Tübingen: 20 Giftspinnen im Keller von Unigebäude entdeckt
Auf den ersten Blick könnte man sie für zurückgelassene Halloween-Deko halten. Leider handelt es sich bei den Exemplaren, die kürzlich in einem Gebäude der Universität Tübingen gefunden wurden, aber um echte (und damit giftige) Einsiedlerspinnen.
Wie mehrere Medien berichten, fingen Zoologen insgesamt 20 von ihnen in einem nicht öffentlich zugänglichen Keller des Hörsaalzentrums Morgenstelle auf dem Campus im Nordwesten der Stadt ein. Es ist das allererste Mal, dass die Giftspinne in Deutschland gesichtet wurde – und das zweite Mal erst in ganz Europa.
Einsiedlerspinne aus Südamerika plötzlich in Tübingen
Eigentlich ist die Chilenische Einsiedlerspinne (Loxosceles laeta) in Südamerika heimisch. "Die Art wird allerdings häufig verschleppt und wurde inzwischen in zahlreichen Ländern außerhalb Südamerikas entdeckt", erklärt Hubert Höfe vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe dem SWR. Auch in einem Unigebäude in Finnland wurde bereits ein Exemplar gesichtet.
Die Art gilt als vergleichsweise menschenscheu und versteckt sich daher gerne in dunklen Kellerräumen. Auch ihre Netze sind eher unauffällig. Expert:innen vermuten, dass sie über Exportgüter aus Südamerika eingeschleppt wird.
Bisse der Giftspinne sind möglich, aber äußerst selten. Nur wenn sich die Tiere bedrängt fühlen, können sie aggressiv werden.
Tübingen: Experten sehen keine große Gefahr durch Giftspinnen
Wer doch einmal von einer Einsiedlerspinne gebissen wird, sollte sich dennoch dringend in ärztliche Behandlung begeben. Ihr Gift enthält das Enzym Phospholipase D, das menschliche Zellen auflösen und dadurch heftige Hautreaktionen und Fieber auslösen kann.
Expert:innen sehen in dem Giftspinnen-Fund in Tübingen zwar keinen Grund zur Panik. Da der Zeitpunkt ihrer Einsiedlung nicht genau abschätzbar ist und sie in einer relativ großen Gruppe aufgetreten sind, ist es allerdings unwahrscheinlich, dass man die Spinnen aus dem Gebäude verscheuchen kann.
Die Verantwortlichen haben in dem betroffenen Gebäude entsprechende Warnhinweise aufgehängt und Personal wie Studierende über den Fund informiert. Hubert Höfe rät im Gespräch mit dem SWR dazu, Klebefallen aufzustellen, um die Ausbreitung der Tiere im gesamten Gebäude zu vermeiden. Bisher wurden keine weiteren Exemplare gesichtet.
Wer sich die Chilenische Einsiedlerspinne übrigens wie ein Mini-Monster aus einem Horrorfilm vorstellt, liegt daneben. Die achtbeinige Weltenbummlerin ist auch vom Aussehen her eher unscheinbar: Ihr Körper ist hell- bis rötlichbraun, schlank gebaut, und sie ist kaum größer als eine Zwei-Euro-Münze.
Auffällig ist vor allem die dunkle, geigenförmige Zeichnung auf ihrem Rücken – daher ihr englischer Spitzname "violin spider". Statt acht hat sie nur sechs Augen, die halbkreisförmig angeordnet sind.
