Pressekonferenz vor dem Kanzleramt: Fridays for Future ruft wieder zum globalen Klimastreik auf.bild: watson / Kathrin Martens
Exklusiv
18.09.2024, 07:5518.09.2024, 08:10
Einst legte Fridays for Future einen fast schon kometenhaften Aufstieg mit viel medialer Aufmerksamkeit, viel Teilnahme an Protesten und Veranstaltungen sowie einer globalen Vernetzung mit anderen Klimabewegungen hin. Doch zuletzt wurde es stiller um FFF. Zumindest, was eigene Proteste anging – und damit legte sich auch die Berichterstattung über die Aktivist:innen.
Was dafür umso lauter wurde, waren Meldungen aus anderen Bereichen, in denen es nicht weniger kriselt, als beim Klima: Die AfD wurde stärkste und zweitstärkste Kraft in Thüringen und Sachsen, nach dem Anschlag in Solingen werden Deutschlands Außengrenzen verstärkt kontrolliert, die Worte Migration und Abschiebung sind in aller Munde. Dazu kommt: Der Krieg in der Ukraine hält weiter an, der Nahost-Konflikt scheint kein Ende zu nehmen.
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Aber: Gleichzeitig hören die Probleme der Klimakrise nicht auf. Auch dieses Jahr wurde ein Hitzerekord nach dem nächsten gebrochen, gab es verheerende Waldbrände in vielen Regionen, während andere – so wie gerade Teile Österreichs, Tschechiens, Polens und Bayerns – im Hochwasser versinken. Um es mit den Worten eines Demo-Schildes der Fridays-for-Future-Aktivist:innen zu sagen: Das ist nicht normal.
Globaler Klimastreik: "Klimakrise muss wieder im Mittelpunkt stehen"
Nun steht am 20. September wieder ein globaler Klimastreik an, allein in Deutschland sind über 100 Demonstrationen angemeldet. Und dabei geht es nicht nur um die offensichtlichen Probleme der Klimakrise. Denn die Aktivist:innen wollen auch auf die problematische Agenda rechter Parteien aufmerksam machen.
Einige Tage vor dem globalen Klimastreik äußern sich Aktivist:innen von Fridays for Future zur Dringlichkeit, die Klimakrise wieder in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Diskurses aufzunehmen.
Denn laut Zahra Pischnamazzadeh, eine der Sprecherinnen von Fridays for Future, scheint es zum einen, als seien die Menschen hierzulande bereits daran gewöhnt, regelmäßig Berichte über Katastrophen und Extremwetter vor der eigenen Haustüre zu hören. Zum anderen steige aktuell nicht nur die Anzahl der Klimakatastrophen – auch die Anti-Klimastimmung im Land nehme zu.
"Die Faschist:innen der AfD leugnen die menschengemachte Klimakrise vollständig und auch Politiker:innen demokratischer Parteien meinen mittlerweile, durch Anti-Klimaschutzstimmung gewinnen zu können. Das ist fahrlässig und gemeingefährlich. Man könnte meinen, sie würden in einer parallelen Realität leben", analysiert Pischnamazzadeh die politische Situation.
Darya Sotoodeh, ebenfalls Sprecherin von Fridays for Future, sieht im Rechtsruck und der AfD einen Profit durch die Klimakrise, den die Partei für sich ausnutze, während sie keine Lösungen anbiete. Weiterhin würden andere Parteien die AfD-Erzählungen über Migration und die Lüge über eine menschengemachte Klimakrise übernehmen.
Carla Reemtsma von Fridays for Future. Bild: dpa / Kay Nietfeld
Anliegen junger Menschen: AfD gegen Klimaschutz
Vor allem die letzten Wahlen in Thüringen und Sachsen, bei denen auch viele junge Menschen für die gesichert rechtsextreme Partei AfD – die den menschengemachten Klimawandel leugnet – gestimmt haben, bildet eine Diskrepanz zur jungen Klimabewegung Fridays for Future, die sich seit Jahren für Klimaschutz einsetzt.
Zu dieser Diskrepanz sagt Carla Reemtsma: "Wir erleben, dass viele junge Menschen sich gerade große Sorgen um ihre Zukunft machen. Sorge vor der Klimakrise, Sorge vor dem Rechtsruck, aber auch viele andere existenzielle Zukunftsängste. Wir glauben aber, dass es keine Antwort auf diese Ängste sein kann, diese Themen nur den Rechtsextremen und der AfD zu überlassen und nur ihren Themen Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist nicht richtig, so zu tun, als wären das die größten Probleme, die wir haben – als hätte die AfD irgendwelche Lösungen, die wir jetzt alle kopieren können."
In den Augen der Sprecherin der Klimaschutzbewegung sei es ganz klar, dass für die aktuellen Herausforderungen sozialgerechte und ökologische Lösungen gefunden werden müssen: "Diese Lösungen haben wir eigentlich auch – die müssten nur politisch umgesetzt werden. Dafür gehen wir auf die Straße. Denn eine der Lösungen ist, den Rechten nicht das Feld zu überlassen."
Gleichzeitig sei in den Augen der Aktivist:innen merkbar, dass durch das Erstarken rechter und rechtsextremer Parteien andere Themen als die Klimakrise den Diskurs beherrschen zu scheinen. Auch drohe die CDU, wenn es um die Klimakrise gehe, die Rhetorik der AfD zu übernehmen: "Das können wir nicht zulassen und deswegen gehen wir auf die Straße", erklärt Reemtsma.
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