzen könnte. Konkret bedeutet das: Ab sofort leben wir auf Pump.
Die Menschheit lebt also derzeit so, als stünden ihr 1,6 Erden zur Verfügung. Weil das nicht der Fall ist, vergrößert sich unser ökologisches Defizit bis zum Ende des Jahres. Dabei handelt es sich allerdings um einen globalen Wert, in Deutschland stehen wir noch weit schlechter da: Mit unserem Ressourcenverbrauch haben wir schon Ende April unser Budget verbraucht. Würde jeder Erdenbürger so viele Ressourcen verbrauchen wie der durchschnittliche Bewohner Deutschlands, müssten uns volle drei Erden zur Verfügung stehen, um den Verbrauch zu decken.
Die ständige Überlastung der Erde hat ernste Folgen. Umweltschützern zufolge führt sie zu Entwaldung und Bodenerosion und heizt den Klimawandel an. Gleichzeitig wird mehr biologisch nutzbare Fläche zerstört.
"Die Warnsignale blinken rot: Unsere Erde ist bis zum Anschlag überlastet", so der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt laut einer Pressemitteilung. "Dabei geht es um nichts weniger als unsere Existenzgrundlage. Wir müssen endlich die Grenzen des Planeten einhalten." Der BUND fordert deshalb eine radikale Kehrtwende in unserer Art zu leben und zu arbeiten.
In diesem Jahr ist der Weltüberlastungstag übrigens etwas später als in den vergangenen Jahren. Das ist allerdings kein Grund zum Jubeln. Denn dass wir weniger Ressourcen verbraucht haben, ist nur dem weltweiten Shutdown infolge der Corona-Pandemie zu verdanken. Sonst hätten wir unsere Ressourcen schon am 22. Juli komplett ausgeschöpft.
In den vergangenen Jahren hatte sich der Erdüberlastungstag fast kontinuierlich nach vorne verlagert. Während die Menschheit im Jahr 2000 erst am 23. September die Kapazitäten des Planeten aufgebraucht hatte, war das im vergangenen Jahr schon am 29. Juli der Fall.
Der BUND warnt: Im Vergleich zu den Auswirkungen der Corona-Krise werden die Folgen der Klimakrise, des Artensterbens und der Rohstoffkrise viel dramatischer sein. "Die von Menschen gemachten Krisen haben die Welt an einen Abgrund geführt", so Bandt. "Wie ein Bumerang kommen die Folgen unserer Art zu wirtschaften und zu leben auf uns zurück. Statt weiter auf Wirtschaftswachstum auf Kosten von Mensch und Umwelt zu setzen, muss die Bundesregierung endlich die sozial-ökologische Transformation unserer Wirtschaft zu ihrer Handlungsmaxime machen."
Laut dem GFN bietet der diesjährige Earth Overshoot Day aber auch eine nie dagewesene Gelegenheit, über die Zukunft nachzudenken. "Unsere Bemühungen mit COVID-19 haben gezeigt, dass es möglich ist, den Verbrauchstrend der ökologischen Ressourcen innerhalb kurzer Zeit zu verschieben", heißt es in einer Pressemitteilung. "Dieses Jahr haben wir beim Kampf gegen ein Virus erlebt, was möglich ist, wenn die Menschheit zusammenkommt, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Welches gemeinsame Ziel könnte wichtiger sein als unser langfristiger Erfolg auf unserem begrenzten Planeten?"
(ftk)