Jeden Monat aufs Neue benötigt die Hälfte der Weltbevölkerung eine Woche lang Slipeinlagen, Menstruationstassen oder Tampons. Im Laufe ihres Lebens verwenden Menstruierende dadurch im Schnitt rund 17.000 Periodenprodukte – wovon auch immer noch ein Teil nicht im Müll, sondern in der Natur landet, zum Beispiel im Meer.
Um das zu verhindern, hat das Berliner Star-Up Vyld nun Tampons aus Meeresalgen entwickelt. Die Alternative wird aus einem aus Braunalgen-Extrakt gewonnen. Die "Tangpons" – eine Wortschöpfung aus dem englischen Wort für Seetang und Tampon – können damit Tampons ersetzen, für die sonst viel Wasser für die enthaltene Baumwolle verbraucht wird.
Außerdem ersetzen sie den Hüllvlies, der sonst aus Plastik besteht. Und auch der Müll nach Benutzung des Tampons soll verhindert werden: Dafür soll das "Tangpon" innerhalb von sechs Wochen biologisch abbaubar sein.
Zusätzlich hat die Verwendung des Rohstoffs Alge noch weitere ökologische Vorteile: "Meeresalgen reduzieren Treibhausgase und reinigen das Meer, indem sie große Mengen an CO2 und Stickstoff binden", sagte Start-up-Gründerin Ines Schiller im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" dazu. Doch die Algen besitzen noch einen weiteren klimapositiven Effekt: Ihr Wachstum kann der Versauerung der Meere entgegenwirken und somit Korallenriffe retten. "Sie wachsen bis zu zehn Mal schneller als Landpflanzen und brauchen weder Trinkwasser noch Pestizide oder Dünger und nicht einmal Land", erklärte Schiller.
Dazu kommt noch, dass die "Tangpons" auch gesundheitliche Vorteile mit sich bringen: Seetang als Organismus hat sowohl eine entzündungshemmende, als auch eine absorbierende Fähigkeit, womit sich äußerst weiche Fasern herstellen lassen. Das erleichtert das Einführen des Tampons und verhindert ein Austrocknen der Schleimhäute.
Warum also kommen die Tampons aus Algen erst jetzt in unsere Drogeriemärkte? Einzige Antwort darauf könnten die am Anfang noch hohen Produktionskosten sein, die doppelt so hoch sind, wie bei der Produktion von herkömmlichen Tampons. Doch das könnte sich bald ändern: Bis zum 10. Oktober lief die erste Crowdfunding-Kampagne von Vyld.
Damit hat das Start-up die angestrebte Marke von 50.000 Euro noch übertroffen, wodurch das Kleinunternehmen die Weiterentwicklung des ersten funktionalen Prototyps nun weitertreiben kann: Dieser Prototyp soll zu 100 Prozent aus Algen bestehen und bald auch im Handel erhältlich sein, nicht nur via Online-Versand.