Die Preise für Lebensmittel steigen – und Bio-Lebensmittel sind für viele Menschen kaum noch erschwinglich. Denn sie sind meist teurer als herkömmliche. Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie der Verbraucherorganisation Foodwatch, der zufolge die Zahl kranker und verletzter Tiere auf Bio-Höfen kaum niedriger ist als auf konventionellen, ist eine neue Debatte darüber entbrannt, wie gut "bio" eigentlich wirklich ist.
Was bedeutet "bio" eigentlich genau? Schließlich gibt verschiedene Siegel und Zertifikate, da fällt es schwer, den Durchblick zu behalten.
Wir beantworten euch die wichtigsten Fragen rund um das Bio-Siegel und seine Bedeutung. Außerdem geben wir euch Tipps, wie ihr wirklich gute Lebensmittel erkennen könnt.
Verschiedene Produkte zeigen unterschiedliche Bio-Siegel – aber was genau unterscheidet sie? Welches Logo bedeutet wasß Und sind sie alle vertrauenswürdig? Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt mit einer Grafik, welche Siegel es gibt und wie empfehlenswert sie sind.
Das bekannteste Bio-Siegel ist das sechseckige Zeichen mit dem Schriftzug "Bio". Das Siegel existiert bereits seit 2001, es steht für die Kriterien der EG-Öko-Verordnung und definiert Mindestkriterien. Den Bewertungen des BUND zufolge ist es im Wesentlichen vertrauenswürdig.
Den deutschen Bioverbänden ging dieses Siegel aber nicht weit genug – sie haben zusätzliche Kriterien entwickelt, die weit über die Standards des EU-Bio-Siegels hinausgehen. Der BUND empfiehlt deshalb, die Bio-Produkte der Anbauverbände zu kaufen, wie etwa Demeter, Bioland oder Naturland.
Ihre Kriterien umfassen beispielsweise:
Laut Stiftung Warentest folgen Bio-Betriebe strengeren Kriterien in Bezug auf Tierschutz. Masthühner beispielsweise haben mehr Platz in ihren Ställen und müssen Auslauf im Freien haben. Außerdem schreiben Bioverbände Scharrräume und Sitzstangen vor. Zudem leben Bio-Masthühner auf ökologischen Höfen mit bis zu 90 Tagen länger als herkömmlich gehaltene.
Biobetriebe setzen sich für stärker für eine "artgerechte" Haltung der Tiere ein als herkömmliche. Zudem werden die Tiere in Bio-Höfen nur mit ökologischem Futter gefüttert. Trotzdem: Selbst die Bio-Haltung erlaubt es, ein bis zu 110 Kilogramm schweres Schwein auf einer Stall- und Außenfläche von insgesamt 2,3 Quadratmetern unterzubringen. Die Tierschutzorganisation Peta betont deshalb, dass eine solche Haltung niemals artgerecht oder ethisch vertretbar sein kann.
Die Art und Weise, wie die Tiere getötet werden, unterscheidet sich übrigens auch oft nicht. Wer sicherstellen will, dass für den eigenen Konsum kein Tier leiden musste, muss im besten Fall auf eine vegane Ernährung umsteigen. Bio-Produkte zu kaufen, reicht längst nicht aus.
Ganz klar: nein. Es gibt Bioprodukte, die von sehr weit her kommen und dadurch eine miese Ökobilanz haben. Denn ein langer Transport erzeugt viele CO₂-Emissionen. Auch wie viel Wasser etwa in der Herstellung verwendet wird, ist bei den Standard-Biolabeln kein Kriterium.
Wer also Lebensmittel regional und saisonal einkauft, tut dem Klima mitunter einen größeren Gefallen als mit Bio-Lebensmittel vom anderen Ende der Welt. Denn das Bio-Siegel sagt nicht zwingend etwas über die Nachhaltigkeit des Produkts aus.
Die Frage lässt sich nicht pauschal mit "Ja" oder "Nein" beantworten. Sicher ist allerdings, dass Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft weniger stark mit Pestiziden belastet sind. Das zeigt beispielsweise das Ökomonitoring 2020. Die geringere Pestizidbelastung lässt sich dadurch erklären, dass im Öko-Landbau auf den Gebrauch von chemisch-synthetischem Düngemittel verzichtet wird.
Zwar ist in Deutschland genau geregelt, wie Pestizide in der Landwirtschaft eingesetzt werden dürfen, Rückstände davon finden sich in Obst, Gemüse, Getreide und Produkten tierischer Herkunft aber trotzdem immer wieder. Vor allem bei schnell verderblichen Lebensmitteln wie Beeren und Tomaten werden oft Pestizid-Rückstände festgestellt.
Dass Bio-Lebensmittel weniger stark belastet sind, bringt nicht nur für unsere Gesundheit Vorteile, sondern auch für die Umwelt und die Tiere. In einem früheren Gespräch erklärte Ernährungsexpertin Astrid Donalies gegenüber watson: "Der Verzicht von Pestiziden trägt zu einer geringeren Umweltbelastung und einer positiven Artenvielfalt bei. Auch die Tiere profitieren von einer biologischen Landwirtschaft, da weniger Antibiotika verwendet werden und auf eine artgerechte Tierhaltung geachtet wird."
Manche Menschen schwören, dass Obst und Gemüse in Bio-Qualität besser schmeckt, doch die Stiftung Warentest konnte das in insgesamt 44 Tests nicht belegen. Bei Blindverkostungen, die im Jahr 2015 durchgeführt wurden, ließ sich die Bio-Qualität nicht herausschmecken.
Egal ob Hackfleisch, Oliven, Gouda, oder Salami Pizza – die Bio-Produkte schmeckten den Tester:innen nicht besser als die konventionellen Produkte. Bei Kartoffel-Chips waren die Bio-Produkte sogar klare Geschmacksverlierer.