Geld anlegen: Das klingt erst einmal trocken. Dennoch nehmen sich viele Menschen vor, ihre Finanzen (neu) zu ordnen oder in das "Anlage-Game" überhaupt erst einzusteigen – und all das am liebsten nachhaltig.
"Wenn du Geld hast, das du investieren kannst und möchtest, dann gibt es nur eine Faustregel: Beschäftige dich mit dem Thema und fang an", sagt Inas Nureldin im Gespräch mit watson dazu. Er ist Founder und CEO der "Tomorrow"-Bank.
Wenn du dich schon länger gefragt hast, was eigentlich Green Investments sind und in nachhaltige Geldanlagen investieren möchtest, beantworten wir dir die wichtigsten Fragen.
Herkömmliche Geldanlagen beziehen ausschließlich wirtschaftliche Faktoren ein. Als nachhaltige Geldanlagen bezeichnet man Investitionen, die der Prüfung auf ökologische, ethische und soziale Kriterien unterzogen wurden und deren Anlageziel ein nachhaltiges ist. Als nachhaltiges Anlageziel werden Branchen oder Zwecke verstanden, die sich positiv auf unsere Zukunft auswirken. Diese Definition ist allerdings bisher noch sehr vage.
Die Möglichkeiten, ein nachhaltiges Investment zu tätigen, kann man in drei Gruppen unterscheiden. Die nachhaltige Wirkung der verschiedenen Investments unterscheidet sich wie folgt:
Mit einem nachhaltigen Direktinvestment ist gemeint, dass ein:e Anleger:in Eigentum oder Miteigentum an einem Objekt, zum Beispiel einer Windkraftanlage erwirbt. Wenn man Erspartes auf einem Bankkonto anlegt, nutzt die Bank dieses Geld für Investitionen oder verleiht Beträge davon. Wer auf diese Art nachhaltige Projekte unterstützen will, sollte sich genau über die zur Auswahl stehenden Banken informieren und genau hinsehen, in welche Projekte diese investiert.
Eine deutlichere Nachhaltigkeitswirkung sei bei Aktien und Aktienfonds zu finden, meint Experte Inas Nureldin. Durch den Kauf von Aktien erwirbt man Anteile eines Unternehmens, das erhöht den Börsenkurs und sorgt unter anderem dafür, dass das jeweilige Unternehmen einen höheren Wert hat, Geld zu günstigeren Konditionen finanzieren kann oder es verringert die Gefahr einer Übernahme durch Konkurrenzunternehmen. Man unterstützt damit also ein Unternehmen aktiv.
Ein Aktienfonds ist eine Sammlung unterschiedlicher Unternehmensaktien. Wie die Unternehmen für einen Fonds ausgewählt werden, ist unterschiedlich. Inas Nureldin erklärt, worauf er bei der Auswahl achtet:
Danach sei wichtig, zu schauen, nach welchen Kriterien Aktien in einen Fonds aufgenommen wurden. Gibt es einen Ausschluss nach Negativkriterien oder eine Aufnahme nach Positivkriterien? Werden nach dem Ansatz "Best-In-Class" nur die besten Unternehmen eines Sektors aufgenommen? Oder greift das Engagement-Prinzip? Hierbei bestimmen Investor:innen mit und können durch konstruktive Dialoge Einfluss in der Unternehmenspolitik nehmen.
Green Bonds sind Anleihen, mit denen man keine Anteile eines Unternehmens kauft, sondern Kredite finanziert – bei Green Bonds leiht man Unternehmen Geld für nachhaltige Ziele. Anleihen sind Wertpapiere, die ähnlich funktionieren wie Kredite. Eine Person kauft eine Anleihe und erhält die Zusicherung des Emittenten, dieses Geld in einem bestimmten Zeitraum zurückzuzahlen. Meist erhält die kaufende Person auch Zinsen und kann mit einer Rendite rechnen. Bei einem Anleihe-Emittenten kann es sich sowohl um einen Staat als auch ein Unternehmen handeln. Hierbei seien Auswahlkriterien oft Negativkriterien und manchmal auch Positivkriterien und die Nachhaltigkeitswirkung dahinter sei vergleichbar mit der von Aktien, so Inas Nureldin.
Nachhaltige Geldanlageprodukte sind oft mit den gängigen Attributen im Namen gekennzeichnet. Zusätzlich sollen die Labels, wie beispielsweise "ESG", "SRI" und "FNG" diese Produkte kennzeichnen. Als erste Indikatoren sind diese Abkürzungen – die für Umwelt, Soziales und Governance (ESG), für sozial verantwortliches Investieren (SRI) und für "Forum Nachhaltige Geldanlagen" (FNG) stehen – hilfreich.
Dennoch bedarf es einer genaueren Recherche, um sicherzugehen. Welche anderen Produkte weist das Portfolio auf? Welche Positiv- und welche Negativkriterien werden für die Auswahl der Unternehmen im Fonds angewendet? Was ist das Anlageziel? Welche anderen Unternehmen sind im Fonds?
Wer investiert, will Gewinne erzielen. Dass man sich zwischen dem Gewinn und der Nachhaltigkeit entscheiden muss, sei ein Mythos, sagt Nureldin. Nachhaltige Anlagen seien in der Performance mindestens vergleichbar mit herkömmlichen Finanzanlagen, das belegt auch eine Studie der Universität Hamburg sowie ein Test der Stiftung Warentest.
Das Risiko beim Investieren in eine nachhaltige Geldanlage hält der Experte für sehr gering:
Es gibt jedoch auch Greenwashing bei nachhaltigem Investment. "Wären alle Geldanlageprodukte tatsächlich so nachhaltig, wie sie sich ausgeben, dann wären wir einen riesengroßen Schritt weiter", meint Nureldin. Er sieht dies besonders kritisch, weil Vertrauen verspielt werde und die tatsächliche Wirkung von nachhaltigen Geldanlagen verhindert werde. Grund dafür, dass laut einer Studie nur zehn Prozent aller untersuchten Fonds überhaupt nachhaltig seien, wären die fehlenden Regeln, Definitionen und Gesetze.
Gründe für Green Investments ...
Wo es noch hapert ...
Welche Anlageform letztlich die richtige für mich ist, hängt von einigen Faktoren ab: Was will ich erreichen? Was sind meine Bedürfnisse? Wie risikofreudig bin ich? Wie viel und wie lange will ich mein Geld anlegen? Wie erfahren bin ich?
"Es gibt (also) nicht DIE eine, universell sinnvollste Anlageform", schlussfolgert Nureldin deshalb. "Viel mehr geht’s darum, dass du die für dich richtige Anlage, die in Einklang mit deinen Werte-Vorstellungen steht, findest."