Einer Handvoll Aktivist:innen der Letzten Generation ist es am Donnerstagmorgen gelungen, die Flughäfen in Hamburg und Düsseldorf stundenlang lahmzulegen. Der Zeitpunkt war bewusst gewählt: In Hamburg starteten am selben Tag die Sommerferien und auch in NRW ist aktuell Ferienzeit. So war der Effekt maximal groß.
Nachdem sich die Mitglieder der Klimagruppe auf den Rollfeldern der Flughäfen festgeklebt hatten, waren also zehntausende Passagier:innen zum Warten verdammt. Die Abflüge in Hamburg verzögerten sich im Schnitt um anderthalb Stunden, den ganzen Tag über kommt es deshalb zu Verzögerungen und Flugstreichungen.
Viele Menschen fragten sich im Anschluss, wie es sein kann, dass die Aktivist:innen sich so leicht Zugang zu den Rollfeldern verschaffen und einen derart großen Schaden anrichten konnten. Von der Letzten Generation veröffentlichte Bilder zeigen, dass diese mit einfachsten Mitteln – nämlich mit Bolzenschneidern und Kissen – die Zäune der Flughäfen im Handumdrehen überwunden haben.
Was tun die deutschen Flughäfen bisher für die Sicherheit der Rollfelder und wie wollen sie künftig besser verhindern, dass sich Unbefugte Zutritt zu den Start- und Landebahnen verschaffen? Watson hat dazu bei den großen deutschen Airports nachgefragt.
In Düsseldorf, wo die Startbahn rund zwei Stunden nach Eindringen der Aktivist:innen freigegeben und der Flugverkehr wieder aufgenommen werden konnte, erklärt ein Sprecher, die Alarmsysteme und Sicherheitsprozesse hätten gut funktioniert. "Die Sicherheit des Flugbetriebs war zu jeder Zeit gewährleistet. Darüber hinaus ist es uns mit den beteiligten Behörden gelungen, die Auswirkungen für unsere Passagiere gering zu halten", sagt er.
Man schütze das Gelände durch eine Kombination von "personellen, physischen und technischen Sicherheitsmaßnahmen" auf bestmögliche Weise. Ins Detail geht der Flughafen Düsseldorf hier nicht. Überhaupt berufen sich sämtliche von watson kontaktierte Flughäfen auf Sicherheitsgeheimnisse, die sie nicht mit der Öffentlichkeit teilen könnten.
Auch in Hamburg, wo die Störung besonders heftig war, betont eine Sprecherin gegenüber watson, dass die Sicherung des Flughafengeländes alle gesetzlichen Vorgaben erfülle. Es seien zudem "zusätzliche Alarmketten" etabliert worden, die "die Polizei, den Flughafenbetreiber und die Flugsicherung alarmieren, sobald der Zaun unbefugt durchdrungen wurde". Diese Alarmkette habe auch in diesem Fall gegriffen, sagt die Flughafen-Sprecherin.
Der Airport München erklärte in einer Stellungnahme, dass sich die Flughafensicherheit in ständigem Austausch mit der Bundes- und Landespolizei befinde und man darüber hinaus keine weiteren Angaben machen könne. Auch ein Sprecher des Flughafens Köln/Bonn berief sich gegenüber watson auf Sicherheitsgeheimnisse, genauso ein Vertreter des Frankfurter Airports.
Innenministerin Nancy Faeser kündigte derweil eine Überarbeitung des Schutzkonzeptes an. "Es wird demnächst tatsächliche Standards für die Betreiber kritischer Infrastruktur geben. Dazu gehören auch die Flughäfen, und das wird auch zu einer besonderen Sicherheit der Flughäfen weiterhin führen", sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag in Berlin.
Der Hauptstadt-Flughafen BER hatte bereits Ende 2022 Ärger mit Rollfeld-Blockaden der Letzten Generation. Im Dezember drangen die Aktivist:innen an zwei Stellen in das Gelände ein und legten den Flugverkehr für rund zwei Stunden lahm. Im Mai verschaffte sich die Gruppe dann erneut Zutritt, um dort parkende Privatjets mit Farbe zu besprühen.
Von Sicherheitslücken will man beim Berliner Flughafen aber trotzdem nichts wissen. Es gibt ein umfangreiches Sicherheitskonzept, sagt ein Sprecher und führt dann aus: "Dazu gehören unter anderem ein knapp 30 Kilometer langer Sicherheitszaun, engmaschige Sicherheitsstreifen der Polizeibehörden sowie der Flughafensicherheit oder Sensor- und Videotechnik".
Warum diese Vorkehrungen jedoch wiederholt überwunden werden konnten, dazu sagt der Berliner Flughafen-Sprecher nichts – genauso wie die Verteter:innen der anderen Airports.