Das Nördliche Breitmaulnashorn wird bald nicht mehr auf der Erde existieren, da es nur noch zwei Stück davon gibt. Ist doch nicht so wichtig, ob es jetzt eine Art Nashorn mehr oder weniger gibt? Nicht ganz. Wir befinden uns nämlich im größten Massensterben seit 66 Millionen Jahren – mit unvorhersehbaren Auswirkungen auf unseren Planeten.
Die Opfer des letzten Massensterbens waren unter anderem die Dinosaurier. Klingelt da was? Irgendwann erwischt es selbst das größte Säugetier, vielleicht irgendwann auch uns Menschen. Ein Massensterben ist also nicht unbedingt verlockend. Doch die Zahlen sind alarmierend: Jeden Tag sterben etwa 150 Arten – Tiere und Pflanzen – auf dieser Welt aus und kehren nie wieder zurück. Eine Million Tier- und Pflanzenarten sind derzeit vom Aussterben bedroht.
Doch die Errungenschaften der Wissenschaft machen Hoffnung. Mit einer neuen Methode könnten möglicherweise noch einige Arten vor dem Aussterben gerettet werden: Ein prominentes Beispiel ist eben jetzt das Nördliche Breitmaulnashorn. Davon gibt es nur noch zwei Exemplare auf der Welt – leider zwei Weibchen. Das letzte Nördliche Breitmaulnashorn-Männchen starb 2018. Das Schicksal des seltensten Großsäugetiers der Welt galt damit bereits als besiegelt, die Tieren waren so gut wie ausgestorben.
Doch ein wissenschaftlicher Durchbruch macht Hoffnung: Erstmals gelang einem internationalen Forscher:innen-Team der Embryo-Transfer. Ein Etappenziel ist somit erreicht: Denn es gelang, den Nashorn-Embryo zumindest eine Zeit lang in einer Leihmutter wachsen zu lassen.
Vorläufig wurde das Experiment mit einem Embryo des vergleichsweise häufig vorkommenden Südlichen Breitmaulnashorns durchgeführt. Diesen züchteten die Wissenschaftler:innen in einem italienischen Reproduktionslabor durch künstliche Befruchtung. Doch das Ziel ist, mit dieser Methode später auch Exemplare der Nördlichen Unterart zu erzeugen.
Dafür wurden im Jahr 2019 bereits 30 Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns erzeugt und eingefroren. Diese warten nun auf ihren Einsatz. Bis zu einer erfolgreichen Geburt der gefährdeten Art werden aber wohl noch einige Jahre vergehen.
Dafür würde der Embyro eines Nördlichen Breitmaulnashorns in einer Leihmutter des Südlichen Breitmaulnashorns aufwachsen. Zur Sozialisierung zögen dann wieder die Nördlichen Breitmaulnashörner den Nachwuchs auf.
Der erste Versuch der Embryo-Züchtung misslang jedoch leider wegen eines Unglücks: Im September vergangenen Jahres wurde der Embryo in Kenia in die Leihmutter eingesetzt. Zwar glückte die Schwangerschaft, doch die schwangere Nashornkuh starb nach siebzig Tagen an einer Infektion. Auch der Fötus überlebte dabei nicht.
Laut der Teilnehmenden des Wissenschaftsprogramms war der Embryonentransfer auf die Leihmutter der erste erfolgreiche bei Nashörnern weltweit. "Zusammen haben wir etwas erreicht, was wir nie für möglich gehalten haben", sagte Thomas Hildebrandt, Veterinärmediziner und Projektleiter des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, das das Forschungsprojekt leitet, der "tagesschau". Es habe viele Jahre gedauert, um einen Erfolg zu erzielen.