Nach einer kurzen Weihnachtspause geht es für Luisa Neubauer im Jahr 2022 genauso weiter, wie das letzte Jahr aufgehört hat. Mit Klimademonstrationen, klimapolitischer Aufklärungsarbeit und natürlich ihrem 1,5 Grad Podcast bei Spotify. Nach der letzten Podcast-Folge mit der Journalistin Kübra Gümüşay, war diese Woche der Comedian, Podcast-Moderator und Autor Felix Lobrecht bei Luisa Neubauer zu Gast.
Aber was hat Felix Lobrecht dabei mit Klima zu tun? Das verrät der Comedian im Gespräch mit Luisa und erzählt weiter, warum er sich als Teenager nicht für eine Klimabewegung wie Fridays for Future interessiert hätte, wie nachhaltig er wirklich lebt und warum ihm – im Gegensatz zu Luisa – der Netflix-Film "Don't look up" gefallen hat.
Warum ausgerechnet der Berliner Comedian in Luisas Podcast eingeladen wurde, wird schnell klar: Die beiden sind befreundet. Dieser Fakt oder vielleicht auch der Klang von Felix' Berliner Schnauze machen diese Podcast-Folge auch so anders als alle bisherigen: Im Plauderton sprechen die beiden über die 5-tägige Saftkur, die Felix gerade hinter sich gebracht hat, darüber, dass Weihnachten "overrated" ist und über den neuesten Netflix-Erfolg.
Während Luisa im Kino bei "Don't look up" geweint hat, weil sie das Gefühl hatte "das ist mein Leben", konnte Felix über die satirische US-Komödie lachen. Klar, für ihn steht der Klimaprotest und das ständige Ankämpfen gegen Unwissenheit und die Leugnung von Fakten auch nicht auf dem Tagesprogramm.
Die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen Felix und Luisa heraus argumentieren, machen die Podcast-Folge extrem kurzweilig. Ihr Hauptthema: Wie kann es erreicht werden, dass sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten für Klimaschutz interessieren?
Felix Lobrecht, der im Berliner Brennpunkt-Bezirk Gropiusstadt aufgewachsen ist, kritisiert, dass die Fridays-for-Future-Organisation zu sehr auf die weiße Mittelschicht gerichtet ist und damit die Lebensrealität vieler Menschen ausschließt. Auch er selbst hätte sich als Teenager dafür nicht interessiert.
Das liegt unter anderem daran, wie die Inhalte der Bewegung nach außen kommuniziert werden: "Das linke politische Spektrum hat ein Ansprache-Problem. Wie sie ihre Inhalte vermitteln, ist ihr größtes Problem, es ist ein Marketing Problem. Denn die Klimaaktivisten sprechen zu akademisch und wannabe-intellektuell." Dadurch würden sie die große Masse verfehlen. Wie Felix im Podcast sagt: "Fridays for Future ist so ein Gymnasiastending."
Eine Lösung für dieses Problem könnte seiner Meinung nach die Verbreitung von Informationen über den Klimawandel in allen Schulen sein. Und zwar ohne komplizierte Fachbegriffe, sondern in einfacher Sprache. Von Fridays for Future würde sich Felix wünschen, dass sie auch mal in Bezirken wie Neukölln demonstrieren, nicht nur in Berlin-Mitte. Dadurch würden sich mehr Menschen angesprochen und gesehen fühlen – auch jene, die sich bisher nicht für Klimaschutz interessiert haben.
Dass Klassenunterschiede im Kampf gegen die Klimakrise immer mitgedacht werden müssen, ist eigentlich klar. Denn Menschen mit wenig Geld leiden am meisten unter der Klimakrise und auch an den Klimaschutzmaßnahmen, die ergriffen werden – obwohl sie selbst am wenigsten CO2 emittierten.
Erhöht die Bahn – von Felix als "unglaublicher Dreckskonzern" bezeichnet – beispielsweise erneut ihre Preise, muss eine Familie zweimal darüber nachdenken, wie sie nun am besten in den Urlaub kommt. Dann wird ein günstiger Flug gebucht, damit am Ende des Monats auch noch genug Geld übrig ist, um Essen auf den Tisch zu stellen.
Felix kennt solche Überlegungen aus seiner eigenen Kindheit und Jugend. Früher ist er beispielsweise mit dem Nahverkehr von A nach B gefahren, heute besitzt er "ein relativ großes Auto" – weil er es sich leisten kann. Er gibt zu: "Ich habe früher, als ich noch ein armer kleiner Assi-Junge war, eine viel bessere Öko-Bilanz gehabt als jetzt."
Er sagt zwar, dass er dafür jetzt Kleidung aus fairer Herstellung und Lebensmittel in Bio-Qualität kaufen kann, doch ihm ist bewusst, dass sich das niemals mit seinem steigenden Verbrauch aufwiegt. Noch immer gilt: Wer "es geschafft hat", fährt ein größeres Auto, macht Urlaube an entfernteren Orten und erzeugt mehr CO2. Statussymbole neu zu definieren, wäre eine Lösung. Doch das ist leichter gesagt als getan.
Vor allem die Politik müsste gegen das Auseinanderklaffen der Klassen in der Klimafrage etwas tun, indem Bildung für alle ermöglicht wird und Anreize für nachhaltige Entscheidungen geschaffen werden, wie er findet.
Als Neuköllner Jugendlicher hat sich Felix Lobrecht nicht für den Klimaschutz interessiert. Verändert habe sich das erst im Vorfeld der Europawahl 2019, wie er Luisa gesteht. "Ich hab früher die Sinnhaftigkeit von Demonstrationen infrage gestellt." Als dann aber die Klimakatastrophe DAS Wahlthema war, wurde sein Interesse geweckt.
Ein wirklich nachhaltiges Leben führt Felix Lobrecht noch immer nicht. Doch das Auto benutzt er vor allem "weil es praktisch ist", auf Fleisch verzichtet er momentan, obwohl er manchmal von Döner und der Bolognese seines Papas träumt und beim nächsten Klimastreik möchte er auch mitmachen – allerdings nur, wenn der dann durch Neukölln führt.