Aus Klimasicht ist es erstmal immer eine gute Nachricht, wenn Inlandsflüge gestrichen werden. Die kurzen Strecken verbrauchen unverhältnismäßig viel Treibstoff und können in der Regel auch mit dem Zug bewältigt werden. Das dauert zwar länger, ist mit Blick auf die Klimakrise aber wohl ein Kompromiss, den man eingehen kann.
Am Flughafen Paderborn/Lippstadt hat sich nun aber eine neue Fluggesellschaft organisiert, um Inlandsflüge nach München zu erhalten: Skyhub PAD.
Das geschieht, weil die Lufthansa seit Mai nicht mehr von Paderborn nach München aus fliegt – es lohne sich nicht. Um die Verbindung wiederherzustellen, haben 59 Unternehmen aus Ostwestfalen-Lippe über zwei Millionen Euro investiert und die Airline gegründet. Unterstützung kam auch aus der Politik.
Skyhub PAD ist eine sogenannte virtuelle Airline. Sie besitzt keine eigenen Flugzeuge, sondern mietet alles – von der Crew bis zur Wartung – bei der dänischen Airline DAT. Geflogen wird mit einer ATR72-600, die Platz für 70 Passagiere bietet. Bis zu drei Flüge täglich sollen zwischen Montag und Freitag sowie sonntags stattfinden, berichtet unter anderem der WDR.
Auch an den Flughäfen Mönchengladbach und Münster/Osnabrück gibt es neue Verbindungen. Das Start-up Flyvbird setzt auf ein KI-gestütztes On-Demand-Modell. Aktuell fliegt eine Cessna Caravan mit neun Sitzplätzen dreimal wöchentlich zwischen Friedrichshafen und Mönchengladbach. Wunschflüge zu weiteren Zielen sind ebenfalls buchbar.
Flyvbird sieht sich als Vorreiter für eine neue Art des Fliegens. Doch die Frage bleibt: Ist das wirklich ein Fortschritt – oder ein klimaschädliches Auslaufmodell?
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) findet gegenüber dem WDR klare Worte: "Das ist einfach ökologischer Wahnsinn, in Zeiten der Klimakrise jetzt noch Kurzstreckenflüge einzuführen", sagt Kerstin Ciesla, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands NRW. Fliegen sei die klimaschädlichste Art der Fortbewegung, betont auch das Bundesumweltamt.
Die Bahn sei jedoch keine echte Alternative, entgegnet Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. Die Zugfahrt von Paderborn nach München dauert etwa sechs Stunden und erfordert zwei Umstiege. Der Flug hingegen nur knapp anderthalb Stunden. Verspätungen bei der Bahn könnten zudem dazu führen, dass Anschlussflüge in München verpasst werden.
Allerdings ist München bei weitem nicht der einzige Flughafen mit internationalem Anschluss. Von Paderborn ist man innerhalb von 2 Stunden und 40 Minuten am Flughafen Hannover, innerhalb von 2 Stunden und 20 Minuten am Flughafen Düsseldorf, innerhalb von 3 Stunden am Flughafen Frankfurt. Von Düsseldorf nach München gibt es übrigens Flüge ab 75 Euro. Die von Paderborn nach München kosten 150 Euro.
Skyhub PAD und Flyvbird betonen, dass ihre Flugzeuge klimafreundlicher als herkömmliche Jets seien. Zudem könnten kleinere Flugzeuge in naher Zukunft noch umweltfreundlicher werden.
Luftfahrtexperte Großbongardt ist überzeugt, dass es in den nächsten zwei bis drei Jahren die ersten regulären Flüge mit hybrid-elektrischem Antrieb geben wird. Das würde die Umweltbilanz "ganz kräftig verbessern".
Doch ob das ausreicht, um die Kritik an Kurzstreckenflügen zu entkräften, bleibt fraglich. Für viele bleibt die Einführung neuer Inlandsflüge ein Symbol für rückschrittliches Denken in Zeiten der Klimakrise.