Jeremy Loops ist Singer-Songwriter und Umweltaktivist. Der Südafrikaner, gebürtig Jeremy Hewitt, kam zu seinem Künstlernamen, da er bei seiner Musik oft von Loop-Pedalen Gebrauch macht. Das hat unter anderem die Aufmerksamkeit des Musiker-Kollegen und Weltstars Ed Sheeran auf sich gezogen, wie der 38-Jährige im Interview mit watson verrät.
Neben seiner Musik-Karriere hat der Umweltaktivist unter anderem eine Organisation gegründet, durch die er Bäume pflanzt. Damit gleicht er seine CO₂-Emissionen aus, die bei seinen Touren entstehen und hilft benachteiligten Gemeinden in Südafrika. Am 8. Juli erscheint sein drittes Album "Heard You Got Love".
Watson hat mit dem Musiker über seinen Aktivismus und seine Zusammenarbeit mit Weltstar Ed Sheeran gesprochen.
watson: Den Song "Better Together" hast du gemeinsam mit Ed Sheeran geschrieben und produziert. Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Jeremy Loops: Ed Sheeran war vor ein paar Jahren hier in Südafrika auf Tour und lud mich ein, zu seinem Konzert und danach zur After-Show-Party zu kommen. Ich fühlte mich natürlich sehr geehrt, von ihm persönlich eingeladen zu werden. Wir haben uns gut verstanden, hatten ein paar Drinks und haben uns übers Looping ausgetauscht. Dann hat er vorgeschlagen, dass wir mal zusammenarbeiten sollten. Damals war ich mir gar nicht sicher, ob er das auch ernst meint. Doch einige Monate später meldete er sich bei mir und lud mich nach England ein, um dort mit ihm zu arbeiten. Es war toll! Er ist ein großartiger Musiker und wir hatten eine gute Verbindung.
Wie lief die Zusammenarbeit mit Ed Sheeran ab?
Wir haben an mehreren Songideen gearbeitet und "Better Together" war schließlich der Song, der auf dem Album gelandet ist. Auf dieses Lied hatte er natürlich großen Einfluss. Besonders am Songwriting hört man viel Ed Sheeran heraus, seine Energie ist im Song zu spüren. Wenn man das erste Mal mit einem anderen Künstler arbeitet, weiß man vorher nie, wie gut man harmoniert. Doch mit Ed Sheeran hatte ich eine tolle Chemie. Der Song klingt anders als ein Song, den ich alleine veröffentlicht hätte, aber es ist eine schöne Mischung unserer Stile. Der Rest des Albums entspricht dann wieder mehr meinem gewohnten Sound.
Du engagierst dich für die Umwelt, gleichzeitig bist du aber als Musiker viel auf Tour. Du fliegst zum Beispiel nach Europa und Amerika. Gleichst du die CO₂-Emissionen, die dadurch entstehen, wieder aus?
Vor zwölf Jahren habe ich hier in meiner Heimatstadt Kapstadt eine Organisation gegründet, die Bäume pflanzt. Sie heißt Green Pop und ist in Südafrika mittlerweile recht bekannt geworden. Mit dieser Organisation pflanzen wir Bäume in Schulen, Seniorenheimen, Waisenhäusern und allgemein überall dort, wo es an Bäumen fehlt. Wir veranstalten sogar ein jährliches Wiederaufforstungs-Festival. Inzwischen haben wir mehr als 150.000 Bäume gepflanzt. Das hilft uns, unseren CO₂-Fußabdruck zu kompensieren, den wir durch unsere Flüge um die Welt und unsere Arbeit hinterlassen.
Was passiert bei solch einem Wiederaufforstungs-Festival?
Es geht vor allem darum, die Menschen mit der Natur zu verbinden. Wir laden etwa tausend Leute ein. Das Festival dauert dann drei Tage: Abends spielen verschiedene Bands und tagsüber werden Bäume gepflanzt. Es gibt aber auch andere Workshops, zum Beispiel zu Yoga, gesundem Essen, Recycling, Upcycling und vielem mehr.
Mit dem ganzen Müll, der bei Festivals anfällt: Brauchen wir Festivals und Live-Konzerte überhaupt noch?
Wir brauchen auf jeden Fall Live-Konzerte. Daran besteht für mich kein Zweifel. Festivals hinterlassen definitiv eine Menge Abfall, aber ich denke, dass sich die Festivalszene weiterentwickeln muss. Die Wiederaufforstungs-Festivals von Green Pop sind meiner Meinung nach die Zukunft der Festivals auf der ganzen Welt. Wenn ich etwas aus der Pandemie-Zeit gelernt habe, dann, dass mehr Zeit online an unseren Geräten zu verbringen, wahrscheinlich das Schädlichste ist, was wir alle tun können. Wir sollten uns mehr denn je dafür einsetzen, dass es Orte gibt, an denen Menschen zusammenkommen können und Musik genießen. Das ist lebenswichtig.
Wieso braucht es solche Aktionen wie das Green Pop Festival?
In Südafrika haben wir diese große Kluft zwischen wunderschönen grünen und üppigen Gebieten. Einige der schönsten Orte der Welt befinden sich genau hier in Kapstadt. Aber 15 Minuten entfernt gibt es auch einige der hoffnungslosesten Orte, die man je gesehen hat. Wir haben hier eine enorme Ungleichheit.
Die Ungleichheit hat dich also zum Helfen motiviert?
Eines der interessantesten Dinge am Aufwachsen in Südafrika ist, dass es sich vielleicht ähnlich anfühlt, wie in Deutschland aufzuwachsen. Man hat ein Land, das ein paar sehr dunkle Elemente in seiner Vergangenheit hat. Deshalb sind die jungen Leute, die dort aufwachsen, ein bisschen weiser als Menschen aus anderen Ländern, die ich auf meinen Reisen getroffen habe. Ich bin immer sehr inspiriert, wenn ich junge Deutsche treffe.
Wieso?
Sie sind sich ihrer Geschichte sehr bewusst, wollen keine Propaganda hören, und sie wollen nicht, dass der Faschismus zurückkommt. In ähnlicher Weise gibt es in Südafrika die Geschichte der Apartheid, des Rassismus und der strukturellen Ungleichheit. So wachsen wir als junge Südafrikaner mit einem gewissen Bewusstsein dafür auf. Wir wollen Wiedergutmachung leisten. Unser Unternehmen Green Pop ist aus diesem Ethos heraus entstanden. Wir versuchen, das Umweltbewusstsein in den Gemeinden zu stärken und Grünflächen auch in abgehängte Gebiete zu bringen.
Wieso ist es wichtig, dass du als Musiker ein Vorbild bist, was den Umwelt- und Klimaschutz angeht?
Das ist der Kampf unserer Generation. Und die Zukunft von allem hängt davon ab, wie viele Menschen sich jetzt auf die richtige Seite der Geschichte stellen. Ich sehe es also nicht als meine alleinige Verantwortung an. Es ist nur die Seite, die ich gewählt habe. Ich kämpfe den guten Kampf, solange ich kann.