Deutsche wanderte in 1-Euro-Dorf aus – "habe mich getäuscht"
Immer wieder hört man von kleinen, fast verlassenen Orten, die ihre leerstehenden Häuser für sehr wenig Geld verkaufen, damit wieder Menschen zuziehen und sie nicht vollständig aussterben. Mussomeli auf Sizilien ist einer dieser Orte, 2017 stellten zuständige Behörden eine ganze Reihe an verlassenen Häusern für einen Euro auf den Immobilienmarkt.
Seit dem wurden etwa 150 sehr renovierungsbedürftige Häuser verkauft, außerdem etwa 300 "Premiumhäuser", die in nicht ganz so schlechtem Zustand waren. Dafür fielen diese mit etwa 11.500 Euro deutlich teurer als der symbolische Euro aus.
Auch Barbara Märkl hat vergangenes Jahr eines dieser Premiumhäuser gekauft. Seit dem renoviert sie ihr neues Zuhause und lebt sich in Mussomeli ein. Dabei hat das Leben im italienischen Dorf sie gleich mehrere Male überrascht.
Leben im Ein-Euro-Dorf in Italien: eine Überraschung
"Ich bin davon ausgegangen, dass Mussomeli eine verlassene Stadt ist, in der nichts passiert und war sehr überrascht darüber, dass ich mich getäuscht habe", sagt Märkl gegenüber CNN. "Die Stadt vibriert vor Leben im Sommer, es gibt fast jeden Tag ein Event. Religiöse Feste, Musikfestivals, Tänze, Livebands. Das war wirklich eine große Überraschung."
Auch seien die Menschen in Mussomeli sehr offen, hier würde jeder herzlich empfangen. "Die Menschen hier sorgen dafür, dass ich mich sehr wohl und willkommen fühle – deswegen habe ich entschieden, zu bleiben," führt Märkl aus.
Was ihr außerdem auffällt: Die Menschen feiern gerne und viel, aber nicht exzessiv. In Mussomeli gibt es keinen Kontrollverlust, keine betrunkenen Gruppen.
Mussomeli ist nicht perfekt – aber lebendig
Natürlich ist aber auch in Mussomeli nicht alles ideal. Die Infrastruktur ist nicht mit der einer Großstadt vergleichbar. Wer auf Shoppingmalls, U-Bahn oder Starbucks hofft, wird enttäuscht. Aber es gibt Supermärkte, Schulen, ein Kino, Cafés und Sportplätze. Auch eine ärztliche Versorgung wurde mit Hilfe von Fachkräften aus Argentinien wieder ausgebaut.
Menschen aus mehr 18 Ländern leben mittlerweile in Mussomeli – viele von ihnen dauerhaft. Einige haben Häuser gekauft, andere betreiben Bed & Breakfasts, zeigen Tourist:innen das bunte Leben im Ort.
Für Bürgermeister Giuseppe Catania ist klar: Das Projekt war nicht nur ein wirtschaftlicher Erfolg, es hat die Stadt auch geöffnet. "Die kulturelle Vielfalt ist genauso wichtig wie der Wiederaufbau", sagt er. Die Einwohnerzahl ist nach Jahrzehnten des Schrumpfens erstmals wieder stabil und es entstehen gerade neue Arbeitsplätze im Handwerk, im Tourismus und in der Gastronomie.