Nachhaltigkeit
Klima & Umwelt

So verändert der Klimawandel das Wetter: Projekt rekomponiert Vivaldis "Vier Jahreszeiten"

Die Folgen des Klimawandels wurden von einem australischen Musikprojekt hörbar gemacht.
Die Folgen des Klimawandels wurden von einem australischen Musikprojekt hörbar gemacht.Bild: Cultura RF / Jessica Moore
Klima & Umwelt

So verändert der Klimawandel das Wetter: Projekt rekomponiert Vivaldis "Vier Jahreszeiten"

02.02.2021, 11:17
Mehr «Nachhaltigkeit»

Egal ob man lieber Hip-Hop, Rock oder Popmusik hört und mit klassischer Musik eigentlich gar nichts am Hut hat – jeder kennt die "Vier Jahreszeiten" von Vivaldi. Kaum ein anderes klassisches Stück ist so bekannt und beliebt, auch noch 300 Jahre nach seinem Erscheinen. Ein Projekt aus Sydney hat das berühmte Werk jetzt neu komponiert, mithilfe von aktuellen Klimadaten. Dabei herausgekommen ist "The [Uncertain] Four Seasons" – ein düsterer Blick in die Zukunft, geprägt vom Kampf gegen den Klimawandel.

Denn jedes von Vivaldis 1725 komponierten vier Violinkonzerten porträtiert jeweils eine Jahreszeit. Die Musik stellt das Aufblühen im Frühling, die Hitze des Sommers, Jagdmotive im Herbst und kalten Wind im Winter dar. Als Vivaldi die Stücke komponierte, war vom Klimawandel und all seinen Folgen noch nichts zu spüren.

Wie klingt das Wetter im Jahr 2050?

Inwieweit sich unsere Jahreszeitenseither verändert haben und wie sie sich im Jahr 2050 anhören könnten, das zeigen AKQA und Jung von Matt in Kooperation mit dem Sydney Symphony Orchestra, dem Komponisten Hugh Crosthwaite und dem Climate Change Communication Research Hub der Monash University.

Während manche wesentlichen Elemente von Vivaldis Stück erhalten bleiben, werden andere in der 2050er-Version unmelodisch, trostlos und verzerrt. Die Vögel, die man in Vivaldis "Frühling" zwitschern hört, sind verstummt, die Stürme im "Winter" sind erbarmungslos. Die Harmonie und Melodie, die Vivaldis Jahreszeiten so besonders machen, müssen jetzt unharmonischen Klängen weichen.

Hier ist ein kleiner Ausschnitt:

Ziel des Projekts ist es, das Bewusstsein für die Notwendigkeit von globalen Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise zu schärfen – insbesondere im Hinblick auf die UN-Klimakonferenz am 21. November 2021 (COP26).

Der Komponist Hugh Crosthwaite erklärt gegenüber "Meedia": "Vivaldis Originalkomposition war zur damaligen Zeit eine Innovation. Und seine tief emotionale Umsetzung von Natur in Musik zieht die Zuhörer bis heute in den Bann. Auf diese Weise ist sie für uns die perfekte Leinwand, um eine dringliche Umweltbotschaft zu übermitteln: Wenn wir jetzt nichts tun, wird sich die harmonische Umwelt, auf die wir als Inspiration und Nahrungsquelle angewiesen sind, für immer verändern."

Andere Region, andere Krise

Die Musik von "The [Uncertain] Four Seasons" ist nach Prognosen und Berechnungen des Wetters für das Jahr 2050 entstanden – sie ist vielseitig und soll verschiedene extreme Wettereignisse widerspiegeln. Um darauf einzugehen, wie unterschiedlich verschiedene Orte vom Klimawandel beeinflusst werden, wurde für jedes größere Orchester der Welt eine lokale Variante erzeugt.

Auf der Website des Projekts stehen die verschiedenen Varianten zur Verfügung, dort können die Partituren heruntergeladen werden und man kann erfahren, wie sich der Klimawandel auf die eigene Region auswirkt.

Als Inspiration für das Projekt diente übrigens eine Aufführung des NDR Elbphilharmonie Orchesters in Hamburg von 2019. Dafür wurden aktuelle Wetterdaten mit Vivaldis Musik verbunden. Das Konzert ist in der NDR-Mediathek frei verfügbar.

Als Fortsetzung des Hamburger Projekts soll "The [Uncertain] Four Seasons" globaler werden. Joachim Kortleben, Executive Creative Director bei Jung von Matt, erklärt: "2019 haben wir erstmals in die Vergangenheit geschaut und historische Klimadaten dazu verwendet, mit Four Seasons eine zeitgenössische Version von Vivaldis Meisterwerk zu schaffen. Jetzt tragen wir mit The Uncertain Four Seasons das Werk in die Zukunft und machen die Klimakrise erneut hörbar. Zusammen möchten wir ein unüberhörbares Zeichen setzen und zirka 900 unterschiedliche Orchester-Versionen, die auf unterschiedlichen Geo-Daten basieren, sind eine Einladung an alle Orchester der Welt uns dabei zu unterstützen."

(sb)

Fridays for Future kritisiert Ampel: Schöngerechnet statt gut gemacht

Vor wenigen Tagen hat das Umweltbundesamt (UBA) seine Treibhausgas-Projektionen 2024 veröffentlicht. Der Bericht ist besonders: Die Autor:innen ziehen nicht nur Bilanz über die Emissionen der vergangenen Jahre, sondern sie richten auch den Blick nach vorne und schauen, wie sich der Ausstoß von CO₂ und anderen klimazerstörerischen Treibhausgasen in den nächsten Jahrzehnten entwickeln könnte.

Zur Story