Größter Ökostromlieferant waren Windräder.Bild: dpa / Swen Pförtner
Klima & Umwelt
02.04.2020, 07:4528.09.2020, 12:56
Viel Wind im Februar und anschließend Sonne satt. Für den Ökostrom
kann es kaum bessere Bedingungen geben. Das schlägt sich auch in der
Statistik nieder.
Die
erneuerbare Energien deckten in den ersten drei Monaten dieses Jahres
erstmals mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs. Von Januar bis März
wurden rund 52 Prozent des Bedarfs mit Wind, Sonne, Wasserkraft und
anderen Ökoenergien erzeugt, wie Berechnungen des Zentrums für
Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und
des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigen.
Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres hatte der Anteil der
erneuerbaren Energien am Bruttoinlandsstromverbrauch nur 44.4 Prozent
betragen.
Der deutliche Anstieg des Ökostromanteils sei Folge einer Kombination
von Sondereffekten, teilte der BDEW am Mittwoch mit. Aus dem ersten
Quartal lasse sich deshalb keine Voraussage für das Gesamtjahr 2020
ableiten.
An einem Orkan-Tag stammten 93 Prozent aus erneuerbaren Energien
An Wochenenden war der Ökoanteil am Stromverbrauch sogar noch höher
als der Gesamtwert für das erste Quartal. Nach Zahlen der
Bundesnetzagentur stammten am 16. Februar, einem Sonntag, fast 93
Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien. Das Orkantief
"Victoria" war damals über Deutschland gefegt.
Zudem sei der Stromverbrauch um ein Prozent im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum gesunken, auch das habe den Ökostrom-Anteil erhöht,
erklärte der BDEW. Neben der vergleichsweise schwachen Konjunktur
habe sich auch der Rückgang der Industrieproduktion aufgrund der
Corona-Krise in der letzten Märzwoche bemerkbar gemacht.
"Die Leistungsfähigkeit der Erneuerbaren ist sehr erfreulich",
kommentierte Kerstin Andreae, Vorsitzende der
BDEW-Hauptgeschäftsführung, die Zahlen. Die Rekordzahlen stünden aber
"in scharfem Kontrast zur dramatischen Situation beim aktuellen
Ausbau von Wind- und PV-Anlagen". Würden die Hindernisse für einen
weiteren Ausbau nicht zügig beseitigt, sei das Ziel von einem
Ökostromanteil von 65 Prozent bis 2030 kaum zu erreichen.
Corona als Gefahr für den Klimaschutz?
Seit Beginn der Corona-Krise sind an den Energiebörsen die
Großhandelspreise für Strom und die Preise der Genehmigungen für den
CO2-Ausstoß kräftig gesunken. "Der CO2-Preis ist in den letzten drei
Wochen um ein Drittel eingebrochen. Die meisten Marktakteure gehen
von sinkenden Anstrengungen beim Klimaschutz aus", sagte Fabian
Huneke vom Beratungsunternehmen vom Energy Brainpool.
Die gesunkenen Großhandelspreise und die niedrigen Kosten für
CO2-Zertifikate seien für die von der Corona-Krise betroffenen
Unternehmen zwar hilfreich, sagte der Energieökonom Andreas Löschel
von der Universität Münster. "Es besteht aber die Gefahr, dass
niedrige CO2-Preise und die notwendigen raschen Maßnahmen zur
Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht zu den langfristigen
Klimazielsetzungen passen." Löschel plädiert für einen
entschiedeneren Abbau von Abgaben, Umlagen und Steuern auf den
Strompreis. Das entlaste Haushalte und Unternehmen - "und zwar selbst
dann, wenn die CO2-Preise wieder steigen".
Größter Ökostromlieferant waren Windräder
Betrachtet man die gesamte Stromerzeugung in Deutschland von bislang
fast 158 Milliarden Kilowattstunden, betrug der Ökoanteil 49 Prozent.
In dieser Zahl ist auch der exportierte, nicht in Deutschland
verbrauchte Strom enthalten. Mit Sonne, Wind und anderen
regenerativen Quellen wurden rund 77 Milliarden Kilowattstunden
erzeugt, etwa 10 Milliarden Kilowattstunden mehr als im
Vorjahresquartal. Größter Ökostromlieferant waren Windräder an Land
mit fast 43 Milliarden Kilowattstunden.
Aus konventionellen Energieträgern stammten etwa 81 Milliarden
Kilowattstunden, gut 20 Milliarden weniger als im ersten Quartal
2019. Vor allem Braun- und Steinkohle tragen immer weniger zur
Stromerzeugung in Deutschland bei. Bei der Braunkohle betrug der
Rückgang den BDEW-Zahlen zufolge im ersten Quartal gut 32 Prozent,
bei der Steinkohle waren es sogar rund 37 Prozent.
Beim gesamten Energieverbrauch hat Deutschland nach Angaben von
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gute Chancen, die
EU-Vorgabe zu erreichen. Bis Ende 2020 müsse Deutschland einen Anteil
von 18 Prozent erneuerbarer Energien am gesamten
Bruttoendenergieverbrauch liefern. Ende vergangenen Jahres sei dieser
Wert auf etwa 17.1 Prozent gestiegen, teilte Altmaier mit. Prognosen
zufolge könne die verblieben Lücke geschlossen werden.
(hau/dpa)
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