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Wels-Angriffe: Welche Gefahr geht von dem Fisch für Mensch und Hund aus?

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Eigentlich ziemlich harmlos? Der Wels.Bild: stock&people / imago images
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Nach Wels-Angriffen: Fischerei-Experte sieht drei Handlungsoptionen

In Bayern sind mehrere Badegäste an einem See von einem Wels angegriffen worden. Den nächsten Ausflug an einen Badesee wollen einige nun verschieben. Aber ist die Angst vor den Fischen berechtigt?
05.07.2025, 13:4405.07.2025, 13:44
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Über Welse wurde in Deutschland in den vergangenen Wochen weitaus häufiger diskutiert, als das normalerweise der Fall ist. Grund für die erhöhte Aufmerksamkeit: Ein zwei Meter großer Wels hatte am 20. Juni gleich mehrere Badegäste an einem bayrischen See gebissen. Danach überschlugen sich die Schlagzeilen geradezu und es war unter anderem von einer "Wels-Attacke" und einem "Beiß-Vorfall" zu lesen.

Der aggressive Fisch wurde jedenfalls von einem Polizisten erschossen und anschließend von einem Restaurant aufgekauft, das das Tier in 120 Filetstücke aufteilte und mit Beilagen für jeweils 22,50 Euro anbot. Doch damit endet die kuriose Geschichte noch nicht.

Denn kürzlich sind im gleichen See erneut Schwimmende von einem Wels angegriffen worden. Ein 69-Jähriger erlitt etwa durch einen Biss eine Schürfwunde, die noch am Ufer behandelt worden ist. Anstatt auf den Fisch zu schießen, setzt man dieses Mal jedoch auf andere Maßnahmen: Das zuständige Landratsamt lässt im betroffenen See mit einem Echolot nach Laichplätzen suchen.

Es besteht die Möglichkeit, dass die Fische nur deshalb aggressiv reagieren, weil sie ihre Nester verteidigen wollen. Sollten tatsächlich solche Laichplätze entdeckt werden, wäre eine temporäre Sperrung des Badesees (oder zumindest eines Teils davon) denkbar.

Fischerei-Experte: So (un)gefährlich sind Welse wirklich

Egal, welche Maßnahmen am Ende ergriffen werden, die Aufregung ist mittlerweile groß. Manche Menschen überlegen sich nun zweimal, ob sie die heißen Sommertage wirklich an einem See verbringen wollen oder doch lieber in ein fein chloriertes Schwimmbadbecken steigen. Gerade Menschen mit Kindern oder Hunden haben mitunter Angst, dass ein Angriff von einem Riesen-Wels böse Folgen haben könnte.

Aber ist diese Angst berechtigt?

"Der Wels ist kein Weißer Hai. Er hat relativ kleine Bürstenzähnchen, sodass eigentlich keine relevanten Verletzungen entstehen", versichert Fischerei-Experte Robert Arlinghaus gegenüber dem "Spiegel". Als Menschen müsse man sich keine Sorgen machen. Solche Attacken wie zuletzt in Bayern kämen nur selten vor und dann gebe es auch nur "eine kleine Schürfwunde, mehr nicht".

Für andere Lebewesen können die Welse aber durchaus gefährlich werden. "Das sind Omnivore, also eine allesfressende Fischart. Der Wels frisst im Prinzip alles, was tierischen Ursprungs ist", meint Arlinghaus. Im Regelfall ernährt sich der Wels von kleinen Krebsen und Fischen; hier und da werde aber auch mal ein Wasservogel gefressen.

Und wie sieht es mit kleinen Hunden wie Dackeln aus? "Es wird nicht der Regelfall sein, dass schwimmende Hunde gefressen werden. Ich kann es aber nicht komplett ausschließen", sagt der Fischerei-Experte dem "Spiegel". Es kann also durchaus ratsam sein, den kleinen Vierbeiner beim See-Ausflug gut im Blick zu behalten.

Nach Wels-Angriffen: Experte sieht drei Handlungsoptionen

Dass Welse zur Laichzeit aggressiver sind als sonst, hält Arlinghaus derweil nicht für ungewöhnlich: "Welse bauen und bewachen Nester und die darin abgelegten Eier". Das dauere mehrere Wochen. "Welse sind in dieser Zeit einfach gute Eltern und verteidigen das Nest. Außerhalb der Laichperiode sind sie nicht aggressiv", meint der Experte.

Wer beim Schwimmen im See bemerke, dass sich ein Wels nähere, solle einfach aus dem Wasser gehen und an anderer Stelle baden.

Bei Vorfällen mit aggressiven Welsen sieht Arlinghaus drei Möglichkeiten, wie Behörden reagieren können: Entweder man sperrt das Gewässer für den Badebetrieb, man setzt den Fisch beziehungsweise die Fische um oder man angelt sie, um sie aufzuessen.

Bei einer Entscheidung für die letzten beiden Optionen würde der Laich wohl verloren gehen. Der Wels ist allerdings keine bedrohte Fischart. "Man benötigt daher keine besonderen Schonmaßnahmen für Welse. Er wird auch nicht intensiv geangelt", erklärt der Fischerei-Experte.

Dass die Tiere mitunter so groß werden, hängt mit der Klimakrise zusammen. "Der Wels ist eine Warmwasserfischart. Je wärmer ein Gewässer, desto besser für ihn", meint Arlinghaus. Dank der Erwärmung breite sich der schnellwüchsige Fisch immer weiter aus.

Bei ausreichendem Nahrungsangebot sind "Riesenwelse" keine Seltenheit: "Zweimeterfische sind in Deutschland regelmäßig anzutreffen, besonders in großen Flüssen."

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