Luisa Neubauer versucht auf der COP28, Einfluss zu nehmen. Bild: AP / Rafiq Maqbool
Klima & Umwelt
Die Welt brennt. Die Klimaziele liegen in weiter Ferne.
Bei der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP28) in Dubai sprechen rund 70.000 Teilnehmende, darüber, wie wir die Notbremse ziehen können, bevor die Welt gegen die Wand gefahren wird. Voraussichtlich noch bis zum 12. Dezember läuft das wichtigste Treffen zur Bewältigung der Klimakrise. Auch Klimaaktivist:innen sind vor Ort, um Einfluss zu nehmen.
Luisa Neubauer von Fridays for Future vertritt etwa die deutsche Klimabewegung auf der Konferenz. Schon zu Beginn hatte sie gegen den umstrittenen Präsidenten der COP28 geschossen. Der Grund: Dieser leitet nicht nur die Weltklimakonferenz, sondern ist zugleich auch Chef des größten nationalen Ölkonzerns der Vereinigten Arabischen Emirate.
Nun sorgt ein weiterer Umstand für Unmut bei der Klimaaktivistin: Es geht um eine Analyse, die die Präsenz von Lobbyist:innen auf der Klimakonferenz aufzeigt.
COP28: Lobbyismus spielt riesige Rolle bei Klimakonferenz
Denn: Die Zahl der Delegierten bei den diesjährigen UN-Klimaverhandlungen, die auch mit Produzenten fossiler Brennstoffe in Verbindung stehen, hat sich laut Aktivist:innen vervierfacht.
Nicht nur COP-Präsident Sultan Al-Jaber ist umstritten. Auch zahlreiche weitere Personen aus der Kohle-, Öl- und Gasindustrie sind für die COP28-Klimaverhandlungen registriert.
USA, Odessa: Eine Ölbohrplattform steht am Ende einer Reihe von Pumpen kurz nach Sonnenuntergang.Bild: Odessa American / Eli Hartman
Die Analyse wurde von einer Koalition grüner Gruppen durchgeführt, die sich gegen die Anwesenheit von Delegierten mit Bezug zu Kohle, Öl und Gas bei den Gesprächen aussprachen. Denn ihre Anwesenheit ist mehr als fragwürdig: Bei den UN-Klimaverhandlungen geht es um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Ziemlich unwahrscheinlich, dass das auch das Ziel der fossilen Lobbyist:innen ist.
Die COP28 ist die größte Klimakonferenz aller Zeiten. Etwa 97.000 Personen aus Politik, Diplomatie, Journalismus und Aktivismus haben sich für das Treffen angemeldet. Die Analyse legt jedoch auch nahe, dass 2456 Vertreter:innen der Kohle-, Öl- und Gasindustrie und verwandter Organisationen teilnehmen. Eine Rekordzahl.
Das ist mehr als die Gesamtzahl der Teilnehmer:innen aus den zehn Ländern, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Auf der COP26 in Glasgow waren noch rund 500 Delegierte mit Erfahrung im Bereich der fossilen Brennstoffe anwesend.
Spekulationen um hohe Anzahl von Lobbyisten bei der COP28
Allerdings ist der Anstieg auch zum Teil darauf zurückzuführen, dass Teilnehmer:innen bei der Registrierung nun verpflichtet sind, offen über ihre Beschäftigung zu sprechen. Menschen mussten in diesem Jahr klar angeben, für wen sie arbeiten oder arbeiteten.
Vicki Hollub, CEO eines US-Ölunternehmens, spricht in einer COP-Sitzung über die Beseitigung von Methanemissionen.Bild: AP / Rafiq Maqbool
Durch diese größere Transparenz sind die Zahlen deutlich in die Höhe geschossen. Aktivist:innen sagen jedoch, dass das nicht der einzige Grund für den Anstieg sei.
"Dies erklärt nicht den gesamten erheblichen Anstieg der Lobbyistenpräsenz", sagte George Carew-Jones von der Koalition Kick Big Polluters Out. Es wird gemunkelt, dass diese Gespräche Fortschritte beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen bringen werden, und die Industrie für fossile Brennstoffe in Dubai sei, um das Ergebnis so weit wie möglich zu beeinflussen, sagte er.
Die Aktivist:innen, die diese neuen Zahlen zusammengestellt haben, sagen, dass die Verbindungen zur Öl-, Kohle- und Gasindustrie auf der COP28 weit über die Präsidentschaft hinausgehen: "Die schiere Zahl der Lobbyisten für fossile Brennstoffe bei Klimaverhandlungen, die über unsere Zukunft entscheiden könnten, ist nicht zu rechtfertigen", sagte etwa Joseph Sikulu, Pacific Managing Director von 350.org. Das untergrabe die Integrität des gesamten Prozesses. Er ergänzte:
"Wir kommen hierher, um für unser Überleben zu kämpfen. Und welche Chance haben wir, wenn unsere Stimmen durch den Einfluss großer Umweltverschmutzer erstickt werden? Diese Vergiftung des Prozesses muss beendet werden."
Präsident Al-Jaber wird vorgeworfen, in einem Interessenskonflikt zu stehen. Bild: AP / Kamran Jebreili
Luisa Neubauer schießt gegen Lobbyisten auf Klimakonferenz
Auch Luisa Neubauer betrachtet die immense Präsenz bei der Klimakonferenz mit Sorge. Auf X, ehemals Twitter, veröffentlicht sie die Zahlen der Analyse. Dazu schreibt sie: "Dieses Jahr sind laut Global Witness 2456 fucking Kohle-, Öl- und Gaslobbyisten bei der COP. Und das bittere: Es überrascht mich nicht mal mehr." Dazu setzt sie den Hashtag #KickBigPollutersOut, was so viel bedeutet wie: Schmeißt die großen Umweltverschmutzer raus.
Zunächst hatte Neubauer die deutsche, widersprüchliche Klimapolitik kritisiert. Auch am Präsidenten der Konferenz übte sie Kritik, weil er einen Ölkonzern leitet und den Ausstieg aus den fossilen Energien infrage gestellt hatte: "Ich halte es für einen großen Fehler, dass man Al-Jaber überhaupt benannt hat. Natürlich sind da widersprüchliche Interessen im Spiel, das kann man niemandem erzählen."
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Doch Neubauer fand auch positive Worte. Etwa für Kanzler Olaf Scholz, den sie sonst eher nicht mit positivem Feedback überschüttet. Dessen Auftritt bei der Klimakonferenz sei "wirklich wichtig" gewesen. Scholz' Forderung nach einem Ausstieg aus den fossilen Energien empfindet sie als Erfolg.
Er wird achtlos auf die Straße geworfen oder schwimmt in den Meeren – Plastikmüll verschmutzt die Umwelt enorm. Eine US-Studie aus dem Jahr 2021 ergab, dass die USA der weltweite größte Verursacher von Plastikmüll sind. Demnach hat jede:r US-Bürger:in im Jahr 2016 durchschnittlich 130 Kilogramm Plastikmüll verursacht.