Nachhaltigkeit
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Folge des Ukraine Krieges: Ökobauern geht bald das Bio-Tierfutter aus

KUHHORST, GERMANY - NOVEMBER 24: Farmhand Beatrice Jasiewicz carries a sack of feed among domestic geese on an open field at the Oekohof Kuhhorst organic farm near Berlin on November 24, 2011 in Kuhho ...
Bio-Tierfutter wird in Deutschland knapp. Bild: Getty Images Europe / Sean Gallup
Nachhaltigkeit

Folge des Ukraine Krieges: Ökobauern geht bald das Bio-Tierfutter aus

30.03.2022, 16:09
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Der Ukraine-Krieg könnte deutsche Bio-Betriebe bald dazu zwingen, ihre Tiere mangels Öko-Futter konventionell zu füttern. Viele Betriebe bezögen ihr gentechnikfreies Eiweißfutter aus der Ukraine und der Schwarzmeerregion, sagt Holger Hennies, Präsident des Landvolks Niedersachsen in deser Woche. "Für gentechnikfreies Futter gibt es keine anderen Lieferanten." Das Problem betreffe die gesamte Veredelungsbranche, also die Schweine- wie auch die Geflügelmast.

Die Folge: In wenigen Wochen dürften die Lager mit Ökofutter leer sein. Dann müssten die Bio-Tierhalter auf konventionelles Futter umsteigen. Das gelte auch für die Eierproduktion, sagte Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft. Ob die Betriebe dann auch ihr Biosiegel beibehalten könnten, liege an der EU. Die strengen Regeln müssten zeitweise ausgesetzt werden, fordert der Verbandspräsident.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten für Landwirte

Der Krieg in der Ukraine hat viele Landwirte unerwartet in eine wirtschaftlich schwierige Situation gebracht: Fehlende Weizenlieferungen aus dem osteuropäischen Land haben die weltweiten Warenströme umgeleitet. Die Preise für Futter, Dünger und Energie sind stark gestiegen.

Mit Nachhaltigkeit krisenfest

Das Problem liegt allerdings nicht nur bei der Versorgung der Tiere, sondern zeigt auf, dass es ein krisenfestes und nachhaltiges Ernährungssystem braucht, um weitere Engpässe zu verhindern. Vor dem Treffen der Landwirtschaftsminister von Bund und Ländern am Mittwoch haben Grüne und Verbraucherschützer gefordert, den Umweltschutz nicht außer Acht zu lassen. "Um die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln mittel- und langfristig krisenfester zu machen, braucht es ein Ernährungssystem, das ernsthaft auf Nachhaltigkeit setzt", sagte dazu die Grünen-Expertin Renate Künast. Versorgungssicherheit werde es letztlich nur gemeinsam mit dem Schutz von Klima und Biodiversität geben.

Angesichts der derzeit rasant steigenden Lebensmittelpreise sei zudem eine Neuausrichtung nötig, forderte Künast am Dienstag. "Getreide gehört auf den Teller, aber nicht in den Futtertrog und auch nicht in den Tank." Derzeit bekommen vor allem Länder außerhalb von Europa die Knappheit von Getreide, die durch den russischen Krieg in der Ukraine verschärft wird, zu spüren. Aber auch hierzulande warnten Bauern zuletzt vor drastisch steigenden Preisen wegen des Kriegs, vor allem für Brot.

Foodwatch: Hunger aufgrund der Verteilung, nicht der Produktion

Die Minister und Ministerinnen von Bund und Ländern treffen sich ab Mittwoch zu ihrer Frühjahrs-Agrarministerkonferenz, die bis zum Freitag als Videokonferenz abgehalten wird. Den derzeitigen Vorsitz hat das Land Sachsen-Anhalt mit Minister Sven Schulze (CDU) inne.

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sprach sich vor dem Hintergrund der angespannten Lage ebenfalls für "weniger Nutztierhaltung und weniger Bio-Sprit" aus. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und seine Kolleginnen und Kollegen in den Ländern dürften nun nicht "unter dem Vorwand des Ukraine-Krieges Klima- und Umweltschutzauflagen in der Landwirtschaft beschneiden". Hunger in der Welt gebe es "nicht, weil wir zu wenig produzieren, sondern weil wir das Falsche produzieren und es schlecht verteilen".

Ausnahmeregelungen für Landwirte

Um die Produktion kurzfristig zu steigern und damit möglichen Versorgungsengpässen angesichts des Krieges zu begegnen, hatten EU und Bundesregierung zuletzt vorgeschlagen, dass die Landwirtinnen und Landwirte sogenannte ökologische Vorrangflächen, etwa Brachen, in diesem Jahr ausnahmsweise bebauen dürfen. Die deutschen Bauern sollen demnach auf solchen Flächen auch Pflanzenschutzmittel verwenden dürfen.

(crl / dpa)

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