Die Deutsche Bahn hat nicht den besten Ruf. Das kommt nicht von ungefähr. Grund sind etwa die regelmäßig verspäteten Züge, spontane Gleisänderungen oder sogar komplett ausfallende Fahrten. Zuletzt streikte auch die neu designte Bahn-App für mehrere Stunden und löste Chaos aus. Kurzum: Kund:innen sind an Frust und Planänderungen gewöhnt.
Das 2022 eingeführte Deutschlandticket sorgte immerhin für ein wenig Hoffnung, dass die Bahn und auch das Bundesverkehrsministerium die Zeichen der Zeit erkennen und mit einfachen Lösungen ihre Kund:innen entlasten. Nun bahnt sich mit dem neuen ICE 3 Neo außerdem eine Komfortrevolution auf deutschen Schienen an.
Der ICE 3 Neo ist das modernste Zugpferd der Deutschen Bahn. Seit Dezember 2022 ist der neueste Intercity-Express zwischen NRW und München unterwegs. Vor einigen Tagen hat die Bahn zudem endlich den ersten Zug mit dem heiß erwarteten Innenraum-Upgrade der Neo-Flotte bekommen. Nach anfänglicher Skepsis sind die Reaktionen nun durchaus positiv.
Am 23. Oktober ist der erste Zug mit dem neuen Innendesign in Betrieb genommen geworden. Zur Ausstattung gehören neben Holzdekor und verstellbaren Sitzen auch Tablet-Halterungen und Steckdosen an allen Plätzen. Spezielle "Hightech-Fensterscheiben" verbessern zudem den Mobilfunk-Empfang, wie es in einer Mitteilung des Unternehmens hieß.
Auch Barrierefreiheit war schon immer ein Schwachpunkt der Deutschen Bahn. Ein neu entwickelter Hublift schafft im ICE 3 Neo Abhilfe und bietet endlich eine moderne Lösung für Rollstuhlfahrer:innen. Einer von ihnen hat auf X (ehemals Twitter) nach dem Test des Hublifts applaudiert:
Ein anderer User lobte auf der Plattform wiederum das neue Design sowie die "bequemeren Sitze", bezeichnet diese als "voll nice":
Eine weitere Neuerung ist eine LED-Leuchte, die bereits aus der Ferne erkennen lässt, ob ein Sitzplatz reserviert ist. Diese soll Bahnreisenden die Sitzplatzsuche erleichtern: Sie leuchtet gelb, wenn der Platz innerhalb der nächsten Haltestellen besetzt wird und rot, wenn er bereits belegt sein sollte.
Auch wer Wert auf Hygiene legt, darf jubeln: Im neuen ICE kann man fast kontaktlos die Toilette benutzen. Lediglich die Tür muss noch selbst geöffnet werden, WC-Spülung und Wasserspender funktionieren nun jedoch ohne Berührung.
Die Bahnchefs hatten im Vorfeld den Komfort einer 300 km/h schnellen Fahrt "wie im Wohnzimmer" versprochen. Und in der Tat muten die Neuerungen des ICE 3 Neo sinnvoll an und können Kund:innen auf eine neue Qualität des Bahnfahrens auf Langstrecken hoffen lassen. Besonders der erhöhte Sitzkomfort sowie die Verbesserung der Barrierefreiheit bedeuten einen Fortschritt.
Andere Veränderungen müssen jedoch erst einmal einem Realitätscheck unterzogen werden. So ist etwa das größte Problem mit Sitzplatzreservierungen nicht, dass sie bisher nicht richtig erkennbar waren, sondern dass an zahlreichen Plätzen "ggf. reserviert" stand, wogegen auch die neue LED-Leuchte nicht helfen dürfte.
Besserer Mobilfunk ist ebenfalls schön und gut. Doch gerade vor dem Hintergrund etlicher Funklöcher wäre es für Bahn-Kund:innen wohl wünschenswerter, wenn die Bahn endlich eine funktionierende WLAN-Verbindung spendieren würde.
Packt die Bahn an diesen Stellen an, sind die Züge – zumindest von innen – top ausgestattet für die Bedürfnisse der Bahnfahrenden. Die jetzigen Verbesserungen sind immerhin ein Anfang. Fehlt nur noch ein besserer Takt.