Die bevorstehende Amtsübernahme des Klimawandel-Leugners Donald Trump in den USA lastet wie ein Schatten auf der UN-Klimakonferenz in Baku. Doch laut einer Studie wird Trumps zweite Amtszeit als US-Präsident nur "kleine" Auswirkungen auf das globale Klima haben. Zumindest, solange andere Länder sich durch ihn nicht dazu hinreißen lassen, ihre Bemühungen zur Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgas ebenfalls zurückzuschrauben.
Trump, der am 20. Januar sein Amt antritt, will die Klimapolitik seines Amtsvorgängers Joe Biden beenden. Der Rechtspopulist hatte im Wahlkampf angekündigt, staatliche Fördergelder für klimafreundliche Technologien zu streichen und die Förderung fossiler Energieträger in den USA massiv auszuweiten. Außerdem wird erwartet, dass die USA unter Trump wie bereits während seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) erneut aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen.
Das Paris-Abkommen sieht vor, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dazu müssen die mehr als 190 Vertragsstaaten nationale Klimaschutzziele vorlegen.
Eine neue Analyse dieser nationalen Klimaschutzziele durch das Projekt Climate Action Tracker (CAT) ergab nun, dass Trumps voraussichtliche Abkehr vom Klimaschutz zu einem Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur bis Ende des Jahrhunderts um 0,04 Grad führen könnte.
Der Trump-Effekt sei damit "wirklich ziemlich gering", sagte Bill Hare von Climate Analytics, einer der am Climate Action Tracker beteiligten Gruppen. "Der Schaden, den dies in Form von Emissionen dem globalen Klimaschutz zufügen würde, ist wahrscheinlich rückgängig zu machen, wenn es auf die USA und auf vier bis fünf Jahre beschränkt bleibt."
Wenn sich andere Länder von der künftigen US-Regierung dazu verleiten ließen, ihre Klimaschutzmaßnahmen ebenfalls zurückzufahren, hätte dies laut Hare allerdings deutlich größere Auswirkungen. Ob dies zu befürchten sei, werde in den kommenden Wochen und Monaten deutlicher werden.
Ein Blick auf die COP 29 in Baku, Aserbaidschan, zeichnet jedoch nicht das beste Bild: Jan Minx vom Klimaforschungsinstitut MCC in Berlin, sagte gegenüber der Tagesschau, dass "das Thema Klima uns so ein bisschen von der politischen Agenda herunterrutscht" – und zwar sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern Europas.
Bis Februar müssen die dem Pariser Abkommen beigetretenen Staaten – und damit fast alle Länder der Erde – bei den Vereinten Nationen neue nationale Klimaschutzziele vorlegen. Von "grundlegender" Bedeutung ist hier die Linie Chinas, das der größte Treibhausgasemittent der Welt ist, gefolgt von den USA auf Platz zwei.
Das CAT-Projekt hat errechnet, dass die Erde sich bei Einhaltung aller gegenwärtigen Klimaschutz-Versprechen bis zum Ende dieses Jahrhunderts um 2,6 Grad erwärmen würde. Demnach verbesserten sich die Zusagen in den vergangenen drei Jahren kaum.
Darüber hinaus erging erst kürzlich das Urteil zu einer Klage gegen den britischen Öl- und Erdgaskonzern Shell: Dieser muss seinen CO₂-Ausstoß doch nicht drastisch reduzieren, wie es Klimaschützer:innen forderten.
Zu den Klimaplänen der größten Treibhausgasemittenten veröffentlichte CAT am Donnerstag eine separate Analyse. Die USA, die historisch gesehen der größte Treibhausgasverursacher sind, wollen demnach nach jetzigem Stand ihre Emissionen in allen Sektoren bis 2030 im Vergleich zum Stand von 2005 halbieren. Laut CAT müsste die größte Volkswirtschaft der Welt ihre Emissionen in diesem Jahrzehnt aber um 65 Prozent und bis 2035 um 80 Prozent senken, um im Einklang mit der 1,5-Grenze des Pariser Abkommens zu sein.
China, das sein alle Sektoren umfassendes Emissionsminderungsziel noch nicht vorgelegt hat, müsste der Untersuchung zufolge den Treibhausgasausstoß bis 2030 um 66 Prozent im Vergleich zum Stand von 2023 und bis 2035 um 78 Prozent senken. Dazu ist laut Hare als erster Schritt ein Kohleausstieg des Landes notwendig.
(Mit Material von afp)