Dubai, die Wüstenstadt der Superlative, ist ein Magnet für Tourist:innen weltweit. Doch die Stadt leidet mangels Regen zunehmend unter Hitze und Wassermangel. Jährlich fallen im Schnitt gerade einmal 70 Liter Regen pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In Deutschland sind es rund 750 Liter pro Quadratmeter und Jahr.
Dazu kommt die sengende Hitze, die sich insbesondere in den Sommermonaten über den Wüstenstaat legt. Die Staaten am Arabischen Golf, das wird von Hitzerekord zu Hitzerekord deutlicher, könnten in der sommerlichen Hitze schon bald unbewohnbar werden: Über 50 Grad wurden bereits gemessen.
Die Folgen sind fatal – sowohl für die Bewohner:innen und Tourist:innen, als auch für die Landwirtschaft. Schon jetzt müssen beinahe 80 Prozent der Lebensmittel importiert werden. Auch das Trinkwasser wird knapp.
Um diesen Problemen wieder Herr zu werden, setzt Dubai bereits seit Jahrzehnten auf künstlichen Regen – sogenannte Wolkenimpfungen, auch Cloud Seeding genannt.
Dafür feuern bemannte Flugzeuge Silberjodid, Trockeneis oder Stickstoff-Partikel in die Wolken, was diese wiederum dazu bringen soll, sich stärker abzuregnen. Allerdings wird derzeit auch an neuen Methoden geforscht.
Genügend Wolken, damit das klappen könnte, gäbe es zumindest, erklärt der mit dem Projekt befasste Professor Maarten Ambaum von der Universität Reading in England. Rund 15 Millionen US-Dollar hatten die Emirate 2017 dafür in Aussicht gestellt, wenn die Erzeugung von mehr Regen klappen sollte.
Regen jedenfalls ist in Dubai und Abu Dhabi zuletzt in Massen gefallen und hat die Städte vielerorts unter Wasser gesetzt. Am Montagmorgen sind die Bewohner:innen von Regen und Hagelstürmen geweckt worden, die Behörden verschickten Warnungen und mahnten, nicht nach draußen zu gehen. Regenfälle und Stürme dieser Art sind auf der Arabischen Halbinsel, die direkt an die Große Arabische Wüste grenzt, selten.
Ob das Projekt letztlich den erwünschten Erfolg bringt, lässt sich erst langfristig beantworten. Derzeit wird wissenschaftlich ausgewertet, inwiefern die heftigen Regenfälle auf die Cloud-Seeding-Technologie zurückgeführt werden können, wie n-tv berichtet.
Denn auch wenn Menschen schon immer davon träumten, das Wetter an ihre Bedürfnisse anzupassen, ist Geo-Engineering in der Wissenschaft hochumstritten. Damit sind vorsätzliche und großräumige Eingriffe mit technischen Mitteln in geochemische oder biogeochemische Kreisläufe der Erde gemeint.
So arbeiten Menschen etwa an der Erzeugung künstlichen Regens zur Bekämpfung von Dürren und Trockenheit, aber auch an anderen Strategien wie etwa der Nutzung von Nebel, der Verstärkung von Schneefall oder Hagelabwehr oder gar der Abdunkelung der Sonne.
Die langfristigen Folgen all dieser Maßnahmen, das betonen Kritiker:innen immer wieder, sind nicht absehbar. "Wenn man in komplexe Systeme massiv eingreift, weiß man ja nie, ob es nicht zu überraschenden ungewünschten Rückkopplungen kommt", warnte etwa der Meteorologe Andreas Friedrich gegenüber "web.de".
Wie schnell Geo-Engineering-Projekt schiefgehen können, zeigen einige Fallbeispiele. 2009 etwa versank Peking aufgrund eines Wettermanipulationsversuchs in einem Schneesturm. In Mexiko wiederum hatte Volkswagen mit der Abgabe von Schockwellen in die Atmosphäre Hagelbildung verhindern wollen. Die (unerwünschte) Folge dessen: Es kam zu einer heftigen Dürre, die Landwirt:innen massive Ernteausfälle bescherte.
Auch das Regen-Projekt in Dubai wird kritisiert, so hat es bereits zu Überschwemmungen und teils überfluteten Straßen geführt. Wolkenmanipulationen wie jene in Dubai würden Expert:innen zufolge eher Symptome bekämpfen, als die Ursachen der Hitze- und Dürreperioden selbst. Außerdem bestehe die Gefahr, dass die Maßnahmen der Wettermanipulation dafür missbraucht werden, um Kriege zu führen. Gegenüber ntv erklärte der Meteorologe Frank Böttcher:
Um dieses Risiko wissen Länderchefs und Expert:innen seit Langem, weswegen bereits 77 Staaten die sogenannte ENMOD-Konvention unterzeichnet haben. Dabei handelt es sich um einen von den Vereinten Nationen ausgearbeiteten völkerrechtlichen Vertrag über das Verbot der militärischen oder generell feindseligen Nutzung umweltverändernder Techniken.