Der Zeitplan für den Besuch von König Charles III. im Ökodorf Brodowin in Brandenburg war streng durchgetaktet: Er sollte Käse machen, Kälbchen streicheln, Tee trinken und eine Begrüßungstorte anschneiden. Doch das Wetter machte dem Monarchen einen Strich durch die Rechnung: Kurz nach seinem Eintreffen zog ein schweres Unwetter mit Blitz und Donner über Brodowin hinweg.
"So etwas haben wir hier seit Monaten nicht erlebt", sagt Franziska Rutscher, Sprecherin des Ökodorfs, im Gespräch mit watson. Binnen Minuten war der Hof übersät von einem Meer aus Pfützen.
Aber zurück auf Anfang: Es ist 15.45 Uhr als Charles mit nur wenigen Minuten Verspätung das Ökodorf Brodowin erreicht. Hier will sich der 74 Jahre alte Monarch über ökologische Landwirtschaft austauschen und über den Schutz von Feuchtgebieten informieren. Die Mitarbeitenden des Hofes stehen bereit, schütteln Charles nacheinander die Hand.
Erster Abstecher: Die Molkerei.
Bevor es richtig losgeht, heißt es erst einmal: Hände waschen und Hygienekittel überwerfen. Gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke geht es dann für Charles an den Käsefertiger.
Mehrere Hähne fahren hierbei über Käsehohlformen hinweg. Dabei fällt Käsebruch, der in der Molke schwimmt, aus den Hähnen. Dieser muss dann schnell in die Formen geschoben werden. "Am Anfang gab es ein paar Anlaufschwierigkeiten, aber dann ging es richtig los – und Charles war sich überhaupt nicht zu fein, da ordentlich mit anzupacken", erzählt Rutscher.
Ist der Käsebruch in den Formen, sickert die Molke nach und nach durch die Löcher in der Form und der Käsebruch verdichtet sich mit der Zeit zum Käselaib. Fertig gereift und bereit zum Verkauf ist der Käse in etwa acht Wochen.
Eine weitere Besonderheit des Käses: Um auf den ersten Blick kenntlich zu machen, dass hier ein König am Werk war, hat der Ökohof extra ein Kronen-Emblem anfertigen lassen, das in den mit Möhrensaft verfeinerten Käse gestanzt wird.
Weil es noch immer wie aus Kübeln gießt, wird das Kälbchen streicheln gestrichen. Stattdessen verbringt Charles ein bisschen mehr Zeit mit den Mitarbeitenden des Ökodorfes. Was er nicht weiß: Drinnen wartet noch eine ganz besondere Überraschung auf ihn.
"Unsere Konditormeisterin hat einen Kuchen in Form der Krone gebacken – die sah aus wie das britische Original", erzählt Rutscher. Und die hat Charles feierlich angeschnitten. "Dann wurde gemeinsam gekostet und seinem Gesichtsausdruck nach hat sie ihm wohl gut geschmeckt", freut sie sich. Offensichtlich sehr gut. "Am Ende hat er noch darum gebeten, zwei Stück mitnehmen zu dürfen."
Und auch sonst schien König Charles auf dem Ökohof voll und ganz in seinem Element zu sein. "Er hatte die ganze Zeit ein strahlendes Lächeln auf den Lippen und hat sich auch gut mit den Mitarbeitenden unterhalten", erzählt Rutscher weiter. Über die Landwirtschaft, welche Kulturen sie auf dem Hof anbauen oder ob sie ihren Mist kompostieren.
"Das war wirklich ein toller Austausch, der auch von den Mitarbeitern richtig gut aufgenommen wurde – bis auf das Wetter ist der Besuch genau so abgelaufen, wie wir es uns erhofft hatten", sagt Rutscher.
Eine gute Stunde später geht es für König Charles weiter, mit zwei Stück Kuchen im Gepäck. Das Ökodorf scheint einen bleibenden Eindruck bei dem Monarchen hinterlassen zu haben.
Und wer weiß – vielleicht erfüllt sich auch die größte Hoffnung der Ökodorf-Mitarbeitenden: Dass Charles zurück in Großbritannien den Bio-Landbau vorantreibt. "Denn gerade in der letzten Zeit hat der Bio-Landbau in Anbetracht der vielen Krisen ein bisschen an Wichtigkeit verloren. Aber man darf das nicht vergessen, denn Themen wie der Klimawandel und der Artenschwund werden nicht von allein von der Tagesordnung verschwinden, wenn wir nicht etwas dagegen unternehmen."