Am Dienstagmorgen fiel in Teilen Brandenburgs der Strom aus – auch das Tesla-Werk in Grünheide lag still und dunkel da. Der Grund? Ein brennender Strommast. Und dabei handelte es sich wohl nicht um einen Unfall, wie sich schnell herausstellte.
Die als linksextremistisch eingestufte "Vulkangruppe" hat sich zu dem "Anschlag auf die Stromversorgung" nahe der Tesla-Fabrik bei Berlin bekannt. Schon 2021 stand die "Vulkangruppe" im Verdacht, einen Brandanschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Baustelle verübt zu haben. Damals warf sie dem Konzern auf der Internetseite Indymedia.org vor, dass Tesla weder grün, noch ökologisch noch sozial sei.
Aber was weiß man über die "Vulkangruppe"? Wer steckt dahinter – und vor allem: Was will die Gruppe wirklich?
Wirklich viel weiß man nicht über die Gruppe von Linksextremist:innen und ihre Motive, allerdings wird sie vom Berliner Verfassungsschutz dem anarchistischen Spektrum zugeordnet.
Das bedeutet, dass die Gruppe alle bestehenden oder herkömmlichen Herrschaftsformen ablehnt und stattdessen eine utopische Idealgesellschaft der Zukunft im Kopf hat, in der Individuen und soziale Gruppen losgelöst von allen gesellschaftlichen Zwängen leben können. So jedenfalls beschreibt die Konrad-Adenauer-Stiftung Anarchismus auf ihrer Website.
Gegründet haben soll sich die "Vulkangruppe" bereits 2011. Seitdem begeht sie immer wieder Brandanschläge in Berlin und Brandenburg.
Die Ziele der Sabotageaktionen der "Vulkangruppe" sind immer wieder Kabelschächte, Funkmasten und Datenleitungen. Im Bericht des Verfassungsschutzes von 2019 steht außerdem, dass die Gruppe die öffentliche Ordnung stören will: "Auf diese Weise soll die Funktionsweise des 'kapitalistischen Alltags' durchbrochen und Menschen zum Innehalten genötigt werden."
Auch im Bekennerschreiben vom Dienstag ist das Ziel der Gruppe klar und deutlich formuliert: "Kein Tesla auf der Welt soll mehr sicher sein vor unserer flammenden Wut."
So soll die Gruppe bereits 2021 Tesla im Visier gehabt und ein Stromkabel in Brand gesetzt haben, das die Baustelle der Fabrik mit Strom versorgte. Im Jahr 2018 wurde ein Starkstromkabel in Berlin-Charlottenburg zerstört. Beide Male tauchte schon kurz nach der Aktion Bekennerschreiben der "Vulkangruppe" auf.
2020 brannte ein Kabelschacht in Berlin – auch damals gab es ein Bekennerschreiben der Gruppe, die sich das Heinrich-Hertz-Institut als Ziel ausgewählt hatte. Der Grund: Die "Vulkangruppe" wollte die Entwicklung einer Corona-App stoppen, an dem das Institut beteiligt war.
Die Wahl der Ziele für die Brandanschläge sei kein Zufall, erklärte der Extremismusexperte Felix Neumann von der Konrad-Adenauer-Stiftung gegenüber dem "rbb":
Die Brandanschläge hatten gemein, dass im Nachhinein immer wieder Bekennerschreiben auftauchten. Ins Auge sticht aber hier: Die Gruppe wechselt ihren Namen. Mal nennt sie sich "Vulkangruppe Gegen den Fortschritt der Zerstörung", mal "Vulkangruppe Shut Down The Power".
Extremismusexperte Neumann meint, dass es sowohl sein könne, dass die Gruppe den Namen wechselt, als auch, dass es innerhalb der Gruppe eine neue Führung gibt, die andere Akzente setzen und diese mit der Namensauswahl betonen will. Bei dem mutmaßlichen Brandanschlag am Dienstag etwa nannte sich die Gruppe im aufgetauchten Bekennerschreiben "Vulkangruppe Tesla abschalten!"
Wie viele Mitglieder die "Vulkangruppe" hat, ist unklar. Auch fehlen genauere Informationen zu den Organisationsstrukturen der Gruppe.
Auf eine "rbb"-Anfage wollte sich der Berliner Verfassungsschutz dazu nicht äußern, dem Bericht von 2019 zufolge scheint man aber von gefestigten Strukturen auszugehen. Demnach geht die Behörde von einem "(teil-)identischen Autorenkreis" bei den Bekennerschreiben aus, da diese sich in Aufbau, Stil und Inhalt ähneln würden.