Hitzewellen, Dürren, Hurrikans und heftige Regenfälle: Die Klimakrise hat die Welt schon jetzt weltweit fest im Griff – Wetterextreme nehmen weiter zu, Temperaturen knacken einen Negativrekord nach dem anderen.
Seit Juni 2023 war im globalen Durchschnitt jeder Monat der jeweils wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert, wie der EU-Erdbeobachtungsdienst Copernicus kürzlich verkündete. Die Temperatur in den vergangenen zwölf Monaten lag mit mittlerweile 1,58 Grad deutlich über der im Pariser Klimaabkommen vorgesehenen Grenze von 1,5 Grad.
Das beunruhigt allem voran Wissenschaftler:innen auf der ganzen Welt. In San Francisco wollen Forschende nun dagegen vorgehen – und die Erde mithilfe eines Experiments eigenhändig abkühlen. Ihre Mission: Zeit schaffen, um doch noch das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
Dafür haben Forschende der University of Washington in der vergangenen Woche von einem außer Dienst gestellten Flugzeugträger nahe der Stadt Alameda abertausende mikroskopisch kleine Meersalzpartikel in die Luft geschossen. Diese sollen die Wolken verdichten, wodurch wiederum mehr Sonnenlicht von der Erde reflektiert wird. Das Ziel: Durch eine dichtere Wolkendecke sollen weniger Sonnenstrahlen auf die Erde strahlen – und damit die Erderhitzung abmildern.
Gestartet wurde das Experiment größtenteils unter Ausschluss von Medien und Öffentlichkeit. Vermutlich, so jedenfalls schreibt es die "New York Times", die neben einer Lokalzeitung als einziges Medium vor Ort war, um zu verhindern, dass das Projekt von Gegner:innen gestoppt wird.
Denn bei dem Experiment handelt es sich um Solar Radiation Management (SRM), auf Deutsch etwa "Sonnenstrahlenmanagement", das eine Form des Geoengineerings darstellt. Doch Technologien wie diese bergen Gefahren, vor denen viele Forschende seit Jahren warnen, wie "Focus Online" berichtet.
Denn: Feldversuche darüber, wie sich die Maßnahmen auf geochemische oder biogeochemische Kreisläufe der Erde auswirken, gibt es kaum. Eingriffe wie diese könnten dementsprechend ungeahnte Folgen haben.
So könnte die Verdünnung von Wolken beispielsweise bislang unbekannte Wettermuster nach sich ziehen, die wiederum das gesamte Ökosystem beeinflussen. Ein Teufelskreis, der gravierende Folgen auf unsere Landwirtschaft und Fischereien hätte, könnte in Gang gesetzt werden.
Umweltaktivist:innen warnen gar davor, dass Experimente wie jenes in San Francisco komplett neue klimatische Bedingungen schaffen könnten. Auch immer mehr Wissenschaftler:innen und zivilgesellschaftliche Organisationen sprechen sich daher für ein Verbot von Geoengineering aus.
Das Experiment mit dem Namen "Coastal Atmospheric Aerosol Research and Engagement" (CAARE) läuft voraussichtlich bis Ende Mai. Ziel der Forschenden ist es auch, herauszufinden, ob die Technologie in großem Stil angewendet werden kann.
Ähnliche Eingriffe werden bereits seit Längerem diskutiert, um sich mehr Zeit bei der Lösung der Klimakrise zu verschaffen.
Überlegungen dazu gab es erstmals 1991, nachdem der philippinische Vulkan Pintubo ausbrach und die Staubpartikel in der Atmosphäre dazu führten, dass die globale Durchschnittstemperatur in den darauffolgenden zwei Jahren um 0,5 Grad sank. Mittlerweile gibt es aber auch weitere Methoden, die die Erde herunterkühlen sollen.
Doch neben den ohnehin schon nicht einzukalkulierenden Folgen spricht noch ein weiterer schwerwiegender Grund gegen Geoengineering-Maßnahmen: der (erneute) Aufschub der fossilen Industrie. Dabei sind sich Wissenschaftler:innen weltweit einig darüber: Die einzige Möglichkeit, die Erderhitzung wirklich zu stoppen, besteht in der Abkehr fossiler Brennstoffe – also dem Verbrennen von Kohle, Öl und Gas.