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Nachhaltige Jobs: Was macht eigentlich eine Meeres-Biologin?

Close up view of ecologist sampling water from the river with test tube. Examining level of pollution. Conserve water and environment.
Mathe, Physik und Chemie – das sind wichtige Fächer in Schule und Studium, wenn man in der Meeresbiologie arbeiten möchte.Bild: iStockphoto / Smederevac
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Nachhaltige Jobs: Was macht eigentlich eine Meeres-Biologin?

24.02.2023, 11:0811.07.2023, 10:18
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Es gibt viele Wege, wie man dazu beitragen kann, die Welt noch vor dem Klima-Kollaps zu bewahren. Zum Beispiel durch einen Job im Umweltsektor. Da gibt es einige.

Bei watson wollen wir ein paar davon vorstellen und Menschen zu Wort kommen lassen, die sich aktiv für mehr Umwelt- und Klimaschutz einsetzen.

Einer von ihnen ist Nike Fuchs. Sie ist Meeresbiologin, Vermittlerin und Coach. Mit dieser Berufskombination will sie dazu beitragen, Probleme zu lösen und den Dialog anzuregen – um den Schutz der Ozeane voranzutreiben. Im Interview mit watson erzählt sie, was ihren Job ausmacht, wie sie ihn bekommen hat und warum er dazu beiträgt, die Klimakrise zu bekämpfen.

Nike Fuchs ist schon seit über zehn Jahren als Meeresbiologin tätig.
Nike Fuchs ist schon seit über zehn Jahren als Meeresbiologin tätig.bild: Marcus Gralher Photography

Watson: Was kann ich mir unter deinem Job vorstellen? Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Nike Fuchs: Ich habe als klassische Meeresbiologin angefangen, bin mittlerweile aber auch als Vermittlerin tätig. Denn mich interessieren die Gesamtzusammenhänge. In meiner Doktorarbeit habe ich beispielsweise die Mensch-Natur-Beziehung unter die Lupe genommen und untersucht, was wir Menschen mit Plankton zu tun haben. Tatsächlich ist nämlich alles miteinander verbunden und mit dieser Erkenntnis habe ich wissenschaftlich Neuland gewonnen.

"Wir sollten den Menschen als Teil der Natur betrachten."

Mir ist klar geworden, dass wir Mensch und Natur nicht getrennt voneinander betrachten können. Das wurde eine ganze Zeit lang so verstanden: Die Menschen machen alles kaputt und die Meeresbiolog:innen müssen herausfinden, wie noch im Meer und beim Klima was zu retten ist. Inzwischen hat sich das Bild aber geändert, wir sollten den Menschen als Teil der Natur betrachten. Und egal ob bei indonesischen Kleinfischern, Eisdüngung im Südozean, oder Algenfarmen – man muss immer die Menschen mitdenken als Teil eines Systems.

Woran arbeitest du gerade?

Gerade bin ich dabei, mit zwei Kolleginnen eine Roadmap zu erstellen für ein Konzept, was die Beteiligung von lokalen Communitys in der Arktis verbessern soll. Die Arktis ist ein hoch diverses Gebiet: Es gibt so viele unterschiedliche Sprachen und so viele unterschiedliche lokale Gemeinschaften. Gleichzeitig verändert sich die Arktis sehr schnell und sehr stark, sie leidet unter dem Klimawandel. Und alles, was dort ökologisch passiert, hat auch wieder Einfluss auf die Menschen vor Ort. Das ist alles sehr eng miteinander verknüpft.

Blue iceberg in Nordfjorden, Svalbard. Sunlight is shining through, showing the vibrant blue and turquoise tones. A small expedition boat can be seen silhouetted behind with unidentifiable tourists.
Die Arktis leidet stark unter der Erderwärmung.Bild: iStockphoto / Rixipix

Wir wollen wegkommen von der sogenannten "Parachute Science"; damit ist gemeint, dass Wissenschaftler:innen einen bestimmten Ort erforschen, die Bewohner:innen nicht miteinbeziehen und danach mit ihren gewonnenen Daten wieder nach Hause fahren. Sie veröffentlichen diese Daten dann und niemand außer anderen Wissenschaftler:innen bekommt sie jemals zu sehen. Damit kommen wir nicht weiter. Dafür, dass die Kommunikation zwischen den Wissenschaftler:innen und den Menschen vor Ort besser klappt und sie in die Forschung miteinbezogen werden, setze ich mich als Vermittlerin ein.

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Wie bist du dahin gekommen?

Ich habe zur Verwunderung meiner Familie mit zwölf verkündet, dass ich Meeresbiologin werden will. Die fanden das alles sehr seltsam, weil meine Noten nicht danach aussahen. Ich habe sämtliche Praktika in allen möglichen biologischen Instituten und Firmen gemacht. Mein Abitur hatte den Schwerpunkt Biotechnologie, anschließend hatte ich noch eine Ausbildung gemacht zur Biologisch-Technischen-Assistentin. An der Uni Bremen studierte ich dann Meeresbiologie. Danach wiederum war ich am Alfred-Wegener-Institut und habe dort gearbeitet.

Welche Möglichkeiten standen dir nach deiner Ausbildung und deinem Studium offen?

Grundsätzlich ist es wie mit vielen anderen Biologie-Zweigen – sie waren lange als brotlose Kunst verschrien. Ich finde aber, dass gerade, wenn man seine individuellen Neigungen mitbringt, das Feld der Meeresbiologie absolut vielfältig ist und einem alles Mögliche offensteht. Wenn man zum Beispiel ein Technikfreak ist und auch auf Meeresbiologie steht, dann kann man zum Beispiel in die Windindustrie gehen oder Algenfarmen bauen. Es gibt viel, was technisch am Meer gerade passiert, immerhin sind 70 Prozent der Erdoberfläche Wasser, da steckt ein enormes Potenzial.

Was bedeutet #IchBinHanna?
Der Hashtag war im Juni 2021 der Startpunkt eines spontan entstandenen Twitter-Trends, der auf ein Erklärvideo des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) reagiert. Es wird darin kritisiert, dass Wissenschaftler:innen prekären Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind und nur befristete Stellen bekommen.

In welche Richtungen kann man noch gehen?

Wenn man sich für Psychologie interessiert, kann man in eine ähnliche Richtung gehen wie ich und als Vermittlerin tätig sein. Außerdem kann man in die Lehre gehen und unterrichten. Natürlich kann man auch forschen; das macht allerdings nur begrenzt Spaß, solange das Wissenschaftszeitvertragsgesetz in der aktuellen Form noch da ist. Ich sage nur: #IchBinHanna. Wenn man eine Festanstellung hat, kann man von dem Beruf leben, aber in der Regel hat man die nicht und dann ist die Arbeit in der Forschung äußerst zermürbend, weil man immer mal wieder lange Abschnitte hat, in denen man keine Anstellung hat und sich von Projekt zu Projekt hangeln muss.

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Die Arbeitsbedingen in der Wissenschaft sind äußerst prekär.Bild: iStockphoto / Vladimir Borovic

Wer längerfristig einen sicheren Arbeitsplatz haben will, kann auch für Behörden arbeiten. Da gibt es einige Behörden, die wirklich richtig gute Arbeit leisten. Und die brauchen auch gute Meeresbiolog:innen. Beispiele sind das Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), aber einige frühere Komiliton:innen sind ins Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gegangen oder ähnliche Behörden. Auch NGOs und die Privatwirtschaft nehmen zunehmend gerne systemisch denkende Naturwissenschaftler:innen.

Was muss man mitbringen, um deinen Job zu machen?

Während des Grundstudiums wird strikt aussortiert – wer Mathe, Physik und Chemie nicht drauf hat, ist raus. Man muss die Naturwissenschaften also beherrschen und auch Lust darauf haben, sich mit komplexen Zusammenhängen auseinanderzusetzen.

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Wer Meeresbiologie studieren will, muss die Naturwissenschaften beherrschen.Bild: iStockphoto / Kittisak Kaewchalun

Für mich persönlich war das Meer immer faszinierend, schon als Kind habe ich in Strandurlauben Sandproben genommen. Dann habe ich eine Reportage gesehen, in der Meeresbiolog:innen mithilfe von elektrischen Zäunen unter Wasser ein Badegebiet in Südafrika vor Haien geschützt haben. Den Haien wurde dadurch nicht geschadet und gleichzeitig konnten die Menschen sicher baden – das war für mich eine Win-win-Situation. Ich war beeindruckt und wollte genau solche Lösungen auch entwickeln.

Was kann man mit deinem Job im Sinne der Klimakrise bewegen?

Mir ist wichtig zu betonen, dass wir nicht nur eine Klimakrise haben, sondern multiple Krisen, die miteinander verknüpft sind. Erderwärmung, Biodiversitätsverlust und Verschmutzung – das bedingt sich alles gegenseitig. Die Klimakrise ist ein "Wicked Problem", bestehend aus vielen Problemen, die so eng miteinander verknüpft sind, dass man sie nicht mehr einzeln lösen kann.

"Alles, was eine Annäherung zwischen den Menschen bewirkt, bewirkt auch eine Verbesserung fürs Klima."

Meiner Ansicht nach ist der Weg, der uns zur Lösung des Problems führt, eine Zusammenarbeit von Menschen – für das Klima, für den Ozean. Wir müssen verstehen und wirklich begreifen, dass und wie wir alle miteinander verbunden sind. Wir mit dem Meer, das Meer mit uns und wir Menschen untereinander. Und alles, was eine Annäherung zwischen den Menschen bewirkt, bewirkt auch eine Verbesserung fürs Klima.

A female hand touching the ocean water in front of a beautful sunset during summer time.
Nur gemeinsam können wir das Wohlergehen des Ozeans sicherstellen.Bild: iStockphoto / globalmoments

Ich glaube auch, dass unsere Beziehung mit dem Ozean eine Reflexion davon ist, wie wir als Menschen miteinander umgehen und kommunizieren. Ich habe versucht, Probleme rein wissenschaftlich zu lösen und festgestellt: Es bringt nichts, solange man die Menschen nicht miteinbezieht.

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Mit einem beherzten Satz springt Stefan Warweitzki über die roten Kordeln des abgesteckten Essensbereichs. Dahinter, fein säuberlich drapiert: Donuts und Muffins, Croissants und Franzbrötchen. Der Albtraum von Karl Lauterbach, das neue Frühstücks-Sortiment des Fast-Food-Riesen McDonalds. "Wir wollen das hier auf eine recht lockere Art machen", sagt Warweitzki. "Wir haben uns ziemlich viele Gedanken gemacht, was unseren Gästen besonders gut schmecken könnte."

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