Mit den Blättern fallen inzwischen auch die Außentemperaturen – die Heizphase hat begonnen. Je nachdem, welche Heizvorrichtung bei uns zuhause steht, wird uns dieses Jahr zumindest finanziell ziemlich eingeheizt. Umso mehr sollten wir deshalb auf erneuerbare Energien und einen sparsamen Wärmeverbrauch achten.
Wie der Heizspiegel 2021 für Deutschland zeigt, sind die Heizkosten zwar im vergangenen Jahr im Durchschnitt um 5 Prozent gesunken (bei einer durchschnittlichen 70m² Wohnung im Mehrfamilienhaus um 35 Euro). Für das laufende Jahr werden allerdings deutliche Mehrkosten von durchschnittlich 90 Euro erwartet, was eine Steigerung um 13 Prozent bedeutet.
"Gründe für die steigenden Heizkosten sind steigende Energiepreise, kühleres Wetter und der CO²-Preis", sagt Alexander Steinfeldt, Leiter vom Heizspiegel, der jährlich von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online bemessen wird. Vor allem der CO²-Preis für Heizöl und Erdgas, mache 35 bis 65 Prozent der Kostensteigerung in diesem Jahr aus.
Für Privathaushalte berechnet sich der monatliche Gaspreis aus drei Faktoren: den Beschaffungskosten, den Entgelten für die Netznutzung sowie den Steuern und Abgaben. Die Beschaffungskosten machten laut dem gemeinsamen Monitoringbericht 2020 von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt 2020 gut 49 Prozent des Gesamtpreises aus, die Steuern 24,6 Prozent und die Netzentgelte 23,3 Prozent - zuzüglich kleiner Anteile für die Kosten von Messungen/Messstellen und für die Konzessionsabgabe.
Das Heizen mit fossilen Brennstoffen wie Gas und Öl wird uns also 2022 finanziell viel abverlangen – aber auch umwelttechnisch rechnet sich das Heizen mit fossilen Brennstoffen immer weniger.
Wie das Umweltbundesamt in einem Factsheet im März 2021 veröffentlichte, verbraucht das Aufbereiten von Wärme und Kälte gut die Hälfte des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs (EEV). Unter Endenergie versteht man dabei die Energiemenge, die der Anlagentechnik zur Verfügung gestellt werden muss, um einen festgelegten Wärmebedarf zur Beheizung und Warmwasserbereitung zu erreichen. Im Bereich „Raumwärme - temperaturbereinigt“ fielen nach Angaben vom Bundesumweltamt im Jahr 2019 insgesamt 130 Millionen Tonnen direkte und indirekte Kohlendioxid-Emissionen.
Für das Jahr 2020/ 21 konnte das Umweltbundesamt noch keine aktuelleren Angaben machen, jedoch schätzt Jens Schuberth, vom Fachgebiet Energieeffizienz des Umweltbundesamt, dass es „keine große Reduktion bei den Kohlendioxid-Emissionen im Bereich Raumwärme seitdem zu erwarten ist.“
Mit diesem starken Verbrauch von Endenergie hinterlassen wir beim Heizen somit weiterhin einen großen ökologischen Fußabdruck.
"Umso mehr müssen wir jetzt Wert auf erneuerbare Energien legen, da sie auf Dauer deutlich preiswerter sind und gleichzeitig umweltfreundlicher", sagt Prof. Dr. Mojib Latif, Klimaforscher am Helmholtz-Zentrum in Kiel, zu watson.
Im Hinblick auf das finanzielle aber auch klimatechnische Einsparpotenzial, sieht Steinfeldt deutliche Vorteile vor allem beim Einsatz von Wärmepumpen:
Denn nicht jede/r ist Eigentümer - Mieterinnen und Mieter können in ihrer Wohnung oft nicht die Art der Heizanlage selbst bestimmen. Trotzdem kann jede/r beim Heizen viel für Klima und einen volleren Geldbeutel tun.
Alexander Steinfeldt vom Heizspiegel empfiehlt hier: "Bei einer Gasetagenheizung kann auf einen Tarif eines Ökogasanbieters gewechselt werden. Der Wechsel zu Ökostrom ist da schon meist selbst möglich und spart in immer mehr Fällen auch Geld. Sowohl bei Ökogas wie auch bei Ökostrom ist darauf zu achten, nur Anbieter mit Grüner-Strom-Label, ok-power-Siegel, Grünes-Gas-Label oder dem TÜV-Nord-Siegel zu wählen."
Nicht jeder kann eine intelligente, sich selbst regulierende Heizungsanlage zuhause haben. Umso wichtiger ist es, besser über den klassischen Heizkörper Bescheid zu wissen: Bereits ein Grad weniger Temperatur senkt den Heizenergieverbrauch um durchschnittlich sechs Prozent.
Dabei gilt: das Thermostat sollte nicht unüberlegt auf- und zugedreht werden, sondern nur minimal verstellt werden. Kühlt der Raum nämlich zu stark aus, beispielsweise durch Herunterregeln der Temperatur bei Abwesenheit, wird noch mehr Energie benötigt, den Raum später wieder aufzuheizen. Denn jedes Grad weniger senkt den Verbrauch um etwa sechs Prozent.
Wie die Verbraucherzentrale empfiehlt, kann auch mit einem Thermostat die gewünschte Raumtemperatur einstellt werden - auf einer Skala bis 5. Üblicherweise wird auf Stufe 3 etwa 20 Grad Celsius erreicht, zwischen den Stufen ergeben sich je drei bis vier Grad Unterschied. Diese Grafik von funk erklärt die Unterschiede bei den Zahlen auf einem klassischen Heizungsregler:
Effizient heizen bedeutet auch zeitlich bewusst heizen. Oft läuft die Heizung auch bei Abwesenheit auf Hochtouren. Das heißt nicht, dass man für richtiges Heizen frieren muss. Gar nicht zu heizen anstelle einer Absenkung, ist nach Angaben der Verbraucherzentrale auch nicht ratsam - sonst kühlen die Innenwände zu stark ab und das Schimmelrisiko steigt.
Trotzdem kann man die Temperatur reduzieren: Bei Abwesenheit tagsüber lässt sich die Raumtemperatur um einige Grad auf etwa 18 °C verringern, bei längerer Abwesenheit sollte die Temperatur auf 15 °C eingestellt werden. Auch zum Schlafengehen ist es sinnvoll, die Heizung schon eine Stunde vorher herunterzudrehen, denn die Restwärme bleibt in einem gedämmten Zimmer weiter erhalten.
Nicht erst seit Corona helfen Quer- und Stoßlüften in unserem Alltag. Auch beim Heizen spart richtiges Lüften Energie. Die Regel dabei: mehrfach täglich stoßlüften, nicht dauerhaft kipplüften oder wenn möglich auch mit geöffneten Türen kurz für Durchzug sorgen. Die Fenster sollten immer nur für wenige Minuten, dafür aber möglichst komplett geöffnet werden. So wird die Luft im Raum schnell ausgetauscht, ohne dass die Wände innen auskühlen.
Zugegeben, passiv heizen ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Doch es gibt auch Methoden, wie wir die bereits produzierte Wärme am längsten ausnutzen können. Dazu gehören einfache Maßnahmen wie: