Als Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vor einigen Wochen ankündigte, die Homöopathie als Kassenleistung zu streichen, ging ein Aufschrei durch Teile der Gesellschaft. Trotz fehlender Evidenz schwören noch immer viele Menschen auf die pseudowissenschaftlichen Behandlungsweisen, die in vielen deutschen Apotheken vertrieben werden.
Ähnlich verhält es sich mit der traditionellen chinesischen Medizin, kurz TCM. Viele der darunter zusammengefassten Methoden gelten als nicht ausreichend erwiesen, zudem werden dafür mitunter gefährdete Tierarten auf brutale Weise getötet. Ein Mittel der TCM dürfte demnächst allerdings knapper werden, denn Tierschützer:innen konnten in Afrika eine wichtige Maßnahme durchsetzen.
Bei einem Gipfeltreffen der Afrikanischen Union einigten sich am Sonntag 55 Staaten auf ein Abkommen, das den Handel mit Eselhaut verbietet und entsprechende Schlachtungen unterbinden soll. Hintergrund ist die Gewinnung des vermeintlichen chinesischen Heilmittels "Ejiao".
Jährlich werden laut der Organisation "The Donkey Sanctuary" knapp sechs Millionen Tiere geschlachtet, um das prestigeträchtige Kosmetik- und Medizinprodukt herzustellen. Aus den eingekochten Häuten wird eine spezielle Gelatine gewonnen, die zum Verzehr oder für bestimmte Cremes weiterverarbeitet wird.
"Zunächst sahen Regierungen dies als Chance, sodass viele legale Schlachthöfe in Afrika eröffnet wurden", erklärt ein Experte der "Donkey Sanctuary" gegenüber der BBC. Exporte gehen dabei mehrheitlich nach China.
In Kenia wurde die Eselpopulation durch die Tötungen für "Ejiaoub" innerhalb von drei Jahren halbiert. In nur sechs Jahren hätte dieser Zustand laut Expert:innen dazu geführt, dass die Spezies in Afrika als gefährdet eingestuft worden wäre.
Für den Tierschutz stellt die Entscheidung der Afrikanischen Union entsprechend einen großen Sieg dar. "Esel sind sensible und intelligente Tiere, die um ihrer selbst willen und für die unzähligen Gemeinschaften, die auf sie angewiesen sind, Schutz verdienen", erklärt "Donkey Sanctuary" auf ihrer Website.
In den Schlachthäusern dokumentierten Tierschützer:innen in der Vergangenheit brutalste Bedingungen, auch Hygieneprobleme wurden vielfach bemängelt. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden zudem häufig Esel aus privatem Besitz gestohlen und unter unwürdigen Bedingungen in Richtung Asien transportiert.
Problematisch ist die Situation rund um den Handel mit der Eselhaut auch, weil die Tiere in den meisten afrikanischen Staaten eine erhebliche Bedeutung für den Alltag der Menschen haben. Für viele bieten die Esel auch wirtschaftlich einen hohen Wert und damit eine Existenzgrundlage.
In der TCM wird Ejiao indes eine positive Wirkung für Kreislauf und Haut nachgesagt. Neben Schwindel und Angststörungen sollen auch Leberprobleme mit dem Produkt behandelt werden können. Wissenschaftlich erwiesen ist dies nicht.
Einzelne Ejiao-Produkte sind mittlerweile in Deutschland erhältlich. Unter anderem der beliebte Dattelsnack Jujube enthält das Erzeugnis aus Eselhaut, meist wird dieses allerdings lediglich als Gelatine gekennzeichnet. Auch Apotheken mischen mitunter umstrittene Medizinprodukte aus Ejiao-Produkten für ihre Kund:innen zusammen.