Im Jahr 2023 hat Deutschland nach vorläufigen Berechnungen der Organisation Agora Energiewende so wenig Treibhausgase produziert, wie seit 70 Jahren nicht mehr. Demnach ist der CO₂-Ausstoß gegenüber 2022 um 73 Millionen Tonnen auf insgesamt 673 Millionen Tonnen gesunken. Das ist ein Rückgang um 46 Prozent im Vergleich zu 1990.
Das geht aus einer Studie mit dem Titel "Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2023" hervor, die diesen Donnerstag in Berlin vorgestellt wird und der Nachrichtenagentur dpa vorab vorlag.
Deutschland-Direktor von Agora, Simon Müller, erklärte dazu:
Auch wenn das Grund zur Hoffnung ist: Einen dauerhaften Erfolg für den Klimaschutz stellt die zuletzt erreichte Zielmarke Agora zufolge noch nicht dar.
Denn: Nur etwa 15 Prozent des Rückgangs gehen laut der Studienautor:innen auf dauerhafte Einsparungen zurück – wie etwa auf den Ausbau erneuerbarer Energien, eine effizientere Nutzung von Energie oder den Umstieg auf klimafreundlichere Brennstoffe.
Stattdessen geht rund die Hälfte der Einsparungen auf kurzfristige Effekte wie den geringeren Stromverbrauch zurück. Zudem hängen die niedrigen Emissionen auch mit dem Schwächeln der deutschen Industrie zusammen, allen voran der Produktion energieintensiver Industrien. Agora-Direktor Müller merkt dazu an: "Der krisenbedingte Produktionseinbruch schwächt den Industriestandort Deutschland."
Allerdings wäre dem Klima rein gar nicht damit geholfen, wenn die Industrie infolge des steigenden CO₂-Preises einfach ins Ausland abwandert.
Hauptgrund für die sinkenden Emissionen ist Agora zufolge, dass im vergangenen Jahr weniger Strom aus Kohle gewonnen wurde. Wird Kohle verbrannt, ist das besonders klimaschädlich und setzt viele Emissionen frei. Demnach sind die Emissionen aus der Stromerzeugung um 46 Millionen auf 177 Millionen Tonnen CO₂ gesunken. Im Vergleich zu 1990 haben sich die Treibhausgase so halbiert.
Dass weniger Kohle verstromt wurde, hängt der Studie zufolge auch mit dem preisbedingten Rückgang am Stromverbrauch zusammen. Denn infolge des Angriffskriegs in der Ukraine waren die Energiepreise gestiegen.
Dazu kommt aber noch, dass es europaweit ein starkes Jahr für Strom aus den erneuerbaren Energien gegeben habe. Auch innerhalb von Deutschland konnte mithilfe von Wind- und Solarenergie deutlich mehr regenerative Energie gewonnen werden.
(joe/dpa)