In Wien läuft gerade eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas. Die Seestadt Aspern befindet sich etwa 15 Kilometer entfernt vom historischen Zentrum der Großstadt. Bereits 10.000 Menschen wohnen in dem neuen Stadtteil – bis zur Fertigstellung sollen es dreimal so viele sein.
Auf dem ehemaligen Flugfeld bei Wien entsteht allerdings kein gewöhnlicher Stadtteil. Denn bei der Seestadt Aspern stehen Nachhaltigkeit und Klimaschutz klar im Fokus. Das lässt sich beispielsweise am zweithöchsten Holz-Hochhaus der Welt, den Solaranlagen auf den Häuserdächern und den Wärmespeichern unter der Erde erkennen.
Dass ein neuer Stadtteil in Wien entsteht, ist extrem wichtig. Denn Wien ist mit knapp zwei Millionen Einwohner:innen und über 200.000 Menschen, die in den vergangenen zehn Jahren zugezogen sind, die am schnellsten wachsende Stadt im deutschsprachigen Raum. In der Seestadt sollen sowohl Wohnraum als auch Arbeitsplätze geschaffen werden.
Außerdem soll erprobt werden, wie sich der Energieverbrauch einer schnell wachsenden Stadt verringern lässt. Die Seestadt stellt eine Art Labor dar, in der verschiedene Maßnahmen durchgespielt werden.
Beispielsweise die intelligente Steuerung der Netze für Strom, Wärme, Trink- und Regenwasser sowie die Verlagerung vom Auto zum öffentlichen Nahverkehr.
Wie es den Menschen vor Ort geht, wird andauernd mithilfe von Interviews und Tagebüchern erfragt. Außerdem sammeln über 250.000 Sensoren Datensätze über Energieerzeugung, -verbrauch und -versorgung der Gebäude. Die Seestadt ist damit das am besten erforschte Stadtentwicklungsgebiet der Welt.
Autos spielen in dem neuen Stadtteil keine große Rolle. Dort soll man zu Fuß gehen, öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder mit dem Fahrrad fahren. E-Bikes und Lastenräder kann man sich an verschiedenen Stationen ausleihen. Autos werden immer weiter aus dem Stadtinneren verdrängt. Pro Einwohner:in sind in der Seestadt nur halb so viele Pkw zugelassen, wie im Rest von Wien.
Derzeit wohnen vor allem junge Familien mit Kindern in dem neuen Wohnprojekt. Denn in der ersten Bauphase wurden vor allem Gebäude errichtet, die kleine und günstige Wohnungen beinhalten. Lofts und Reihenhäuser sollen in der zweiten Bauphase folgen.