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Veganer Fisch zu Silvester: So schmecken Thunfisch, Lachs und Hummer rein pflanzlich

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Sushi mit Lachsfilet – das geht auch pflanzlich.Bild: iStockphoto / David-Prado
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Vegane Fischalternativen zu Silvester im Test: So schmecken Thunfisch, Lachs und Hummer auf rein pflanzlicher Basis

30.12.2021, 11:1430.12.2021, 11:42
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Zu Silvester gehören Fisch und Fleisch für viele dazu. Doch immer mehr Menschen verzichten auf tierische Lebensmittel. Allein in Deutschland hat die Zahl der Vegetarierinnen und Veganer in den letzten fünf Jahren stark zugenommen. Darauf reagiert auch der Markt: Es gibt so viele pflanzliche Alternativen zu kaufen wie nie zuvor. Sogar Discounter wie Penny und Lidl haben ihre eigenen veganen Produktreihen herausgebracht.

Trotz der neuen Vielfalt an veganen Produkten konnten bislang jedoch nicht alle Gelüste von Veganerinnen und Veganern gestillt werden, wie eine Ernährungsstudie des Unternehmens Veganz aus dem Jahr 2020 zeigt. Knapp über 24 Prozent der Befragten wünschten sich beispielsweise, mehr Fisch-Alternativen – denn die Auswahl daran war zum damaligen Zeitpunkt nicht sonderlich groß. Lediglich pflanzliche Fischstäbchen wurden von mehreren Herstellern angeboten. Doch das hat sich geändert.

Watson testet vier (neue) Produkte aus diesem Segment und untersucht sie auf Geschmack, Konsistenz, Nähe zum "Original" und Preis-Leistungs-Verhältnis.

Filees im Backteig aus Gemüse

Als "Bester veganer Fisch" mit dem Peta Vegan Food Award 2021 ausgezeichnet, verspreche ich mir von den Veggie Filees im Backteig der Marke "Fisch vom Feld" so einiges. Zumal sich die Marke auf ihrem Instagram-Profil als "Die erste ehrliche vegane Fisch-Alternative" bezeichnet. Was ist dran an diesem Versprechen?

"Fisch vom Feld" ist nicht etwa ein unabhängiges Start-up – es gehört zum bekannten Tiefkühlunternehmen Frosta. Dieses wurde bereits mehrfach mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet, zum Beispiel für seine Tiefkühlverpackung aus Papier. Auch bei "Fisch vom Feld" liegt der Fokus klar auf Nachhaltigkeit, wie sowohl die Produkt-Verpackung als auch die Website verraten.

"Wir verzichten bewusst auf Aromen, Geschmacksverstärker, Farbstoffe und Konservierungsstoffe. Das ist einzigartig im Markt", heißt es auf der Website. Die Basis des Produkts ist helles Gemüse wie beispielsweise Schwarzwurzel, die Filees schmeckten daher nicht nach Fisch, sondern eher neutral. Nach meinem Geschmackstest kann ich diese Aussage nur bestätigen: Der vegane Backfisch schmeckt lecker, ist dabei nicht aufdringlich, sondern sehr ausgewogen.

Ein weiteres Plus: "Fisch vom Feld" ist vollständig klimaneutral. Allerdings nicht deshalb, weil kein CO2 bei der Herstellung der Produkte entsteht, sondern weil die anfallenden Treibhausgasemissionen durch die Unterstützung von Aufforstungsprojekten ausgeglichen werden.

Fazit

Gut fürs Klima und für die Geschmacksnerven: Die Veggie-Filees sind echt lecker und einfach zu kombinieren – zum Beispiel mit Kartoffelbrei, Erbsen und einer weißen Dill-Sauce. Und ganz nebenbei ist das Filee noch klimaneutral und auf Gemüse-Basis.

Eine Packung mit 300 Gramm, was drei Filees entspricht, kostet 3,99 Euro – da kann man nicht meckern. Einen halben Punkt Abzug gibt es nur dafür, dass echten Fischfans der Geschmack vermutlich zu dezent sein dürfte.

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Hummer aus Tofu

Tofu ist aus der veganen Küche kaum wegzudenken. Er ist vielfältig einsetzbar und bereichert durch seine Textur und seine Fähigkeit, die unterschiedlichsten Geschmäcker anzunehmen, viele Gerichte. Aus diesem Grund haben sich Dörte und Freddy Ulrich auch auf das Sojaprodukt spezialisiert und gemeinsam das Unternehmen "Lord of Tofu" gegründet. Was alles aus Tofu gemacht werden kann, das beweisen sie durch ihre breite Produktpalette: Neben Fleisch- und Käseersatzprodukten sticht besonders ihre vegane Meeresküche hervor.

Neben einem Sojalachs-Filet, Räucherlocken (der veganen Alternative zu Schillerlocken), Tofu-Schrimps, -Thuna und -Lachs bietet "Lord of Tofu" seit Kurzem auch den sogenannten Südsee-Tofu als veganen Hummer-Ersatz an. Durch Zusatz von Nigari und Meeresalgen bekommt der Tofu seinen fischigen Geschmack.

Wie viel der vegane Hummer mit seinem tierischen Pendant zu tun hat, bleibt für mich ungewiss.
Wie viel der vegane Hummer mit seinem tierischen Pendant zu tun hat, bleibt für mich ungewiss.bild: lord of tofu

Nun muss ich ehrlich zugeben: Ich habe noch nie echten Hummer gegessen. Trotzdem – oder gerade deshalb – war ich sehr auf die vegane Variante gespannt. Es gab Pasta, den "Hummer" habe ich als Beilage dazu serviert. Was mich besonders überrascht hat: Der Geruch, der beim Anbraten in der Pfanne entstand. Er war sehr buttrig, was mich irritiert hat, denn erstens ist Butter nicht vegan und zweitens schien nichts auf der Zutatenliste den Geruch verursachen zu können.

Auch die Konsistenz war unerwartet, denn mit der schwammigen Tofu-Textur hatte die des veganen Hummers wenig zu tun. Im Gegenteil: Es war ein relativ fester Block, der sich gut anbraten ließ und dann mit der Gabel aber faserig zerdrücken oder schneiden ließ. Der Geschmack: extrem gut! Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber ganz sicher nicht das. Der Geruch hat nicht getäuscht, der Tofu-Hummer schmeckte buttrig und fein, weder zu würzig, noch zu trocken.

Fazit

Für den veganen Hummer kann ich als Person, die noch nie echten Hummer gegessen hat, eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Der Geschmack ist überraschend gut und lässt sich schlecht mit anderen veganen Ersatzprodukten vergleichen – der Südsee-Tofu ist ein echtes Unikat.

Den Preis von 3,79 Euro für zwei Hummerstücke à 90 Gramm finde ich völlig in Ordnung. Da die Tofublöcke aber doch insgesamt recht wenig Ähnlichkeiten zum "Original" aufweisen, gibt es dafür einen Punkt Abzug.

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Thunfisch aus Sojaprotein

Beim Testen veganer Fischalternativen darf der Thunfisch selbstverständlich nicht fehlen. Egal ob in der Pastasoße, als Salat oder auf der Pizza: In Deutschland ist Thunfisch extrem beliebt. Einem Bericht des MSC zufolge verdrückt ein Deutscher pro Jahr etwa ein Kilogramm davon. Dass das für die Meere ziemlich katastrophal ist, dürfte den meisten klar sein – spätestens seit der erschreckenden Netflix Doku "Seaspiracy", die die Fischindustrie und ihre gewaltige Wirkung auf die Meere und das Klima beleuchtet.

Anstatt sich also mit einem schlechten Gewissen wegen des eigenen Fischkonsums zu plagen, lohnt es sich, umzudenken und auch bei Thunfisch eine pflanzliche Alternative auszuprobieren. Ich habe den veganen Tuna von Vantastic Foods getestet. Hergestellt auf der Basis von Sojaprotein, gewürzt mit japanischem Reiswein bekommt er seinen fischigen Geschmack vor allem durch den Einsatz von Seetangextrakt.

So wie Vantastic Foods es auf seiner Instagram-Seite vorschlägt, habe ich den Thunfisch auf eine selbstgemachte Pizza gelegt und im Ofen gebacken. Beim Herausnehmen aus der Packung stieg von dem Tuna ein ziemlich penetranter Geruch auf und auch als die Pizza im Ofen war, entfaltete sich in meiner Küche eine fischige Duftwolke. Umso verwunderter war ich darüber, dass der Geschmack gar nicht so stark war, sondern eher süßlich als Thunfisch-ähnlich.

Fazit

Die Packung Thunfisch mit 300 Gramm kostet stolze 7,49 Euro. Das ist nicht wenig und dafür bekommt man auf jeden Fall nicht die Tuna-Erfahrung, die man sich vielleicht erhofft. Besonders die Süße hat mich gestört, weswegen gibt es für die Thunfisch-Alternative nur zwei Punkte.

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Lachs aus pflanzlicher Stärke

Die Auszeichnung, die der Backfisch von "Fisch vom Feld" im Jahr 2021erhalten hat, ging im Jahr zuvor an das Lachsimitat von "Vegan Zeastar", es wurde zur "Besten Fischalternative" gekürt. Frank Schmidt, Head of Corporate Affairs bei PETA, sagte: "Vegan Zeastar beweist, dass sich Tier–, Gesundheits– und Umweltschutz in einem leckeren Produkt vereinen lassen."

Der Hersteller hinter der Marke "Vegan Zeastar, "Vegan Finest Foods", arbeitet einem veganen Wirtschaftsmagazin zufolge seit Jahren an veganen Fischprodukten, die extrem authentisch schmecken und aussehen sollen. In den Niederlanden war das Lachsimitat schlagartig so beliebt, dass die Nachfrage eine Zeit lang nicht mehr bedient werden konnte. Seit Juli 2021 sind verschiedene Produkte von "Vegan Zeastar" auch in Deutschland erhältlich. Auch in Sushi-to-go-Boxen von Penny und "Eat Happy" kommt der vegane Lachs auf Basis von Tapiokastärke, der ohne Palmöl auskommt, zum Einsatz.

Als ich den Lachs aus seiner Verpackung nehme, bin ich fasziniert davon, wie exakt die Konsistenz vom tierischen Pendant nachgeahmt wurde. Sogar die weiße Maserung, die eigentlich Fettablagerungen anzeigt, wurde imitiert.

Auf der Rückseite der Packung steht, dass man den "Vegan Zeastar" nicht erwärmen, sondern zum Beispiel im Sushi kalt verwenden soll. Ich wage trotzdem den Versuch, ihn in einer veganen Spinat-Sahne-Soße mit Pasta zu verarbeiten – ein großer Fehler. Als ich ihn gemeinsam mit Schalotten in der Pfanne versuche, anzubraten, wird er einfach nur immer weicher und zerfließt regelrecht.

Fazit

Die Konsistenz des "Zeastarts" ist (im festen Zustand) extrem nah am Original, auch der milde Geschmack vom Lachs wird gut imitiert. Wer ihn im Sushi verwendet, wird damit glücklich. Ein bisschen schade finde ich es aber schon, dass er nicht auch angebraten verzehrt werden kann.

Zudem ist er mit 10,40 Euro für 230 Gramm das teuerste von allen getesteten Produkten. Dafür gibt es zwei Punkte Abzug.

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Brauchen wir noch echten Fisch auf dem Teller?

Nicht zum ersten Mal wird deutlich: Vegane Alternativen schmecken nicht zu hundert Prozent wie das Original. Die Frage ist doch aber: Müssen sie das überhaupt? Wenn ich in einen Tofu-Hummer oder eine Lachs-Alternative beiße, dann weiß ich, worauf ich mich einlasse. Nämlich auf ein gutes Gewissen, leckere Aromen und zumindest eine Annäherung an das, was ich vielleicht von meinen Tagen als Omnivore erinnere. Ich finde, das reicht völlig aus.

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