Seit Dienstag kämpft die Kanareninsel Teneriffa gegen einen der schwersten Waldbrände seit Jahrzehnten. Eine Fläche von circa 5500 Fußballfeldern ist den Flammen bereits zum Opfer gefallen. Die Rauchwolke über der spanischen Insel im Atlantik ragt inzwischen über sechs Kilometer in die Höhe.
Die Ursache für den verheerenden Brand, der am Dienstagabend im dicht bewaldeten Nordosten der Insel ausgebrochen ist, war auch am Freitag noch immer unklar. Die Flammen wüten rund um die Bergdörfer unterhalb des Vulkans Teide, bereits 3000 Menschen mussten dort ihre Häuser verlassen. Auch der bei Tourist:innen beliebte Nationalpark an den Hängen des Vulkans wurde geschlossen.
Was macht den Waldbrand so kompliziert, wie gehen die Menschen vor Ort mit der Bedrohung um und was ist dran an der Aussage der Regierung, Tourist:innen müssten sich keine Sorgen machen? Watson hat darüber mit jemandem gesprochen, der die Flammen von seinem Haus aus sieht und die Lage vor Ort einschätzen kann: Tobias Weißhäupl, Redakteur beim "Wochenblatt", der deutschsprachigen Zeitung der Kanarischen Inseln.
"Das Feuer ist groß und es macht Angst, vor allem natürlich den Menschen in den betroffenen Gebieten", sagt der Journalist im Gespräch mit watson. Weil der Brand bislang vor allem in einer dünn besiedelten Region wüte, sei die Gefahr für die Menschen durch rechtzeitige Evakuierungen bislang aber gut eingedämmt worden, sagt Tobias Weißhäupl.
Er wohnt mit seiner Familie in Puerto de la Cruz und kann von dort seit Tagen verfolgen, wie sich die Flammen den Berg herunterfressen. Stand Freitagnachmittag sind durch die Brände noch keine Menschen verletzt worden, auch Schäden an Häusern hielten sich in den betroffenen Gebieten zunächst in Grenzen.
"Für uns, die unten an der Küste wohnen, ist es anders", sagt Tobias Weißhäupl. Die Menschen hier spüren eher eine wirtschaftliche Angst, als eine existenzielle, erklärt er. Schon jetzt sei nämlich klar, dass das Feuer das Gesicht der Insel nachhaltig verändern und die Aufforstung Jahre dauern wird.
Dennoch betont die Regionalregierung seit Tagen, dass sich Tourist:innen keine Sorgen machen müssen. Die beliebten Küstenorte seien nicht von dem Brand betroffen. Das bestätigt auch Tobias Weißhäupl. "Kein Tourist muss aktuell Angst um seinen Urlaub haben", sagt der Lokaljournalist.
Auch er weiß um die Bedeutung, die die Tourist:innen für Teneriffa haben. "Die Insel lebt vom Tourismus", sagt der "Wochenblatt"-Redakteur. Die Zeitung hält ihre Follower:innen auch auf ihrer Facebook-Seite über das Brandgeschehen auf dem Laufenden.
Zwar gibt es auf den Kanaren jedes Jahr teils heftige Waldbrände, doch der, der derzeit auf Teneriffa wütet, stellt die Einsatzkräfte vor besonders große Herausforderungen. "Vor allem die vielen Schluchten erschweren die Löscharbeiten massiv", sagt Tobias Weißhäupl. Seit das Feuer gestern Morgen auf der Bergkuppe angekommen ist, fallen von dort immer wieder Glutnester herunter, die den Brand an den Hängen neu anfachen, erklärt er. Auch die Löschflugzeuge kommen nicht gegen die Flammen an. Das Wasser aus den Flugzeugen verdunste, bevor es unten ankommt, berichtet der Lokaljournalist.
Von offizieller Seite gab es am Freitag jedoch leichte Entwarnung: Das zunächst ungewöhnliche und besorgniserregende Verhalten der Flammen habe sich normalisiert, sagte der kanarische Regierungschef Fernando Clavijo.