Unter dem Motto "Wir fahren zusammen" gehen die Klimabewegung Fridays for Future und die Gewerkschaft Verdi an diesem Freitag bundesweit gemeinsam auf die Straße. Ihr gemeinsames Ziel: eine sozial-gerechte Verkehrswende. Denn die, das betonen beide Gruppen immer wieder, brauche es, um auch den Klimaschutz weiter voranzutreiben.
"Die meisten Menschen wollen, dass mehr für den Klimaschutz getan wird und sorgen sich auch persönlich um die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder", sagt Fridays-for-Future-Aktivistin Pauline Brünger gegenüber watson. Klimaschutz, meint sie, scheitere also weniger daran, dass die Menschen nicht wüssten, dass er für ein gutes Leben notwendig ist, sondern vor allem dadurch, dass die konkreten Maßnahmen von der Regierung nicht gerecht und sozial ausgestaltet würden.
In der Praxis bedeutet das: An diesem Freitag stehen Busse und Bahnen in 14 Bundesländern still. Um Druck aufzubauen und deutlich zu machen, wie wichtig der ÖPNV ist. Für die Menschen, für den Klimaschutz. Pauline Brünger sagt:
Dafür braucht es nicht nur einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, sondern auch Menschen, die diese Busse und Bahnen fahren. Fakt aber ist: Schon jetzt fehlen bundesweit Bus- und Bahnfahrer:innen. Und das Problem wird von Jahr zu Jahr größer – obwohl der Bedarf eigentlich wächst. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) schätzt, dass bis 2030 bis zu 110.000 zusätzliche Beschäftigte benötigt werden.
Damit eben das nicht passiert und eine sozial-gerechte Verkehrswende gelingen kann, haben sich die Klimaaktivist:innen und Verdi zusammengetan.
Und das nicht zum ersten Mal: Bereits seit zwei Jahren nähern sich die Klimabewegung und die Gewerkschaft einander an. Der Streik an diesem Freitag in mehr als hundert Städten ist bereits die dritte gemeinsame Aktion.
"Es ist ungewöhnlich, aber nur logisch, dass wir uns zusammengetan haben", sagt auch FFF-Aktivistin Felicitas Heinisch gegenüber watson. Sie erklärt weiter:
Umfragen zeigen, dass dieser Wunsch keine weit entfernte Utopie ist. Erst kürzlich wurde eine Studie in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlicht, die deutlich macht, wie ernst es Menschen aus 125 Ländern mit dem Klimaschutz ist: 89 Prozent der Befragten forderten verstärkte politische Maßnahmen, 86 Prozent befürworteten "klimafreundliche soziale Normen" – und 69 Prozent wären sogar dazu bereit, mindestens ein Prozent ihres Einkommens für den Klimaschutz aufzubringen.
Dass es dann trotzdem oft an der Umsetzung hapert, hängt laut Felicitas Heinisch auch damit zusammen, dass die meisten Menschen mit Klimaschutz derzeit keine konkreten Verbesserungen für sich selbst verbinden würden, sondern Unsicherheiten.
Das liege daran, wie Klimaschutz derzeit umgesetzt werde: "Es gibt Klimaschutzmaßnahmen, die das Leben vieler Menschen verbessern würden. Wenn hingegen alles teurer wird, aber das Klimageld ausbleibt, wächst der Unmut."
Die Regierung, meint sie, habe genau jetzt die Chance, Maßnahmen umzusetzen und in die Breite der Gesellschaft zu tragen – "dazu gehört auch ein verlässlicher, ausgebauter und bezahlbarer Nahverkehr".