Im vergangenen Jahr wurde Monat für Monat ein beunruhigender Rekord gebrochen: Zum zehnten Mal in Folge ist ein Monat im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten am wärmsten ausgefallen. Der März war nach Daten des EU-Klimawandeldiensts Copernicus weltweit wärmer als jeder vorherige März seit Aufzeichnungsbeginn.
"Der März 2024 setzt die Reihe der Klimarekorde fort, die sowohl für die Luft- als auch für die Meeresoberflächentemperaturen gebrochen werden", erklärte Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess. Der zehnte "Rekordmonat in Folge", wie Burgess sagt.
Das vergangene Jahr war bereits 1,48 Grad wärmer als im weltweiten vorindustriellen Mittel. Es war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1850. Der enorme Temperaturanstieg bereitet Wissenschaftler:innen Sorge.
Der Planet habe sich in den vergangenen 15 Jahren pro Jahrzehnt um 0,3 Grad Celsius erwärmt, berichtet die Klimawissenschaftlerin Diana Ürge-Vorsatz auf der Plattform X. Demgegenüber stehen die 0,18 Grad pro Jahrzehnt, die seit den 1970er-Jahren verzeichnet wurden. Die Erderwärmungsrate hätte sich damit fast verdoppelt, erklärt Ürge-Vorsatz.
"Liegt dies im Bereich der Klimavariabilität oder ist es ein Zeichen für eine beschleunigte Erwärmung?", kommentiert sie auf X und betont: "Meine Sorge ist, dass es zu spät sein könnte, wenn wir einfach abwarten."
Auch den Wissenschaftler Gavin Schmidt stellt die Entwicklung vor ein Rätsel. In einem Artikel für die Zeitschrift "Nature" berichtet er, dass sich der Planet im vergangenen Jahr um 0,2 Grad stärker erwärmt hat, als Klimawissenschaftler:innen erwartet hatten. Er schreibt:
Der Experte sieht mehrere Ursachen, unter anderem den Anstieg der Treibhausgaseffekte oder den Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga–Hunga Ha'apai in Tonga im Januar 2022. Doch selbst unter Berücksichtigung aller möglichen Erklärungen ließe sich die Erwärmung damit nicht komplett erklären. Es bliebe weiterhin eine Differenz von 0,2 Grad zwischen erwarteten und beobachteten Jahresmitteltemperaturen.
"Wenn sich die Anomalie bis August nicht stabilisiert (...) wird sich die Welt auf unbekanntem Terrain befinden", erklärt er. "Dies könnte bedeuten, dass ein sich erwärmender Planet bereits die Funktionsweise des Klimasystems grundlegend verändert." Und das sei dann viel früher eingetreten, als Wissenschaftler:innen erwartet hatten.
Nach Daten des EU-Klimawandeldiensts Copernicus war auch der März weltweit wärmer als jeder vorherige März seit Aufzeichnungsbeginn. Die globale Durchschnittstemperatur für die vergangenen zwölf Monate (April 2023 bis März 2024) ist die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen. Sie liegt 1,58 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt.
Das heißt aber noch nicht, dass das Pariser 1,5-Grad-Ziel verfehlt ist, da dafür auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut wird. Sollte sich der Temperaturtrend der vergangenen 30 Jahre fortsetzen, werde dies im Jahr 2033 geschehen, schreibt der Klimawandeldienst.
(Mit Material von dpa)