Fliegen-Invasion im Gotteshaus: Kirchen leiden unter Insektenproblem
Eigentlich ist die Kirche ein Ort der Stille. Doch in einigen Gotteshäusern im Süden Deutschlands klingt es derzeit anders: Dort erleben Kirchenbesucher:innen mitunter ein ständiges, leises Surren. Im Erzbistum München und Freising klagen Gemeinden über eine wahre Fliegenplage. Und nicht nur dort.
Derzeit häufen sich die Fälle, in denen die Tiere ganze Altarräume, Kronleuchter und Kirchenbänke bevölkern. Es klingt zunächst harmlos, entwickelt sich für viele Pfarreien jedoch zu einem zunehmend kostspieligen Problem.
Fliegen-Plage: Kirchenpfleger erzählt von massivem Auftreten in Kirchen
Die Insekten haben weit mehr Folgen, als nur harmloses Summen, wie der "Merkur" berichtet: Sie verschmutzen kunstvolle Deckenmalereien, Mauerwerk und Holzoberflächen – und treiben damit die Restaurierungskosten in die Höhe.
Wie drastisch das aussehen kann, zeigt ein Fall aus Deining in der Oberpfalz. Als Kirchenpfleger Paul Sobotta die Kirche St. Nikolaus betrat, habe er seinen Augen kaum getraut, wie er laut "Merkur" erzählt: "Ich dachte zuerst spontan, das sieht aus, als ob von oben altes Öl darauf gelaufen wäre."
Doch es war kein Ölfleck, sondern eine schwarze Schicht aus hunderten Fliegen. Die Seile der Hängelampen waren übersät, der Boden ebenfalls.
Laut dem Erzbistum ist das ein wiederkehrendes Phänomen. "Das massive Auftreten von Fliegen in Kirchenräumen ist ein Phänomen, das uns im Erzbistum München und Freising von Spätsommer bis Herbst seit vielen Jahren begleitet", erklärte Franziska Holzfurtner von der Pressestelle des Ordinariats laut "Merkur".
Die Gründe liegen offenbar tiefer. Fachleute machen eine veränderte Umwelt verantwortlich: Die Fliegen haben weniger natürliche Fressfeinde und damit weniger Konkurrenz. "Auf der einen Seite fehlen die Konkurrenten und Prädatoren wie Spinnen und Singvögel oder Schwalben, auf der anderen finden die Fliegen ein besseres Nahrungsangebot und Unterschlupf", erklärt Holzfurtner weiter.
Dazu kommt das Klima: Warme Herbsttage locken die Tiere an sonnige Gebäudefassaden, kühle Nächte treiben sie ins Kircheninnere. Dort finden sie Schutz und lassen sich oft in den Gewölben und auf den kunstvoll bemalten Decken nieder. Das Ergebnis: feine Flecken, die teure Restaurierungsarbeiten nach sich ziehen.
Die Fliegen weichen – manchmal auch wegen eines Staubwedels
Vor allem denkmalgeschützte Kirchen treffen die Verunreinigungen hart. Der Fliegenkot setzt sich auf Deckenmalereien und Fresken fest. "Die bemalten Decken historischer Kirchenräume müssen dann von Kirchenmalern wieder gereinigt oder mit Kalk retuschiert werden", erklärt Holzfurtner.
Wie hoch die Kosten sind, lässt sich kaum beziffern. Die meisten Kirchenstiftungen zahlen aus eigener Tasche, oft im Rahmen größerer Renovierungen. Der Schaden bleibt aber sichtbar. Zumindest, bis wieder aufwendig Gerüste aufgebaut werden.
Ganz hilflos sind die Gemeinden nicht. Bereits vor rund 15 Jahren hat die Hauptabteilung Kunst im Erzbistum im Rahmen eines Forschungsprojekts konkrete Empfehlungen erarbeitet. Der wichtigste Tipp: Lüften, und zwar regelmäßig. "Das betrifft insbesondere das Gewölbe, in dem es ausreichend Lüftungslöcher geben sollte, beispielsweise das Heilig-Geist-Loch, das zu diesem Zweck geöffnet bleiben sollte", rät Holzfurtner.
Auch moderne Hilfsmittel wie Ventilatoren helfen, chemische Gifte dagegen nicht. Sie töten nicht nur Fliegen, sondern auch nützliche Insekten wie Schlupfwespen. Nachhaltiger sei es, natürliche Feinde zu fördern: Schwalben, Fledermäuse oder Mauersegler.
Nistplätze an den Gebäuden können dabei helfen, das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen. In Deining hat sich das Problem inzwischen gelegt. Mit Geduld, frischer Luft und einem einfachen Haushaltsmittel. "Sie wurden mit dem Staubwedel aufgescheucht", sagt Kirchenpfleger Sobotta. Das habe ihnen nicht gefallen und sie hätten sich eine neue Bleibe gesucht.
