Ob Kopfhörer, der Toaster oder elektronisches Spielzeug: Meist werden Geräte entsorgt, sobald sie kaputt sind. Doch die Ressourcen sind knapp, die Herstellung ständig neuer Artikel belastet die Umwelt. Umso wichtiger ist es, defekte Geräte zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen.
Die Reparatur schont Ressourcen, die ansonsten für die Produktion neuer Geräte benötigt würden. Durch die Verlängerung der Lebensdauer von Produkten kann die Menge an Elektroschrott, die auf Deponien landet, erheblich reduziert werden. In diesem Kontext sind Förderprogramme sinnvoll, die Reparaturen finanziell unterstützen und somit nachhaltiges Verhalten fördern.
Ein Paradebeispiel hierfür ist Sachsen. Das Bundesland bietet seit November 2023 den sogenannten "Reparaturbonus" an. Die Resonanz dafür ist beeindruckend, wie aktuelle Daten zeigen. Nun nehmen sich andere ein Beispiel daran. Immer mehr Regionen und Länder setzen auf Förderprogramme, die nachhaltiges Verhalten fördern.
Der Bonus in Sachsen funktioniert so: Gefördert werden Reparaturkosten zwischen 75 und 400 Euro, wobei 50 Prozent der Kosten übernommen werden. Pro Jahr und Person können bis zu zwei Reparaturen gefördert werden. Antragsberechtigt sind alle Bürger:innen ab 18 Jahren mit Wohnsitz in Sachsen. Die notwendigen Informationen und die Liste der beteiligten Betriebe sind auf der Website der Sächsischen Aufbaubank (SAB) zu finden. Das Antragsverfahren erfolgt komplett digital.
Bisher war das ein großer Erfolg.
Wie das Umweltministerium in Leipzig bekannt gab, wurden in den ersten sechs Monaten seit Einführung des Reparaturbonus insgesamt 9252 Anträge genehmigt und knapp 984.000 Euro ausgezahlt. Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) berichtete stolz von den positiven Effekten des Programms. Besonders Fernseher, Radios und Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Geschirrspüler profitierten von der finanziellen Unterstützung.
Interessanterweise wird das Angebot vor allem von der Altersgruppe der 40- bis 60-Jährigen genutzt. Etwa ein Drittel der geförderten Reparaturen entfielen auf Telefone und "weiße Ware". Letzteres sind etwa Elektro-Herde, Kühlschränke, Tiefkühltruhen, Waschmaschinen, Trockner und Spülmaschinen. Sachsen hat über 500 Reparaturbetriebe gelistet, die an dem Programm teilnehmen.
Der Reparaturbonus hat nicht nur finanzielle Vorteile für die Bürger:innen, sondern auch positive ökologische Auswirkungen. Laut Angaben des Umweltministeriums konnten durch die geförderten Reparaturen bereits 45 Tonnen Elektroschrott vermieden werden. Zudem wurde eine zusätzliche Wertschöpfung von über zwei Millionen Euro für Reparaturbetriebe und Handwerk generiert. Die Reduzierung der Entsorgungskosten und der Umweltfolgen sind weitere positive Aspekte.
Neben Sachsen bietet derzeit nur Thüringen einen vergleichbaren Reparaturbonus an, wie "Focus Online" berichtet. Dort läuft das Programm seit 2021 und hat bereits 30.000 Anträge bewilligt. Berlin plant, im Sommer nachzuziehen, und auch einige Kommunen in Bayern bieten ähnliche Boni an.
Europaweit gelten Österreich und Frankreich als Vorreiter. In Österreich gibt es seit April 2022 eine Förderung für Reparaturen von Elektrogeräten bis zu 200 Euro. Frankreich unterstützt die Reparatur von Elektrogeräten sowie Kleidungsstücken und Schuhen mit bis zu 50 Euro.
Der deutsche Sachverständigenrat für Umweltfragen empfahl der Bundesregierung bereits im Mai 2023 die Einführung eines bundesweiten Reparaturbonus. Ein solcher Bonus "vereinfacht Reparaturentscheidungen", wie es in einem Gutachten des Rates heißt.
Die neuen Daten aus Sachsen zeigen, wie erfolgreiche staatliche Förderprogramme aussehen können. Mit der Vermeidung von Elektroschrott und der Stärkung des Handwerks sind Förderprogramme ein deutliches Zeichen für Nachhaltigkeit und ökonomische Vernunft. Die positiven Erfahrungen könnten bald Vorbild für eine bundesweite Initiative sein.