Am späten Dienstagabend postet die Klimaaktivistin Luisa Neubauer auf Instagram ein Bild mit einem Koffer in einem Fahrstuhl. "Und es geht los", schreibt sie dazu, offenbar erwartungsvoll. Gemeinsam mit etwa 70.000 anderen Teilnehmenden aus aller Welt machte sich die Klimaaktivistin diese Woche auf den Weg zur 28. UN-Weltklimakonferenz nach Dubai.
Knapp zwei Wochen lang beraten dort Vertreter:innen aus Politik und Gesellschaft über ein Thema, das in den vergangenen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit erlangte, aber auch zunehmend für Frustration sorgt: das Klima.
Was genau ist bei der Konferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten Thema? Welche Ziele sind für Deutschland bindend und warum ist die COP auch für Aktivist:innen ein wichtiger Termin? Einen Überblick darüber findest du hier.
Der Ursprung der Weltklimakonferenz liegt in einer 1992 unterzeichneten Konvention der Vereinten Nationen. Auf einer entsprechenden Konferenz einigten sich schon damals 152 Teilnehmerstaaten darauf, die Treibhausgasemissionen zu senken – zunächst allerdings ohne konkrete Ziele.
Im sogenannten Kyoto-Protokoll wurden 1997 dann erstmals konkrete Emissionshöchstwerte festgelegt, die für die Unterzeichnenden im Rahmen der COP28 völkerrechtlich bindend wurden. Der Name COP wurde dabei als Abkürzung für "Conference of the Parties" geschaffen. Die diesjährige Konferenz ist die 28. Konferenz und wird daher abgekürzt als COP28.
Mit "Parteien" sind auf der Klimakonferenz allerdings keine politischen Parteien gemeint, sondern die teilnehmenden Staaten und Gruppierungen, die seit den 1990er Jahren die UN-Rahmenkonvention unterzeichnet haben. Neben knapp 200 Ländern beraten daher mittlerweile auch Delegierte der Europäischen Union (EU) mit bei den Gesprächen auf der COP.
Während in der ersten Woche zunächst nur Verhandler:innen – die meisten aus den Reihen der Umweltministerien – zur COP reisen, kommen in der zweiten Woche auch die Staats- und Regierungschef:innen zur Konferenz. In langen Sitzungen beraten zunächst einzelne Gruppen, dann die große Gemeinschaft über die Maßnahmen zum globalen Klimaschutz.
Zudem zeigten sich in den vergangenen Jahren immer mehr Journalist:innen und Lobbyist:innen als Beobachtende auf der COP. Vor allem die Präsenz verschiedener Lobbys sorgt seit mehreren Jahren für harte Kritik. Auch aus diesem Grund reisen vermehrt Aktivist:innen wie Luisa Neubauer an, um mit verschiedenen Demonstrationen dieses Vorgehen und die fehlenden Ergebnisse der COP anzuprangern.
Den größten Kritikpunkt an der Weltklimakonferenz bildet allgemein die schwierige Beschlussfindung. Aufgrund des Konsensprinzips besitzt jedes Land die Möglichkeit, Entscheidungen über ein Veto zu blockieren.
Aus diesem Grund gingen in der Vergangenheit viele UN-Klimakonferenzen ohne weitreichende Ergebnisse zu Ende. So scheiterten die Teilnehmenden 2009 bei der COP15 an der Aufgabe, ein umfassendes Klimaabkommen auszuhandeln.
An der diesjährigen Konferenz wird zudem die COP-Präsidentschaft kritisiert, die mit Sultan Ahmed al-Dschaber der Chef des Ölkonzerns Adnoc innehat. Während einige hierin eine Möglichkeit des Austauschs mit allen Beteiligten sehen, kritisieren viele dessen moralische Ansichten.
Auch der Begriff fossile Energieträger sorgt bei der COP immer wieder für Aufregung. Zwar benennen die Teilnehmenden diese mittlerweile als Ursache für die Klimakrise, noch immer konnten sie sich allerdings nicht auf einen vollständigen Ausstieg einigen.
Ziel der Gespräche im Rahmen jeder Klimakonferenz ist jeweils ein Beschlusstext, der am Ende jeder COP für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Bei der COP21 im Jahr 2015 wurde in diesem Zuge das Pariser Klimaabkommen beschlossen. Hier einigten sich die Teilnehmenden zumindest auf die Zielvorgabe, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.
Die Einhaltung dieses Abkommens soll auch eines der großen Themen bei der COP28 darstellen. Deutschland etwa treibt im Zusammenhang mit den Zielen der COP vor allem den Ausbau der Erneuerbaren Energien bis 2045 voran.
Neben einer Evaluierung der bisher verabschiedeten Maßnahmen sollen auch die Interessen des globalen Südens im Fokus stehen. Hier wird es vor allem um finanzielle Hilfen für die Auswirkungen der Klimakrise gehen. Dafür wurde bereits im vergangenen Jahr ein "Fonds für Verluste und Schäden" beschlossen, der nun endgültig dotiert werden soll.
Abzuwarten bleibt jedoch auch hier, inwiefern sich die einzelnen Staaten an die Beschlüsse der COP halten werden. Zwar sind diese völkerrechtlich bindend, ihre Umsetzung kann jedoch individuell interpretiert werden. Wohl auch deshalb bezeichnete Luisa Neubauer die Ergebnisse der COP27 im vergangenen Jahr als "sehr enttäuschend". Gegenüber der "taz" unterstreicht sie deshalb einmal mehr, dass ihr Widerstand auf der COP wichtig ist: "So lange es gebraucht wird".
(Mit Material von dpa)