Nachhaltigkeit
watson antwortet

Grün investieren: Was du über nachhaltige Geldanlagen wissen solltest

RECORD DATE NOT STATED Farmer woman has invested not only in land but also wind energy watching the turbines, model released, , 36267212.jpg, turbine, farmer, Woman, agriculture, Wind power, wind ener ...
Nachhaltiges Investment ist beliebt und dennoch sehr vorurteilsbehaftet, wir zeigen euch, worauf ihr achten solltet.Bild: imago / YAY images
watson antwortet

Grün investieren: Was du über nachhaltige Geldanlagen wissen solltest

14.03.2023, 12:19
Mehr «Nachhaltigkeit»

Geld anlegen: Das klingt erst einmal trocken. Dennoch nehmen sich viele Menschen vor, ihre Finanzen (neu) zu ordnen oder in das "Anlage-Game" überhaupt erst einzusteigen – und all das am liebsten nachhaltig.

"Wenn du Geld hast, das du investieren kannst und möchtest, dann gibt es nur eine Faustregel: Beschäftige dich mit dem Thema und fang an", sagt Inas Nureldin im Gespräch mit watson dazu. Er ist Founder und CEO der "Tomorrow"-Bank.

Wenn du dich schon länger gefragt hast, was eigentlich Green Investments sind und in nachhaltige Geldanlagen investieren möchtest, beantworten wir dir die wichtigsten Fragen.

Was qualifiziert eine Geldanlage als nachhaltig?

Herkömmliche Geldanlagen beziehen ausschließlich wirtschaftliche Faktoren ein. Als nachhaltige Geldanlagen bezeichnet man Investitionen, die der Prüfung auf ökologische, ethische und soziale Kriterien unterzogen wurden und deren Anlageziel ein nachhaltiges ist. Als nachhaltiges Anlageziel werden Branchen oder Zwecke verstanden, die sich positiv auf unsere Zukunft auswirken. Diese Definition ist allerdings bisher noch sehr vage.

Welche Green Investments gibt es?

Die Möglichkeiten, ein nachhaltiges Investment zu tätigen, kann man in drei Gruppen unterscheiden. Die nachhaltige Wirkung der verschiedenen Investments unterscheidet sich wie folgt:

1. Direktinvestments

Mit einem nachhaltigen Direktinvestment ist gemeint, dass ein:e Anleger:in Eigentum oder Miteigentum an einem Objekt, zum Beispiel einer Windkraftanlage erwirbt. Wenn man Erspartes auf einem Bankkonto anlegt, nutzt die Bank dieses Geld für Investitionen oder verleiht Beträge davon. Wer auf diese Art nachhaltige Projekte unterstützen will, sollte sich genau über die zur Auswahl stehenden Banken informieren und genau hinsehen, in welche Projekte diese investiert.

Inas Nureldin ist einer der Gründer von "Tomorrow" und hat uns ein paar Fragen beantwortet.
Inas Nureldin ist einer der Gründer von "Tomorrow" und hat uns ein paar Fragen beantwortet.bild: tomorrow.one/de-DE/presse/

2. Aktien und Aktienfonds

Eine deutlichere Nachhaltigkeitswirkung sei bei Aktien und Aktienfonds zu finden, meint Experte Inas Nureldin. Durch den Kauf von Aktien erwirbt man Anteile eines Unternehmens, das erhöht den Börsenkurs und sorgt unter anderem dafür, dass das jeweilige Unternehmen einen höheren Wert hat, Geld zu günstigeren Konditionen finanzieren kann oder es verringert die Gefahr einer Übernahme durch Konkurrenzunternehmen. Man unterstützt damit also ein Unternehmen aktiv.

Ein Aktienfonds ist eine Sammlung unterschiedlicher Unternehmensaktien. Wie die Unternehmen für einen Fonds ausgewählt werden, ist unterschiedlich. Inas Nureldin erklärt, worauf er bei der Auswahl achtet:

"Ich schaue zuerst darauf, ob ein Fonds aktiv oder passiv gemanagt ist. Eines der bekanntesten Beispiele für nachhaltige, passive Fonds sind sogenannte ETFs, bei denen die Aufnahme von einem Index abhängt, wie beispielsweise dem DAX oder dem Dow Jones Sustainability Index. Diese Indizes werden immer nach harten, standardisierten Regeln berechnet. Bei aktiven Fonds ist der Auswahlprozess etwas aufwändiger, denn hier werden in der Regel eigene, individuelle Kriterien angewendet."

Danach sei wichtig, zu schauen, nach welchen Kriterien Aktien in einen Fonds aufgenommen wurden. Gibt es einen Ausschluss nach Negativkriterien oder eine Aufnahme nach Positivkriterien? Werden nach dem Ansatz "Best-In-Class" nur die besten Unternehmen eines Sektors aufgenommen? Oder greift das Engagement-Prinzip? Hierbei bestimmen Investor:innen mit und können durch konstruktive Dialoge Einfluss in der Unternehmenspolitik nehmen.

Golden coils in soil with young plants
Es gibt viele Möglichkeiten, nachhaltig zu investieren.Bild: iStockphoto / artisteer

3. Green Bonds (Anleihen)

Green Bonds sind Anleihen, mit denen man keine Anteile eines Unternehmens kauft, sondern Kredite finanziert – bei Green Bonds leiht man Unternehmen Geld für nachhaltige Ziele. Anleihen sind Wertpapiere, die ähnlich funktionieren wie Kredite. Eine Person kauft eine Anleihe und erhält die Zusicherung des Emittenten, dieses Geld in einem bestimmten Zeitraum zurückzuzahlen. Meist erhält die kaufende Person auch Zinsen und kann mit einer Rendite rechnen. Bei einem Anleihe-Emittenten kann es sich sowohl um einen Staat als auch ein Unternehmen handeln. Hierbei seien Auswahlkriterien oft Negativkriterien und manchmal auch Positivkriterien und die Nachhaltigkeitswirkung dahinter sei vergleichbar mit der von Aktien, so Inas Nureldin.

Was sind Positiv- und Negativkriterien?
Positivkriterien sind die erfassten speziellen Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung, die besonders gewichtet werden. Die Positivkriterien basieren auf den 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen. Sie beziehen sich auf Leistungen, Technologien und Geschäftspraktiken von Unternehmen, beziehungsweise auf Aktivitäten und Praktiken von Staaten, die den Grundsätzen der SDGs entsprechen. "Negativkriterien" beschreiben Merkmale, die zum Ausschluss von Unternehmen oder Branchen aus nachhaltigen Investments führen.

Wie findet man "grüne" Geldanlageprodukte?

Nachhaltige Geldanlageprodukte sind oft mit den gängigen Attributen im Namen gekennzeichnet. Zusätzlich sollen die Labels, wie beispielsweise "ESG", "SRI" und "FNG" diese Produkte kennzeichnen. Als erste Indikatoren sind diese Abkürzungen – die für Umwelt, Soziales und Governance (ESG), für sozial verantwortliches Investieren (SRI) und für "Forum Nachhaltige Geldanlagen" (FNG) stehen – hilfreich.

Dennoch bedarf es einer genaueren Recherche, um sicherzugehen. Welche anderen Produkte weist das Portfolio auf? Welche Positiv- und welche Negativkriterien werden für die Auswahl der Unternehmen im Fonds angewendet? Was ist das Anlageziel? Welche anderen Unternehmen sind im Fonds?

Beliebt und informativ sind auch die Videos von Thomas von "Finanzfluss".Video: YouTube/Finanzfluss

Welche Vor- und Nachteile haben Green Investments?

Wer investiert, will Gewinne erzielen. Dass man sich zwischen dem Gewinn und der Nachhaltigkeit entscheiden muss, sei ein Mythos, sagt Nureldin. Nachhaltige Anlagen seien in der Performance mindestens vergleichbar mit herkömmlichen Finanzanlagen, das belegt auch eine Studie der Universität Hamburg sowie ein Test der Stiftung Warentest.

Das Risiko beim Investieren in eine nachhaltige Geldanlage hält der Experte für sehr gering:

"Natürlich können wir nicht wahrsagen oder in die Zukunft schauen, aber dass zum Beispiel erneuerbare Energien relevanter als fossile Energieträger werden, nachwachsende Rohstoffe langfristig klimaschädliche Produkte ablösen werden oder korrupte Unternehmen langfristig nicht wirtschaftlich agieren können, lässt sich schlecht leugnen."

Greenwashing möglich durch fehlende Regeln

Es gibt jedoch auch Greenwashing bei nachhaltigem Investment. "Wären alle Geldanlageprodukte tatsächlich so nachhaltig, wie sie sich ausgeben, dann wären wir einen riesengroßen Schritt weiter", meint Nureldin. Er sieht dies besonders kritisch, weil Vertrauen verspielt werde und die tatsächliche Wirkung von nachhaltigen Geldanlagen verhindert werde. Grund dafür, dass laut einer Studie nur zehn Prozent aller untersuchten Fonds überhaupt nachhaltig seien, wären die fehlenden Regeln, Definitionen und Gesetze.

Zusammengefasst:

Gründe für Green Investments ...

  • Sicherheit: Investitionen in nachhaltige Unternehmen oder Produkte (zum Beispiel Erneuerbare Energien) haben eine bessere Zukunftsaussicht als Unternehmen, die sich nicht nachhaltig neu strukturieren
  • Steuerung zu einer besseren Zukunft: Durch Investitionen zukunftsfähige und nachhaltige Unternehmen und Projekte fördern.
  • Zeichen setzen: Druck zur nachhaltigen Veränderung ausüben.

Wo es noch hapert ...

  • Wenig Transparenz: Keine einheitlichen und verbindlichen Mindeststandards für nachhaltige Anlageprodukte.
  • Greenwashing-Gefahr: Anleger:innen müssen genau recherchieren.

Welche Anlageform letztlich die richtige für mich ist, hängt von einigen Faktoren ab: Was will ich erreichen? Was sind meine Bedürfnisse? Wie risikofreudig bin ich? Wie viel und wie lange will ich mein Geld anlegen? Wie erfahren bin ich?

"Es gibt (also) nicht DIE eine, universell sinnvollste Anlageform", schlussfolgert Nureldin deshalb. "Viel mehr geht’s darum, dass du die für dich richtige Anlage, die in Einklang mit deinen Werte-Vorstellungen steht, findest."

Gelsenkirchen macht Ernst: Stadt verbietet E-Scooter

E-Scooter sind aus deutschen Städten schon fast gar nicht mehr wegzudenken. An jeder Ecke stehen mittlerweile Roller unterschiedlicher Anbieter wie Tier, Bolt oder Voi. In Gelsenkirchen könnte sich dies jedoch schon bald ändern.

Zur Story