Alaska ist bekannt für seine unendlichen Weiten unberührter Natur, Gebirge und eisblaue Gewässer. Doch in den vergangenen Jahren ließ sich bei einigen Flüssen ein Phänomen beobachten, dass Forscher:innen vor ein Rätsel stellte: Die Flüsse waren plötzlich orange geworden.
Erstmals festgestellt wurde die Entwicklung im Jahr 2018 bei den Flüssen in der Brooks Range, einer Gebirgskette im Norden Alaskas. Die Gewässer, die im Vorjahr noch kristallklar gewesen waren, erschienen nun in einem milchigen Orange.
Neben dem Farbwechsel beobachteten Forscher:innen eine weitere beunruhigende Entwicklung. In einem Nebenfluss des Akilik River verschwanden mit dem Dolly Varden und dem Slimy Sculpin zwei Fischarten vollständig – und das innerhalb nur eines Jahres.
Ein Team der University of California, des US Geological Survey und des National Park Service widmeten sich in den vergangenen Jahren den Ursachen dieser rätselhaften Vorgänge. Jetzt haben die Wissenschaftler:innen ihre Studie veröffentlicht – von den Ergebnissen waren sie selbst überrascht.
Für die Verfärbung und Trübung der Gewässer sind chemisch gesehen Metalle wie Eisen, Zink, Kupfer, Nickel und Blei verantwortlich. Das zeigen die Ergebnisse der Studie, die das Forschungsteam im Journal "Communications: Earth & Environment" veröffentlicht hat. Das Team nahm dafür mehrere Jahre Proben an 75 Stellen in Alaska.
Verantwortlich für die Freisetzung der Metalle, die seit Jahrtausenden im Permafrostboden eingeschlossen waren, sind demnach steigende Temperaturen infolge der Klimakrise. Die Arktis ist die sich am schnellsten erwärmende Region auf der Erde.
Die Forscher:innen nutzen Satellitenbilder, um festzustellen, wann die Verfärbungen auftreten. Dies sei vor allem im Juli und August der Fall, wenn die Temperaturen besonders hoch und der Boden am stärksten aufgetaut ist.
Die Metalle in den Flüssen können dramatische Folgen für die Ökosysteme der Gewässer haben. Die Wissenschaftler:innen konnten in den orangen Flüssen beobachten, dass die Population sogenannter Makroinvertebraten, wie Larven und Flohkrebse, am Grunde des Stroms deutlich zurückgingen.
Sie stellen die Grundlage der Nahrungskette dar und sind elementar für Fische. Dieser Prozess könnte sich letztlich auch auf die Qualität des Trinkwassers auswirken.
Brett Poulin, Professor für Umwelttoxikologie an der University of California und Co-Autor der Studie ist von den Ergebnissen seines Teams überrascht: "Wir sind daran gewöhnt, dies in Teilen Kaliforniens und in Teilen der Appalachen zu beobachten, wo wir eine Bergbaugeschichte haben", sagt er gegenüber CNN. "Aber es ist schon sehr erschreckend, wenn man sich in der entlegensten Wildnis befindet und weit weg von einer Mine ist."
Alaska ist nicht die einzige Region auf der Erde, wo diese Phänomene auftreten. Laut CNN konnte eine erhöhte Metallkonzentration auch in den chilenischen Anden, den Alpen und den Pyrenäen in Nordspanien nachgewiesen werden.