Das Forschungsschiff "Polarstern" hat sich den Weg durch das Meereis schneller gebahnt, als gedacht. Jetzt wollen die Forscher den Gefrierprozess beobachten.bild: imago images / blickwinkel
Klima & Umwelt
20.08.2020, 08:2428.09.2020, 11:47
Das Forschungsschiff "Polarstern" hat auf
dem letzten Fahrtabschnitt seiner Arktis-Expedition "Mosaic" den
nördlichsten Punkt der Erde erreicht. "Es war ein unglaublich
schneller Ritt", sagte Expeditionsleiter Markus Rex der Deutschen
Presse-Agentur am Mittwoch. "Wir hatten einen breiten Bereich mit
geringer Eiskonzentration und dünnem Eis." Gestartet war die
"Polarstern" auf der Nordseite Grönlands. Normalerweise sei das
Seegebiet dort so dicht bedeckt mit teilweise mehrjährigem Meereis,
dass eine Fahrt dort nicht empfehlenswert sei, betonte Rex.
"Es ist erschreckend zu sehen, wie dünn das Meereis ist und wie
schnell es schmilzt. Es muss dringend etwas passieren. Die Arktis
kann nicht lange warten." Das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) hatte im Juli mitgeteilt, dass die arktische Meereisausdehnung
so gering ist, wie es seit Beginn der Satellitenmessungen für den
Monat Juli noch nie beobachtet wurde.
Alarmierendes Zeichen
Das arktische Eis erreicht gewöhnlich im März seine größte und im
September seine geringste Ausdehnung. Im September 2012 war mit 3.4
Millionen Quadratkilometern die bislang kleinste Eisfläche seit 1979
beobachtet worden, im September 2019 die zweitgeringste Ausdehnung.
Ob die Negativ-Rekorde in diesem Jahr noch einmal getoppt werden,
werde sich im September zeigen, so Rex.
Die "Polarstern" ist seit elf Monaten in der Arktis unterwegs.
Zunächst driftete sie mit einer riesigen Scholle mit, Ende Juli
zerbrach diese. Seitdem fährt der Eisbrecher unter Motor wieder
Richtung Norden. "Wir werden über den Nordpol hinaus Richtung
Sibirien fahren, um uns eine neue Eisscholle zu suchen", sagte Rex.
Dort wollen die Wissenschaftler den beginnenden Gefrierprozess
beobachten. Es ist das letzte Puzzlestück, das den Forschern in der
Beobachtung des Jahreszyklus des Eises in der Arktis
fehlt.
(lau/dpa)
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