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Gesunde Ernährung: Medizinerin ordnet DGE-Empfehlung für Fleisch ehrlich ein

Ob Beef, Steak oder Filet aus Schwein, Rind, Lamm oder Geflügel: Auch der Supermarkt Lidl bietet seinen Kunden zahlreiche Fleisch-Produkte an.
Die DGE empfiehlt, 300 Gramm Fleisch die Woche zu essen.Bild: iStock / Getty Images Plus / VLG
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Ei, Ei, Ei: Die DGE traut sich nicht, weniger tierische Produkte zu empfehlen

06.03.2024, 17:5507.03.2024, 08:32
Mehr «Nachhaltigkeit»

Mehr Gemüse und Obst essen, viel Wasser trinken und weniger Süßes snacken – all das empfiehlt die Deutsche Ernährungsgesellschaft (DGE), um der eigenen Gesundheit und Umwelt etwas Gutes zu tun.

Wer sich an die Empfehlung hält, der:die wird, zumindest auf dem Teller, schnell einen Unterschied bemerken, denn Fleisch und Milchprodukte sollen deutlich weniger konsumiert werden: Nur rund 400 Gramm Milchprodukte am Tag und 300 Gramm Fleisch sowie ein Ei pro Woche sollten wir der DGE zufolge essen. Das entspricht etwa der Hälfte der Mengen-Empfehlung aus dem Jahr 2017.

ILLUSTRATION - Wer weniger Fleisch isst, kann das fehlende Protein durch Hülsenfrüchte wie Linsen ersetzen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-T ...
Hülsenfrüchte sind Teil einer gesunden Ernährung.Bild: dpa-tmn / Christin Klose

Ernährungs-Empfehlung: Schutz vor Krankheiten und Umweltrisiken

Der Hauptgrund für die stark-reduzierte Fleisch-Empfehlung? Die Treibhausgase und Umweltauswirkungen. Nur bei einem Maximum von 300 Gramm Fleisch pro Woche und Person könnten die Nachhaltigkeitsziele für 2030 eingehalten werden, argumentiert die DGE.

Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann sieht in der Empfehlung aber vor allem eine Win-Win-Situation. Sie arbeitet am Universitätsklinikum Augsburg und ist Direktorin des Instituts für Umweltmedizin beim Helholtzzentrum München. Außerdem berät sie die Bundesregierung in Sachen Klimawandel. Laut ihr sind weniger Fleisch und tierische Produkte gut für die Gesundheit und den Planeten.

"Die Dosis macht das Gift."
Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann

Gegenüber watson sagt sie:

"Eine moderate Zufuhr bestimmter tierischer Produkte wie Fisch, Geflügel und fettarme Milchprodukte können durchaus Teil einer ausgewogenen Ernährung sein. Um einige kritische Punkte anzusprechen: Gesättigte Fette und Cholesterin stehen in Verbindung mit Herzkreislauferkrankungen."

Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes und Schlaganfälle können durch eine ungesunde Ernährung mit viel Fleisch ebenfalls begünstigt werden. Studien hätten zudem gezeigt, dass Menschen, die viel Fleisch essen, einen höheren Anteil an antibiotikaresistenten Keimen im Darm tragen. Auch das Risiko für Darmkrebs steigt, je mehr verarbeitete Fleischprodukte wie Wurst und Speck gegessen werden.

Traidl-Hoffmann betont: "Dabei sollte jedoch die Paracelsus'sche Weisheit nicht vergessen werden: Die Dosis macht das Gift."

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Im Gespräch mit ihren Patient:innen beziehe sie die planetare Gesundheit immer ein, da spiele dementsprechend auch die Art der Ernährung eine wesentliche Rolle. Traidl-Hoffmann betont: "Es geht bei einem ärztlichen Rat immer um eine Empfehlung und so ist ja auch die DGE-Äußerung eine Empfehlung." Daran halten muss sich dementsprechend niemand – es ist und bleibt ein unverbindlicher Rat.

Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für die Gesundheit.
Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für die Gesundheit.bild: pexels

Gesunde Ernährung: Eigentlich noch weniger Fleisch als 300 Gramm

Genau genommen müsste die Empfehlung der DGE sogar noch niedriger ausfallen. Denn das mathematische Modell, das berechnet hat, wie viel Gramm tierischer Produkte für unsere Gesundheit und den Planeten empfehlenswert sind, ist noch zu einem deutlich niedrigeren Ergebnis als den 300 Gramm Fleisch pro Woche gekommen. Davon nahmen die Wissenschaftler:innen allerdings Abstand.

Der Grund: Sie glaubten, eine noch größere Einschränkung könnten sie den Menschen nicht zumuten. Also integrierten sie in das Modell, dass auch weiterhin mindestens 300 Gramm Fleisch die Woche drin sein sollten. Das berichtet die "Zeit". Maximal radikal fällt die Empfehlung der DGE also nicht aus, denn auch die Wissenschaftler:innen wissen: Schnitzel und Bratwurst sind in Deutschland nur schwer zu verhandeln.

Schnitzel sind in Deutschland sehr beliebt.
Schnitzel sind in Deutschland sehr beliebt. bild: pexels

Dass die Ernährung für viele ein heiliges und persönliches Thema ist, merkt auch Umweltmedizinerin Traidl-Hoffmann. Trotzdem versteht sie das Vorgehen und erklärt:

"Der Kernpunkt bei Gesundheitsempfehlungen ist ihre Zugänglichkeit für einen breiten Teil der Bevölkerung. Eine zu hohe Zielsetzung, ähnlich einer zu hoch angesetzten Latte im Stabhochsprung, führt nur zu Frustration statt Erfolg. Realistische Ziele sind daher entscheidend für den Erfolg von Empfehlungen."

Das handhabt sie auch bei ihren Patient:innen so: "Mein Rat an meine Patienten impliziert selten Verbote, sondern ein Angebot. Aber warum sollte man ein Angebot auf die Aussicht auf ein gesundes Leben ablehnen?"

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