So manche Wanderfreund:innen kennen es von paradiesischen Waldwegen, an denen viele Büsche stehen und die einem ein ganz besonderes Gefühl von Naturverbundenheit geben: Die idyllische Einsamkeit wird plötzlich durchbrochen von einem riesigen Schreck, verursacht durch eine Schlange, die aus eben jenem Gebüsch hervorkriecht.
Vor allem, wer gerne in Mitteleuropa wandert, begegnet mitunter der grau melierten Art der Kreuzotter. Heute werden die Tiere jedoch auch in Deutschland immer seltener gesehen. Ein besonderes Projekt des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) könnte für die Kreuzotter nun allerdings einen Lichtblick darstellen und hierzulande für eine ausgedehnte Vermehrung sorgen.
Bereits vor mehr als dreißig Jahren rief die Organisation das Konzept "Grünes Band" genau an der Stelle ins Leben, an der kurz zuvor der innerdeutsche Grenzstreifen verlief. Anstatt die während der Teilung Deutschlands brach liegende Fläche zu bebauen, entschied man sich in diesem Zuge, die mehr als 1000 Kilometer lange Fläche für den Naturschutz zu nutzen.
Verschiedenste Tiere von Schmetterlingen über Luchse bis hin zur Kreuzotter finden hier einen geschützten Lebensraum, der vielerorts offiziell als Naturschutzgebiet deklariert wurde. Kreuzottern stehen in Deutschland auf der Roten Liste und gelten entsprechend als stark gefährdet und besonders schützenswert.
Problematisch an dem Schutz der Reptilien ist allerdings, dass die Kreuzotter ganz spezielle Anforderungen an den eigenen Lebensraum stellt. Zum einen benötigen die Tiere einen gut gelegenen sonnigen Platz, um in der Wärme neue Energie zu tanken. Auf der anderen Seite ist es für Reptilien unabdinglich, ein gutes Versteck durch Büsche oder Astwerk in der Nähe ihres Habitats zu haben.
Wie alle Reptilien ist die Kreuzotter wechselwarm und kann ihre Körpertemperatur daher nicht auf eigene Weise regulieren, sondern benötigt stets Wärmezufuhr wie die Sonne. Im Winter brauchen sie die angesprochenen Verstecke für die Kältestarre.
Um diesen Bedingungen gerecht zu werden, setzen sich Naturschützer:innen beim BUND dafür ein, dass zumindest innerhalb des Grünen Bands ideale Voraussetzungen für Kreuzottern vorliegen. Neben der Fällung von Bäumen ging es dabei auch darum, neue Teiche und Moore für die Reptilien anzulegen. In Sachsen-Anhalt wurde eine ganze Fläche für die Kreuzotter eingezäunt, um sie vor größeren Tieren zu schützen.
Insgesamt versucht der BUND mit einer sogenannten Quervernetzung des Grünen Bands, die Lebensräume aller darin heimischen Tierarten zu vergrößern und eine eigenständige Ausbreitung rund um das Gebiet zu begünstigen. In mehreren Bundesländern schafft man hierfür natürliche Korridore.
Für 2024 hat der BUND die Kreuzotter zum Reptil des Jahres erklärt. Insgesamt gibt es in Deutschland nur sieben Schlangenarten, vor allem verschiedene Natter-Arten sind weit verbreitet.
Wirklich gefährlich ist für den Menschen jedoch keine der heimischen Schlangen. Ein Biss von einer Kreuzotter kann allerdings allergische Reaktionen beim Menschen auslösen. Wanderfreund:innen sollte solche "Mitbringsel" also stets im Auge behalten und im Zweifelsfall einen Arzt aufsuchen.