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Preis-Erhöhungen im Nahverkehr: Wo Fahrgäste der Bahn 2024 mehr zahlen müssen

Fahrgaesten steigen aus einer Bahn aus, am Essener Hauptbahnhof, allgemein, feature, Randmotiv, Symbolfoto Themenfoto: Streik der Gewerkschaft GDL am 08.12.2023 am Hauptbahnhof Essen. *** Passengers g ...
Das Deutschlandticket hat das Reisen mit der Bahn für viele attraktiver gemacht. Bild: imago images / Sven Simon
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Höhere Preise im ÖPNV: Wo du mehr bezahlen musst – auch mit Deutschlandticket

12.12.2023, 12:30
Mehr «Nachhaltigkeit»

Überfüllte und verspätete Züge, genervtes Bordpersonal und gesperrte Bahntoiletten: Wer häufig mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, der erlebt beinahe bei jeder Fahrt ein Abenteuer der eher unangenehmen Art. Geschichten davon gibt es nicht nur bei Social Media in Massen.

Das Deutschlandticket, das seit gut einem halben Jahr für den gesamten Nahverkehr gilt, hat diese Probleme nur noch weiter verschärft und sichtbar gemacht. Seit seiner Einführung gibt es laut Angaben der Verkehrsbetriebe rund 18 Prozent mehr Fahrgäste. Diese Zahl könnte sich im kommenden Jahr jedoch insofern wieder ändern, als die Fahrt mit dem ÖPNV nun doch wieder teurer werden soll.

Verkehrsbetriebe erhöhen teils Preise

Zwar lassen sich die einzelnen Tarife schwierig vergleichen, je nach Region lohnt sich dadurch auch das Deutschlandticket für manche Landkreise mehr als für andere. Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) aber soll etwa ein Einzelfahrschein im kommenden Jahr ab 3,30 Euro erhältlich sein und damit 30 Cent teurer sein als bislang. Auch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) erhöht die Ticketpreise für Einzelfahrten um 30 Cent auf künftig 3,50 Euro.

Menschen kaufen Fahrkarten an den Automaten im DB Reisezentrum in Fredrichstrasse in Berlin am 14. April 2023. 49 Euro Ticket kommt *** People buy tickets from vending machines at DB Reisezentrum in F ...
Der Kauf eines Fahrscheins für den ÖPNV soll im kommenden Jahr vielerorts teurer werden. Bild: imago images / Emmanuele Contini

Die anteilig höchste Preissteigerung erwartet laut Erhebungen der Nachrichtenagentur dpa die Fahrgäste des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV). Dort sollen die Ticketpreise zum 1. Januar um mehr als zwölf Prozent steigen. Zwar kostet eine Fahrt hier immer noch nur 1,90 Euro, jedoch gibt es in dieser Region auch deutlich weniger ÖPNV als etwa in der Hauptstadt.

Als Grund für die erneute Erhöhung im Jahr 2024 geben die Verkehrsbetriebe vor allem gestiegene Kosten für Personal und Energie, aber auch die Kraftstofffinanzierung an. Deutlich weniger erhöht der Verkehrs- und Tarifverbund München (MVV) mit nur gut vier Prozent seine Ticketpreise.

Landkreis Stendal streicht das Deutschlandticket für gesamte Region

Eine durchaus gravierendere Entwicklung erwartet hingegen die Fahrgäste in Sachsen-Anhalt. Der Landkreis Stendal entschied vergangene Woche, dass das beliebte Deutschlandticket hier gar nicht mehr gültig sein soll und Fahrgäste ab 2024 stattdessen wieder jede Fahrt einzeln zahlen müssen.

Ab dem 1. Januar ist das Deutschlandticket in Stendal und Umgebung demnach nicht mehr in den regionalen Bussen gültig, stattdessen müssen wieder Einzeltickets oder jeweilige Monatskarten des Verkehrsbetriebs gekauft werden. Züge der Deutschen Bahn sind demnach nicht von der Änderung betroffen.

Vor allem für Pendler:innen dürfte diese Änderung tiefe Einschnitte nach sich ziehen. Eine Einzelfahrt kostet im Landkreis, Stand jetzt, mindestens 2,40 Euro, plus Aufpreis je nach Strecke. Auch hier planen die Verkehrsbetriebe offenbar noch eine Preis-Anhebung ab kommendem Jahr.

"Einer der größten Vorzüge des Deutschlandtickets ist es, dass es für die Kund:innen mit dem Flickenteppich der Verkehrsverbände aufgeräumt hat. Das ist zutiefst verwirrend und ein Schlag ins Gesicht für die Abonnent:innen", kritisiert der Kreisverband der Grünen Altmark auf X, ehemals Twitter. Die Abgeordneten fordern eine Revision der Entscheidung.

Aktuell kostet das Deutschlandticket im Normaltarif 49 Euro pro Monat. Studierende und Auszubildende erhalten von ihrer jeweiligen Ausbildungsstätte teils Vergünstigungen, meist müssen sie nur einen kleinen Aufpreis auf ihr entsprechendes Monatsticket zahlen.

Noch immer fehlende Klarheit für Deutschlandticket ab April 2024

Immer wieder kam es in den vergangenen Monaten zu Diskussionen um die Finanzierung des Deutschlandtickets. Für das kommende Jahr besteht laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) trotz Absprachen zwischen Bund und Ländern noch immer eine Deckungslücke von 400 Millionen Euro.

Zunächst müssen Fahrgäste hier zwar keine Erhöhung fürchten, da die Kosten für das Deutschlandticket bis April 2024 gedeckt sind. Ob das Abo aber danach nochmal teurer wird, dazu möchte sich aktuell kaum jemand äußern.

Deutschladticket APP und Geldscheine *** Deutschladticket APP and banknotes Copyright: xLobeca/RHx
Die Finanzierung des Deutschlandtickets ab 2024 ist noch immer unklar. Bild: imago images / Lobeca

Der ÖPNV wird in Deutschland zur Hälfte aus sogenannten Regionalisierungsmitteln des Bundes und zur Hälfte aus den Einnahmen der Ticketpreise finanziert. Für die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets sind die Verkehrsminister:innen der Länder dazu angehalten, ein dauerhaftes Konzept zu erarbeiten.

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Problematisch ist hierbei, dass aktuell keine weiteren Zuschüsse von Bund und Ländern mehr vorgesehen sind. Entsprechend werden die Mehrkosten aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Fahrgäste umgewälzt.

Die einzig gute Nachricht an den Veränderungen im deutschen ÖPNV dürfte dabei sein, dass zumindest die überfüllten Regionalzüge bald wieder der Vergangenheit angehören könnten. Als Hauptgrund für den Kauf des Deutschlandtickets geben in einer repräsentativen Schufa-Umfrage 38 Prozent der Nutzenden den vergleichsweise günstigen Preis an. Wird das Ticket 2024 ebenfalls teurer, wird zumindest die Fahrt entspannter.

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