Kaum ein Arzt wird wohl so gefürchtet wie der Zahnarzt. Kommt dann auch noch ein Bohrer zum Vorschein, perlt bei vielen Menschen der Schweiß. Schon als Kind gehört Zähneputzen nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen, da wundert es nicht, dass fast jeder Erwachsene auch schon mal ein Loch im Zahn gehabt hat.
Um ein Loch im Zahn zu füllen, wurde früher gerne Amalgam verwendet. Dieses besteht jedoch zu 50 Prozent aus Quecksilber. Das flüssige Quecksilber wird mit einem weiteren Metall vermischt, hauptsächlich Silber, aber auch Zinn, etwas Kupfer und kleinen Mengen Zink.
Heute setzt man bei der Zahnfüllung eher auf Elemente wie Komposit, Zement, Gold-Legierungen oder Keramik. Und das hat auch einen Grund, denn das im Amalgam enthaltene Quecksilber steht immer wieder in der Diskussion, gesundheitsschädlich zu sein. Trotzdem: Jeder Dritte in Deutschland hat laut Schätzungen eine Zahnfüllung aus Amalgam.
In der EU sollen quecksilberhaltige Zahnfüllungen ab 2025 deshalb jetzt weitgehend verboten werden. Ziel sei es, Gesundheit und Umwelt vor den schädlichen Auswirkungen von Quecksilber zu schützen, teilte die belgische EU-Ratspräsidentschaft mit.
Ausnahmen soll es geben, wenn ein Zahnarzt oder eine Zahnärztin eine solche Füllung etwa aufgrund von medizinischen Bedürfnissen des Patienten für unbedingt erforderlich hält, wie das Europaparlament in Straßburg mitteilte. Unterhändler:innen des Parlaments und der EU-Staaten einigten sich am 8. Februar auf die neuen Vorgaben. Die beiden Institutionen müssen dem Vorhaben noch zustimmen. Meist ist das Formsache.
Trotz quecksilberfreier Alternativen werden nach Angaben des Parlaments in der EU jährlich immer noch rund 40 Tonnen Quecksilber für Zahnamalgam verwendet. Derzeitige Vorschriften verböten solche Füllungen nur bei Kindern unter 15 Jahren sowie bei schwangeren und stillenden Frauen.
Die Einigung geht auf einen Vorschlag der EU-Kommission zurück, den die Behörde im Sommer vorgestellt hatte. Das Schwermetall Quecksilber ist EU-Angaben zufolge hochgiftig. Durch das Einatmen von Quecksilberdämpfen können Gehirn, Lunge, Nieren und das Immunsystem dauerhaft geschädigt werden. In der Vergangenheit wurde das Schwermetall zum Beispiel in Batterien, Thermometern und Leuchtstoffröhren verwendet.
Viele Betroffene werden sich nun fragen: Sollte ich meine Amalgam-Fülling lieber schnellstmöglich entfernen lassen? Erstaunlicherweise lautet die Antwort: Lieber nicht.
Zahnärzt:innen raten, eine Amalgamfüllung nicht ohne Anlass entfernen zu lassen. Denn beim Legen und Entfernen wird tatsächlich Quecksilber freigesetzt. Erst wenn die Füllungen undicht werden oder sich ein Spalt zum Zahn bildet, ist eine Entfernung zu empfehlen – denn dann besteht die Gefahr, dass Quecksilberdämpfe entstehen.
(mit Material der dpa)