Auch Kommunen wappnen sich angesichts der Klimakrise beim Städtebau verstärkt für die Zukunft. Eine Rolle spielt unter anderem der Umgang mit Regenwasser. Zwar gelangt das Regenwasser für gewöhnlich in die Kanalisation, doch heftige Gewitter und Starkregen können die kommunale Kanalisation an den Rand ihrer Kapazitäten bringen. Und die werden wegen der Klimakrise häufiger. Die Wassermassen können dadurch nicht immer aufgenommen werden.
Die Folge: Keller oder auch tiefliegende Hauseingänge laufen öfter voll.
Gleichzeitig gibt es Phasen, in denen es an Regen fehlt. Die bayerische Stadt Neu-Ulm setzt auf eine besondere Methode, um mit den Folgen der Klimakrise, mit Unwettern und Hitze, umzugehen: auf die Idee der sogenannten "Schwammstadt".
Der Begriff "Schwammstadt" bezeichnet ein System, wodurch das Wasser in Orten wie durch einen Schwamm aufgesaugt und kontrolliert abgegeben wird. Laut Jochen Meissner, dem Leiter des Tiefbauamts Neu-Ulm, geht es darum, das Regenwasser nicht mehr einfach so in den Kanälen versickern zu lassen.
Es sei wichtiger, das Wasser oberflächennah zu speichern. "Weil die wenigsten wissen, dass 65 Prozent des Niederschlags in Deutschland verdunsten kann", sagt er dem "Bayerischen Rundfunk".
Die Verdunstung von versickertem Wasser hat eine kühlende Wirkung und sorgt dafür, dass sich der Ort weniger stark aufheizt. Ein angenehmeres Stadt-Klima ist die Folge – auch für die Bevölkerung. Durch begrünte Dächer und Fassaden, die das Regenwasser speichern, trocknet die Stadt in einer niederschlagsärmeren Periode zudem nicht gleich aus.
Eine Maßnahme in einer "Schwammstadt" sind deshalb auch in Grünanlagen gebaute Spielplätze. Bei Starkregen könne deren Untergrund mit Wasser volllaufen. "Wir nutzen dann diese Flächen als Rückstauflächen, um keine Gebäude zu beschädigen oder damit keine Keller fluten", erklärt Jochen Meissner.
In der Stadt in Bayern gibt es auch eine Regenrinne in der Mitte der Straße, sodass das Wasser über einen Kanal auf eine Wiese fließen kann, auf der es schließlich versickert.
Noch ist das "Schwammstadt"-Prinzip nicht überall angekommen. Der Grund ist unter anderem eine Kostenfrage, denn: Bauflächen sind teuer und die Maßnahmen zur Regenwasser-Speicherung benötigen Platz. "Wir konkurrieren mit Bauflächen, Straßenflächen und Spielflächen", erklärt Meissner. Auf längere Sicht würde es sich aber rechnen, sagt er.
Eine "Schwammstadt" eignet sich daher vor allem für Neubaugebiete, wie auch in Neu-Ulm das Wohngebiet "Wohnen am Illerpark". Die ersten Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung wurden hier bereits umgesetzt. Doch die Umsetzung wird noch mehrere Jahre dauern. Schon jetzt wurde öffentlich anerkannt, wie innovativ das Projekt ist: "Wohnen am Illerpark" ist mit einem Abwasser-Innovationspreis ausgezeichnet worden.