
Diese somalischen Hirten verloren 2008 ihren gesamten Viehbestand wegen anhaltender Trockenheit. Bild: dpa / Badri Media
Klima & Umwelt
25.01.2021, 20:1025.01.2021, 20:10
Wetterextreme wie Wirbelstürme, Hitze oder Starkregen
haben in den vergangenen Jahren vor allem Entwicklungsländer hart
getroffen. Hunderttausende Menschen starben innerhalb von 20 Jahren aufgrund solcher Ereignisse. Das geht aus dem Globalen Klima-Risiko-Index hervor, den
die Umweltorganisation Germanwatch an diesem Montag vorgestellt hat. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) plädierte unterdessen bei einem virtuellen Gipfel zur Anpassung an den Klimawandel für mehr internationale Kooperation.
Zwischen 2000 und 2019 hatten demnach vor allem ärmere Länder mit
Hitzewellen, Dürren und Stürmen zu kämpfen, allen voran Puerto Rico,
Myanmar und Haiti (Platz eins bis drei). Fast 480.000 Menschen
starben in diesem Zeitraum infolge von mehr als 11.000
Extremwetterereignissen. Die Sachschäden summierten sich der Studie
zufolge kaufkraftbereinigt auf 2.56 Billionen US-Dollar und sind
damit im Vergleich zum vorherigen Langfrist-Index erneut gestiegen.

Auch die USA sind mit 22 extremen Wetterereignissen im Jahr 2020 stark betroffen: Hier im März in Nashville. Bild: dpa / Mark Humphrey
An der Spitze der Negativ-Liste für das Jahr 2019, das neben dem
20-Jahres-Zeitraum separat betrachtet wurde, stehen Mosambik,
Simbabwe und die Bahamas, die es mit schweren Wirbelstürmen,
Überflutungen und Erdrutschen zu tun hatten. In Mosambik, Simbabwe und Malawi (Rang fünf im
Index für 2019) gehen schwere Schäden auf den Zyklon Idai zurück. Es war der bis dahin
verheerendste Wirbelsturm, der jemals im westlichen Indischen Ozean
beobachtet wurde. Die drei afrikanischen Länder hatten zusammen mehr
als 1100 Todesopfer zu beklagen und verzeichneten kaufkraftbereinigt
einen Gesamtschaden von mehr als sieben Milliarden US-Dollar.
Tödliche Hitzewellen in Deutschland
Deutschland landet für 2019 auf Platz 56 unter den 180 Ländern, deren
Daten in die Studie eingeflossen sind. Im Langfrist-Vergleich
rangiert die Bundesrepublik aber unter den 20 am stärksten
betroffenen Ländern (Platz 18). Von 2000 bis 2019 starben in
Deutschland der Analyse zufolge mehr als 10.700 Menschen durch
Extremwetter - vor allem infolge von Hitzewellen. Der wirtschaftliche
Schaden lag für Deutschland kaufkraftbereinigt jährlich im Schnitt
bei 4.27 Milliarden US-Dollar (3.54 Milliarden Euro).
Der jährlich veröffentlichte Klima-Risiko-Index basiert auf einer
Datenbank des Rückversicherers Munich Re und Daten des
Internationalen Währungsfonds (IWF). Er vergleicht die durch
Extremwetter verursachten Todeszahlen und Sachschäden nach
Kaufkraftparitäten, und zwar sowohl die absoluten Zahlen als auch im
Verhältnis zur Einwohnerzahl und zum Bruttoinlandsprodukt.
"Menschen in Enwicklungsländern am verwundbarsten" – Merkel sagt zusätzliche 100 Millionen Euro Hilfsgelder zu
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass der Klimawandel
Wetterextreme "in allen Kontinenten und Regionen der Welt"
begünstigt. "Der Klima-Risiko-Index zeigt, dass Menschen in den
besonders armen Entwicklungsländern am verwundbarsten sind. Sie, die
am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, benötigen nun dringend
finanzielle und technische Unterstützung, um sich soweit wie möglich
an deren Folgen anzupassen", sagte Studien-Co-Autor David Eckstein
von Germanwatch.

Am Ufer des überfluteten Flusses Bagmati in Nepal. Mehr als 200 Menschen starben nach heftigem Monsunregen in Nepal, Indien und Bangladesch.Bild: dpa / Niranjan Shrestha
Mit Blick auf den internationalen Klimagipfel Climat Adaptation
Summit, der am Montag digital stattfand, richtete die Organisation
einen Appell an die Industrienationen, den besonders schwer
getroffenen Entwicklungsländern zusätzliche Mittel im Kampf gegen
Extremwetterereignisse bereitzustellen. Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) sagte am Mittag in einer Video-Botschaft zu, die vulnerablen
Länder mit weiteren 100 Millionen Euro bei der Anpassung an die
Folgen des Klimawandels unterstützen zu wollen.
"Der Klimawandel gefährdet unsere Umwelt, unsere Wirtschaft, unsere Sicherheit – überall auf der Welt. Aber gemeinsam haben wir es in der Hand, die Folgen einzudämmen", sagte die Kanzlerin in einer Video-Botschaft am Montag. Deutschland verfolge international eine Strategie der Anpassung, aber auch der Emmissionsminderung.
Umweltministerin Schulze: Auch Deutschland muss sich wappnen
Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze warb am Montag für mehr
Solidarität. "Wir brauchen jetzt mehr denn je Solidarität auf der
Welt, damit diejenigen, die besonders vom Klimawandel betroffen sind,
auch Unterstützung erhalten", sagte die SPD-Politikerin. Aber auch
Deutschland müsse sich besser gegen Wetterextreme wappnen. Alte und
kranke Menschen sowie das Personal im Gesundheitswesen müssten "viel
besser vor extremer Hitze im Sommer" geschützt werden, erklärte
Schulze.

Es gibt mehr extreme Hitzetage in Deutschland als früher. Bild: imago images / Achim Duwentäster
Aus den Reihen der Opposition kam teils scharfe Kritik. Die
Industrienationen seien "die Hauptverursacher für die Eskalation der
Klimakrise" und würden sich trotzdem "aus der Verantwortung stehlen",
wenn es darum gehe, die Schäden zu begleichen, sagte die
klimapolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lisa Badum,
der Deutschen Presse-Agentur. Dieses Vorgehen sei "pervers". Die
Klimaanpassung müsse endlich solidarisch finanziert werden, forderte
Badum.
Linke: Klimawandel-Hilfe nicht mit Entwicklungshilfe verrechnen
Der Linke-Klimapolitiker Lorenz Gösta Beutin kritisierte Deutschlands
Anteil an der internationalen Klimafinanzierung als "deutlich zu
gering". Er warf der Bundesregierung vor, das Geld zum Kampf gegen
den Klimawandel mit der Entwicklungshilfe zu verrechnen, statt es
separat zu investieren.
Bei dem von den Niederlanden organisierten virtuellen Gipfel beraten Staats- und Regierungschefs aus aller Welt über Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. An der Eröffnungsveranstaltung des zweitägigen Gipfels nahm auch der Klima-Beauftragte der neuen US-Regierung, John Kerry, teil.
(andi/dpa)
Welches Gerät ist für mich am besten? Welches besonders energieeffizient? Um die Fragen zu beantworten, helfen hierzulande Energielabel. Für Wäschetrockner gibt es nun ein neues. Und das Beste: Verbraucher:innen müssen nicht lange auf die Einführung warten.
So manche gesetzliche Regelung kann ein Beben in vielen Haushalten auslösen, solche zu Steuerzahlungen zum Beispiel oder auch welche zu Wärmepumpen (!). Letztere löste Schockwellen aus, die zwar nicht im Ansatz der Tragweite der Reform entsprachen, aber sei's drum.